Nicht tot genug 14
sahen ihn stirnrunzelnd an. »Hast wohl als Kind zu wenig Spinat gegessen.«
»Verdammte Scheiße!«
Sein Kollege, der noch kräftiger gebaut war, startete nun seinerseits einen Versuch und blickte ziemlich dämlich aus der Wäsche, als der Rammbock erneut abprallte.
»Mist! Der Kerl hat kugelsicheres Glas!« Er versuchte es am Türschloss, doch die Tür bewegte sich kaum. Nach zwei weiteren Versuchen brach ihm der Schweiß aus. »Ich glaube, der Typ hat Angst vor Einbrechern«, sagte er zu Grace.
»Er hat sich offenbar an die Ratschläge der Polizei gehalten«, warf Nick Nicholas in einem seltenen Anflug von Humor ein.
Der Polizeibeamte winkte sie beiseite, holte mit aller Kraft aus und rammte die Stange gegen die Tür. Sie gab ein wenig nach, Holzsplitter flogen in alle Richtungen.
»Verstärkt«, sagte er wütend. Er hieb solange auf die Tür ein, bis das Holz großflächig abgesplittert war und den Blick auf die Stahlplatte dahinter freigab. Er brauchte vier weitere Versuche mit dem Rammbock, bis die Platte soweit durchgebogen war, dass sich jemand hindurchzwängen konnte.
Sechs Beamte gingen hinein. Nach einigen Minuten öffnete einer die Tür von innen. »Das Haus ist leer, Sir.«
Grace bedankte sich bei der Einsatzgruppe und erklärte, er benötige sie jetzt nicht mehr.
Er zog Latexhandschuhe über und trat in den kleinen, düsteren Kellerraum. Der Boden war mit einem schäbigen Teppich ausgelegt und mit Einzelteilen von Computern, Stapeln von Autozeitschriften und Bedienungsanleitungen bedeckt. Es roch ziemlich feucht.
Am Ende des Raums stand ein intakter Computer; die Wand dahinter war mit Zeitungsausschnitten und Familienstammbäumen förmlich tapeziert. Rechts befand sich eine offene Tür, die in einen dunklen Flur führte.
Grace stieg vorsichtig über die Haufen auf dem Boden und trat vor die Wand.
»Scheiße!« Glenn Branson war neben ihn getreten.
Es war eine Galerie aus lauter Zeitungsausschnitten. Die meisten stammten aus dem Argus und großen Tageszeitungen und schienen Brian Bishops gesamte Karriere nachzuzeichnen. Darunter war auch ein Hochzeitsfoto von ihm und Katie. Daneben pappte ein Artikel auf dem lachsfarbenen Papier der Financial Times, der über den kometenhaften Aufstieg seiner Firma International Rostering Solutions PLC berichtete.
Grace bemerkte flüchtig, wie Branson und Nicholas sich um ihn herum bewegten, Gummihandschuhe überstreiften, Türen und Schubladen öffneten und schlossen, doch er hatte nur Augen für einen weiteren Artikel, der mit Klebeband an der Wand befestigt war. Die Titelseite des Argus vom vergangenen Montag, auf der ein großes Foto von Brian Bishop und seiner Frau und ein kleineres Foto von ihm selbst abgebildet war. Neben einer Spalte waren seine eigenen Worte böse Kreatur mit rotem Stift eingekreist.
Grace las den ganzen Absatz:
Wir haben es hier mit einem besonders abscheulichen Verbrechen zu tun … werden nicht eher ruhen, bis wir diese böse Kreatur ihrer gerechten Strafe zugeführt haben.
Nicholas hielt ihm ein offiziell wirkendes Dokument vor die Nase. »Ich habe gerade diesen Mietvertrag gefunden. Er hat eine Garage! Genau genommen sogar zwei, in Westbourne Villas.«
»Rufen Sie die Soko-Zentrale an. Jemand soll einen neuen Durchsuchungsbefehl aufsetzen und damit zum Richter laufen. Und zwar schnell!«
Wieder las er die rot umkreisten Wörter böse Kreatur, wurde aber von Branson aus seinen Gedanken gerissen: »Boss, du solltest lieber einen Blick hier reinwerfen.«
Grace ging durch einen schmalen Flur, der in ein feuchtes, fensterloses Schlafzimmer führte. An der Decke hing eine nackte Glühbirne. Das Bett mit der cremefarbenen Tagesdecke war säuberlich gemacht, und darauf lagen eine Perücke mit langem braunem Haar, ein künstlicher Bart, eine schwarze Baseballkappe und eine dunkle Sonnenbrille.
»Mein Gott!«
Wortlos deutete Glenn Branson auf etwas hinter ihm. Grace drehte sich um. Und erstarrte zu Eis.
An der Wand hingen drei stark vergrößerte Fotos. Auf dem ersten war Katie Bishop zu sehen. Sie trug einen Bikini und lehnte an der Reling einer Jacht. Ihr Gesicht war mit einem roten Kreuz durchgestrichen. Das zweite Foto zeigte Sophie Harrington auf einer Straße in London. Auch ihr Gesicht war mit einem roten Kreuz versehen.
Die dritte Aufnahme zeigte Cleo Morey, die gerade aus dem Eingang des Leichenschauhauses trat.
Das Foto trug kein Kreuz.
Grace riss sein Handy aus der Tasche und wählte ihre Nummer. Sie meldete sich
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