Nicht tot genug 14
einen Moment Zeit für mich?«, erkundigte er sich atemlos.
»Ich muss meine älteste Tochter vom Schwimmen abholen. Dauert es lange?«
»Nur ein paar Minuten, es ist wirklich wichtig. Ist es richtig, dass Janet McWhirter befugt war, Einträge im Police National Computer vorzunehmen?«
»Ja, sie war die Einzige hier mit dieser Erlaubnis.«
»Und sie konnte eigenständig und ohne Kontrolle Dritter damit arbeiten?«
»Ja.«
»Könntest du bitte etwas für mich im PNC nachschauen?«
Lorna lächelte. »Ich sehe schon, du brauchst mich länger als ein paar Minuten. Ich rufe an, damit jemand Claire abholt.« Sie holte ihr Handy aus der Tasche.
Gemeinsam gingen sie in ihr Büro, wo Lorna sich in den Computer einloggte. »Schieß los!«
»Du musst ein Vorstrafenregister für mich überprüfen. Welche Informationen benötigst du dafür?«
»Name, Alter, Adresse.«
Grace nannte ihr die Angaben zu Brian Bishop.
»Brian Desmond Bishop, geboren am 7. September 1964?«
»Genau das ist er.«
Sie beugte sich ganz nah zum Bildschirm. »1979 wurde er von einem Jugendrichter zu zwei Jahren Jugendstrafe verurteilt, weil er ein vierzehnjähriges Mädchen vergewaltigt hatte. Und 1985 wurde er vom Landgericht in Lewes zu zwei Jahren Bewährung wegen schwerer Körperverletzung an einer Frau verurteilt. Ein netter Kerl!«
»Fällt dir irgendetwas an dem Eintrag auf?«
»Was sollte mir denn auffallen?«
»Könnte dieser Eintrag manipuliert worden sein?«
»Na ja, hier wäre eine Sache, aber die ist nicht so ungewöhnlich. Normalerweise werden derart alte Akten nie aufgerufen, sie bleiben einfach im Speicher. Man ruft sie gewöhnlich nur auf, um eine Änderung vorzunehmen, vielleicht weil neue Beweismittel aufgetaucht sind oder ein Urteil aufgehoben wurde.«
»Würdest du merken, wenn sich jemand daran zu schaffen gemacht hätte?« »Selbstverständlich!« Sie nickte zur Bekräftigung. »Bei jeder Veränderung hinterlässt derjenige einen elektronischen Fingerabdruck. Hier haben wir auch einen.«
Grace schoss in die Höhe. »Wo?«
»Alle Personen, die befugt sind, die Daten zu ändern, verfügen über einen individuellen Zugangscode. Diesen und das fragliche Datum hinterlassen wir statt einer Unterschrift, wenn wir die Änderung vornehmen.«
»Kannst du mir sagen, wessen Zugangscode das ist?«
Sie lächelte. »Den brauche ich gar nicht erst nachzuschlagen. Es ist Janets. Sie hat den Eintrag am 7. April dieses Jahres geändert.«
Jetzt war er wirklich aufgeregt. »Tatsächlich?«
»Ja.« Lorna klopfte stirnrunzelnd auf die Tastatur und schaut angestrengt auf den Bildschirm. »Interessant, das war nämlich ihr letzter Tag im Büro.«
114
UM KURZ VOR ACHT FUHREN GRACE , Branson und Nicholas in einem Streifenwagen langsam die Sackville Road entlang. Alle trugen kugelsichere Westen. Ihnen folgten zwei Ford Transit mit zwei Teams der lokalen Einsatzgruppe. Auf beiden Seiten standen schäbige Reihenhäuser aus der Anfangszeit des vorigen Jahrhunderts.
»262!«, rief Branson. »Wir sind da.«
Nicholas parkte in zweiter Reihe neben einem staubigen Ford Fiesta, die anderen Wagen parkten dahinter.
Über Funk wies Grace das zweite Team an, den Hintereingang zu decken und ihm Bescheid zu geben, sobald er an Ort und Stelle war.
Zwei Minuten später kam das Okay.
Sie stiegen aus. Grace wies die Kollegen des zweiten Teams an, zunächst noch im Wagen zu bleiben, und ging dann mit Branson und Nicholas die Betonstufen vor dem Haus hinunter. Neben zwei Mülleimern befand sich ein verschmutztes Erkerfenster mit geschlossenen Gardinen. Da es noch ziemlich hell war, hatte die Tatsache, dass drinnen kein Licht brannte, nicht viel zu bedeuten.
Die graue Haustür mit den blickdichten Scheiben benötigte dringend einen Anstrich, auch der Klingelknopf aus Plastik hatte schon bessere Zeiten gesehen. Grace drückte ihn. Nichts geschah. Er drückte noch einmal. Stille.
Grace klopfte laut an die Scheiben und rief: »Polizei! Aufmachen!«
Keine Antwort.
Er hämmerte erneut dagegen und rief noch lauter als zuvor. Dann wandte er sich an Nicholas und wies ihn an, die Einsatzgruppe mit dem Rammbock zu holen.
Kurz daraufkamen zwei stämmige Polizeibeamte, von denen einer den langen gelben Rammbock schleppte.
»Alles klar, Chief?«
Grace nickte.
Der Mann rammte die Stange gegen eine Glasscheibe, doch zur allgemeinen Überraschung prallte sie ab. Er versuchte es noch einmal, doch das Glas hielt auch diesmal stand.
Branson und Nicholas
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