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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Haar, der im Garten nur Rost und Unkraut züchtete. Der dritte Ausgang war für den Jüngsten Tag reserviert. Er lag versteckt hinter einer Wand aus Sperrholz, die mit der gleichen Blumentapete beklebt war wie die umliegenden Wände. Von der Tapete war allerdings nicht viel zu sehen, da der ganze Raum mit Zeitungsausschnitten, Fotos und Familienstammbäumen bepflastert war.
    Ein Foto war nagelneu – er hatte es erst vor einer Viertelstunde aufgehängt. Es war eine körnige Aufnahme von Detective Superintendent Roy Grace aus dem Argus von heute, die er eingescannt, vergrößert und ausgedruckt hatte.
    Er starrte den Polizisten an, dessen scharfe Augen, den ruhigen, entschlossenen Gesichtsausdruck. Du könntest in der Tat ein Problem für mich werden. Du stehst mir im Weg. Darum müssen wir uns kümmern. Dir eine Lektion erteilen. Niemand nennt mich ungestraft eine böse Kreatur.
    »Niemand nennt mich eine böse Kreatur, verstanden? Das wird dir noch leid tun. Ich weiß genau, wen du liebst!«, brach es aus ihm heraus.
    Er hyperventilierte, seine linke Hand zuckte wie im Krampf. Dann lief er im Zimmer auf und ab und kehrte zu dem Foto zurück. Er spürte, dass er sein Dasein als Zeitmilliardär nicht länger genießen konnte. Denn die Zeit wurde ganz allmählich knapp.
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    UM KURZ VOR VIER stand Holly Richardson in der schicksten neuen Boutique von Brighton an der Kasse und bezahlte ein irrsinnig teures, mit Strass besetztes schwarzes Kleidchen, das sie um jeden Preis für die Party heute Abend brauchte. Sie bezahlte mit einer Kreditkarte, die praktischerweise als Werbesendung mit der Post gekommen war. Vor wenigen Tagen war dann auch die Geheimzahl gefolgt. Ihre andere Karte war bis zum Anschlag ausgereizt, und sie hatte ausgerechnet, dass sie den Betrag angesichts dessen, was sie als Empfangsdame eines Fitnesszentrums verdiente, ungefähr an ihrem fünfundneunzigsten Geburtstag abbezahlt hätte. Die neue Kreditkarte war ein Geschenk des Himmels.
    Einen reichen Mann zu heiraten, war nicht nur eine Möglichkeit, sondern absolut notwendig.
    Vielleicht würde sie ja heute Abend auf der Party, zu der sie mit Sophie gehen würde, endlich den wahnsinnig toll aussehenden, irrsinnig reichen Traummann kennenlernen, der auf dunkelhaarige Mädchen mit großer Nase stand. Der Gastgeber war ein erfolgreicher Musikproduzent, dessen hinreißendes Haus im maurischen Stil unmittelbar am Strand lag, ganz in der Nähe des Anwesens, das Paul McCartney seiner Heather in glücklicheren Zeiten gekauft hatte.
    Oh, Scheiße! Sie hatte Sophie gestern versprochen, zurückzurufen, sobald sie den Friseursalon verlassen hätte, es dann aber völlig verschwitzt.
    Als sie aus der Boutique trat, in der Hand die elegante Tüte mit der kostbaren Neuerwerbung, holte sie ihr winziges, nagelneues Nokia-Handy aus der Tasche und wählte die Nummer ihrer Freundin. Die Mailbox meldete sich sofort. Sie hinterließ eine Nachricht, in der sie sich entschuldigte und vorschlug, um halb acht irgendwo etwas zu trinken und danach mit dem Taxi zur Party zu fahren. Dann rief sie noch bei Sophie in der Wohnung an. Auch dort meldete sich nur der Anrufbeantworter.
    Holly hinterließ eine zweite Nachricht.
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    ROY GRACE HINTERLIESS DIESMAL keine Nachricht, da er schon auf Cleos Anrufbeantworter, ihr Handy und den Anrufbeantworter im Leichenschauhaus gesprochen hatte. Nun ertönte zum dritten Mal an diesem Tag ihre energische Ansage auf der Mailbox. Er legte auf. Sie ging ihm aus dem Weg, soviel war klar. Scheiße, Scheiße, Scheiße.
    Er war wütend auf sich selbst, weil er die Sache so ungeschickt angegangen war. Er hatte Cleo belogen und damit ihr Vertrauen zerstört. Sicher, es war eine Notlüge gewesen, aber trotzdem. Mit einer einzigen Frage hatte sie ihn völlig aus dem Konzept gebracht, einer Frage, die er einfach nicht beantworten konnte.
    Was passiert, wenn du sie findest?
    Er wusste es wirklich nicht. Es gab so viele Unwägbarkeiten, so viele Gründe, aus denen Menschen verschwanden, und die meisten davon kannte er. Er hatte die ganzen Fragen wieder und wieder mit der Beratungsstelle für die Angehörigen vermisster Personen und auch dem Psychiater, den er jahrelang aufgesucht hatte, durchgesprochen. Im Grunde seines Herzens klammerte er sich an die schwache Hoffnung, dass Sandy, falls sie noch am Leben war, unter Amnesie litt. Das war in den ersten Wochen nach ihrem Verschwinden auch durchaus realistisch gewesen, doch nach so vielen Jahren wurde

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