Nicht tot genug 14
Außerdem ist Darren die ganze Zeit bei mir, und Walter Hordern meistens auch.«
»Abends werde ich hier und am Leichenschauhaus eine Extrastreife vorbeischicken. Hast du ein relativ aktuelles Foto von Richard?«
»Jede Menge. Im Computer.«
»Schick mir gleich eins per E-Mail, auf dem er gut zu erkennen ist. Ich gebe es an die örtliche Polizei weiter, falls er irgendwo auftauchen sollte.«
»Okay.«
»Wie kommst du heute zur Arbeit?«
»Darren holt mich ab.«
»Gut.«
Grace sagte noch, dass er abends etwas vom Chinesen und eine Flasche Wein mitbringen wolle, und küsste sie zum Abschied.
Es war erst Viertel vor sechs, aber er wollte noch zu Hause duschen, sich umziehen und rasieren. Er betrat das Haus so leise wie möglich, um Glenn Branson nicht aus seinem Schönheitsschlaf zu wecken und eine weitere Runde Seelenzerfleischung ertragen zu müssen.
Glenn hatte wie üblich ein wahres Chaos im Wohnzimmer hinterlassen. Überall lagen CDs und DVDs ohne Hülle, und auf einem Tablett am Boden befand sich eine Aluschale, die Reste einer durch dringend nach Fisch riechenden Fertigmahlzeit enthielt. Daneben lagen zwei leere Coladosen und eine Eisverpackung.
Grace machte sich fertig und ergriff die Flucht, wobei er noch kurz die CD eines Rappers, von dem er noch nie gehört hatte, in die HiFi-Anlage schob und diese auf volle Lautstärke stellte.
Die Musik dröhnte so ohrenbetäubend, dass er Glenn Bransons wütende Rufe gar nicht mehr hörte.
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ALS ROY GRACE um kurz vor sieben in sein Büro kam, lag auf dem Schreibtisch ein brauner Umschlag, auf dem ein Zettel von Bella Moy klebte. Der Umschlag enthielt die Urkunden von Brian Bishop, um die er gebeten hatte. Außerdem standen dort der Name und die Telefonnummer einer Adoptionsberaterin, die der Polizei schon öfter dabei geholfen hatte, Informationen über adoptierte Personen zu ermitteln.
Grace holte zwei längliche, gefaltete Dokumente aus dem Umschlag. Das Papier war gelblich mit rotem Aufdruck, die handschriftlichen Einträge hatte man mit schwarzer Tinte vorgenommen. Er entfaltete die erste Urkunde. Darüber stand: Beglaubigte Abschrift eines Geburtseintrags . Darunter befanden sich mehrere Spalten.
Geburtsdatum und Geburtsort: Siebter September 1964 um 3.47 Uhr, Royal Sussex County Hospital, Brighton
Name: Desmond William
Geschlecht: männlich
Name und Familienname des Vaters:
Name und Geburtsname der Mutter: Eleanor Jones
In einer Spalte ganz rechts stand adoptiert. Unterzeichnet hatte Albert Hole, leitender Standesbeamter.
Grace entfaltete das zweite Dokument. Diesmal lautete die Überschrift: Beglaubigte Abschrift eines Eintrags im Register des Zentralen Standesamts . Ganz unten am Ende des Dokuments war zu lesen: Beglaubigte Abschrift eines Eintrags im Adoptionsregister. Er las die einzelnen Spalten durch.
Datum der Eintragung: Neunzehnter September 1964
Name des adoptierten Kindes: Brian Desmond
Geschlecht des adoptierten Kindes: männlich
Name, Anschrift und Beruf der adoptierenden Personen: Mr Rodney und Mrs. Irene Bishop, 43 Brangwyn Road, Brighton. Firmendirektor.
Geburtsdatum des Kindes: Siebter September 1964
Datum des Adoptionsbeschlusses und Angaben zum ausführenden Gericht :Amtsgericht Brighton
Unterschrift des beglaubigenden Beamten: Albert Hole
Grace las beide Dokumente noch einmal gründlich durch und prägte sich das Wichtigste ein. Er sah auf die Uhr. Es war noch zu früh, um die Adoptionsberaterin anzurufen, das würde er sofort nach der Besprechung um halb neun erledigen.
*
»Loretta Laberknight«, meldete sich eine warme, raue Stimme. Grace erläuterte kurz, worum es ging.
»Sie möchten also herausfinden, ob dieser Brian Bishop einen Zwillingsbruder hat?« »So ist es.«
»Welche Informationen besitzen Sie über ihn?« »Ich habe seine Geburtsurkunde und eine Adoptionsurkunde vorliegen.«
»Ist es eine lange oder kurze Geburtsurkunde?«
Grace beschrieb das Dokument.
»Verstehe. Es ist die lange, die enthält mehr Informationen. Hat die Geburt in England oder Wales stattgefunden?«
»Er wurde in Brighton geboren.«
»Könnten Sie mir bitte vorlesen, was unter Geburtsdatum und Geburtsort steht?«
Grace las es ihr vor.
»Und was ist als Geburtsort angegeben?«
»Das Royal Sussex County Hospital in Brighton.«
»Das ist gut«, sagte sie erfreut. »In England und Wales wird nämlich nur bei Mehrlingsgeburten die genaue Uhrzeit angegeben. Daraus können Sie mit
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