Nicht tot genug 14
darfst das nicht vermasseln, na los!
Er zog sich die Kapuze seiner dünnen Windjacke über den Kopf und schleppte sich vorwärts. Wind war aufgekommen, der den Bauzaun leise klappern ließ. Die Wagen, die auf beiden Straßenseiten parkten, waren in das orangefarbene Licht der Straßenlaternen getaucht. Der MG stand etwa fünfzig Meter entfernt.
Er merkte selbst, wie unsicher er ging. Und dass man ihn beobachtete. Er wusste nicht, wo genau sie waren, aber sie waren da. Vermutlich warteten sie in einem Auto. Er kam an einem schwarzen Toyota Prius vorbei. Einer Ente. Einer staubigen Familienkutsche von Mitsubishi, die vor seinen Augen verschwamm. Die Übelkeit wurde schlimmer. Er spürte, wie ein Insekt über seinen linken Arm krabbelte und schlug mit der Hand danach. Dann eilten immer mehr Insekten über seinen Körper, er fühlte ihre winzigen, scharfen Füße auf der Haut. Er schlug sich auf Brust und Hals. Dann auf den Bauch. »Haut ab!«
Plötzlich überkam ihn Panik. Wo war die Dose mit seinen Dietrichen? Hatte er sie im Wagen verloren? Oder im Wohnwagen vergessen?
Er tastete seine Taschen ab. Nichts. Verdammte Scheiße.
Er suchte noch einmal. Und da war sie, in der rechten Tasche der Windjacke.
Reiß dich zusammen!
Als er den MG erreichte, hörte er einen Motor aufheulen und sah Bethany winkend an sich vorbeifahren. Sie hupte noch.
Blöde Kuh! Er grinste. Sah die Rücklichter verschwinden. Allmählich fühlte er sich etwas besser, holte die Dietriche aus der Tasche, wählte einen aus und schob die Spitze ins Türschloss. Nach wenigen Sekunden war es offen. Die Alarmanlage ging mit einem lauten Piepton los, begleitet vom Aufleuchten sämtlicher Lampen.
Skunk blieb ruhig. Wagen wie dieser waren nicht leicht zu knacken, sie verfügten über Schocksensoren und eine Wegfahrsperre. Zum Glück befanden sich wichtige Leitungen unmittelbar hinter dem Armaturenbrett. Man konnte sie kurzschließen und den Motor mit einer einzigen Überbrückung starten.
Der Innenraum roch gut, nach neuen Polstern, Leder und einem zarten Frauenparfum. Er setzte sich hinein und ließ die Tür offen, damit die Innenbeleuchtung anblieb. Er steckte den Kopf unter das Armaturenbrett und fand sofort, wonach er gesucht hatte. Zwei Sekunden später verstummte der Alarm.
Dann hörte er einen Schrei. Eine Frauenstimme. Wutentbrannt. »HEY, DAS IST MEIN WAGEN!«
*
Cleo rannte die Straße entlang, vor Wut wie von Sinnen. Es war schon schlimm genug, dass Roys unerwarteter Londontrip ihren sorgfältig geplanten Abend zunichte gemacht hatte. Schlimmer war, dass man sie auch noch gerufen hatte, um die Leiche eines toten Penners aus einem Bushäuschen in Peacehaven zu bergen. Und als sie jetzt sah, dass irgendein Arschloch versuchte, ihren Wagen zu klauen, war alles vorbei.
Die Tür knallte zu. Der Motor sprang an. Die Rücklichter leuchteten auf. Ihr wurde flau. Das Schwein haute tatsächlich ab. Als sie gerade den dahinter parkenden Volvo erreicht hatte, leuchtete der Innenraum ihres Wagens grell auf, als habe man eine riesige Lampe eingeschaltet.
Es gab keinen Knall. Keinerlei Explosionsgeräusch. Aber der Wagen füllte sich in Windeseile mit lautlos lodernden Flammen.
Cleo blieb stehen und starrte wie betäubt auf den brennenden Wagen. Fragte sich einen Augenblick lang, ob ein Vandale ihn absichtlich in Brand gesetzt hatte. Nur saß derjenige noch drin.
Sie warf sich nach vorn und sah sein verzweifeltes, ausgemergeltes Gesicht am Fenster. Er schien mit dem Türgriff zu kämpfen, warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür, die zu klemmen schien, und hämmerte dann verzweifelt und mit flehenden Augen ans Seitenfenster. Sie konnte sehen, dass seine Kapuze in Flammen stand. Und seine Augenbrauen. Jetzt spürte sie auch die Hitze. Voller Panik streckte sie die Hand nach dem Türgriff aus. Die Tür rührte sich nicht.
Plötzlich standen zwei Männer neben ihr, Polizeibeamte in schwarzen Overalls und Schutzwesten. Einer war stämmig und hatte den Kopf rasiert, der andere war groß mit Bürstenschnitt.
»Bitte treten Sie zurück«, sagte der Stämmige. Dann riss er mit beiden Händen am Türgriff, während sein Kollege es an der Beifahrertür versuchte.
Die Gestalt mit der brennenden Kapuze warf panisch den Kopf hin und her, den Mund weit aufgerissen vor Qual. Seine Haut warf Blasen.
»Schließ die Tür auf, Skunk, schließ doch um Gottes willen die Tür auf!«, brüllte der Stämmige.
Die Gestalt im Inneren versuchte etwas
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