Nicht tot genug 14
getötet hatte, war es denkbar, dass er sich die Verletzung dabei zugezogen hatte. Es konnte aber auch reine Ungeschicklichkeit gewesen sein. Bishop wirkte eigentlich nicht ungeschickt, andererseits befand er sich in einer Ausnahmesituation.
»Welche Fortschritte haben Sie gemacht?«, erkundigte sich Bishop mit heiserer Stimme. »Haben Sie schon eine Ahnung, wer das getan haben könnte?«
Und ob, ich habe den Eindruck, ich sitze ihm gegenüber, dachte Grace, ließ sich aber nichts anmerken. »Leider sind wir nicht weitergekommen, Sir. Ist Ihnen vielleicht noch etwas eingefallen? Haben Sie und Ihre Frau sich Feinde gemacht?«
»Nein, nein, überhaupt nicht. Ich glaube aber, dass manche Leute neidisch waren, das schon.« »Warum glauben Sie das?«
»Na ja, Katie und ich, wir – wir waren so eine Art Traumpaar. Hier in der Stadt. Es lag wohl an unserem Lebensstil.«
»Den Sie selbst gewählt haben.«
Bishop lächelte freudlos. »Ja, das haben wir. Ehrlich gesagt, war es wohl eher Katies Wunsch. Sie wollte gerne im Rampenlicht stehen, hatte große gesellschaftliche Ambitionen.«
Eine Fliege summte hektisch durchs Zimmer. Grace folgte ihr mit den Augen und sagte dann: »Sie fahren einen recht auffälligen Bentley. Haben Sie ihn ausgesucht oder Ihre Frau?«
Bishop zuckte die Achseln. »Ich, aber Katie hat wohl die Farbe ausgesucht, die hat ihr wirklich gefallen.«
»Das ist sehr diplomatisch. Frauen haben manchmal Probleme mit diesen Männerspielzeugen, da sollte man sie möglichst einbeziehen.« Er warf Branson einen Blick zu. »Das gilt natürlich auch umgekehrt.«
Sein Kollege verzog das Gesicht.
Bishop kratzte sich am Kopf. »Hören Sie – ich brauche – ich brauche Hilfe, wegen der Bestattung, wie soll ich das schaffen?«
Grace schaute ihn mitfühlend an. »Leider liegt es nicht an mir, wann die Leiche freigegeben wird. Sie sollten aber schon einmal ein Bestattungsunternehmen kontaktieren. Dabei kann Ihnen Linda Buckley helfen.«
Bishop schaute in seine Kaffeetasse und sah plötzlich aus wie ein kleiner, verlorener Junge.
»Ich würde einen bestimmten Zeitabschnitt gerne noch einmal mit Ihnen durchgehen«, sagte Grace.
»Ja?«
Grace blätterte in seinem Notizbuch. »Sie haben am Donnerstag in London geschlafen und sind früh am Freitagmorgen nach Brighton gefahren, um Golf zu spielen.« Er blätterte noch eine Seite zurück und las sie aufmerksam durch. »Gestern Morgen um halb sieben hat der Portier Oliver Ihnen geholfen, Ihre Golfausrüstung und das Gepäck in den Wagen zu laden. Das stimmt doch, oder?« »Ja.«
»Und den Abend haben Sie in London verbracht und mit Ihrem Finanzberater, Mr. Phil Taylor, gegessen?«
»Ja, das kann er bezeugen.«
»Das hat er schon, Mr. Bishop.« »Gut.«
»Und der Portier hat bestätigt, dass er Ihnen um halb sieben beim Beladen des Wagens geholfen hat.«
»Das sollte er auch.«
»Selbstverständlich.« Grace las noch einmal seine Notizen durch. »Sind Sie sicher, dass Sie zwischen dem Abendessen und Ihrem Aufbruch am nächsten Morgen nicht noch woanders gewesen sind?«
Brian Bishop zögerte, weil er an das bizarre Telefonat mit Sophie denken musste. Es ergab einfach keinen Sinn. Nie und nimmer war er eineinhalb Stunden zu ihr nach Brighton und von dort aus wieder nach London gefahren, ohne sich daran erinnern zu können.
Oder doch?
Er sah die Beamten nacheinander an. »Nein, ich bin definitiv nirgendwo gewesen.«
Grace hatte das Zögern bemerkt, doch dies war nicht der richtige Augenblick, um die Aufnahme der Kamera zu erwähnen.
Grace konnte auf einige Ermittler zurückgreifen, die in Vernehmungstechniken geschult waren und Bishop gehörig unter Druck setzen würden. Die Kameraaufnahme wollte er sich für diese Gelegenheit aufheben.
Dieser Teil der Vernehmung würde beginnen, sobald Grace Bishop offiziell als Verdächtigen behandelte. Und das würde nicht mehr lange dauern.
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AUCH IN DEN Z WEI -U HR -N ACHRICHTEN im Radio kam der Mord an Katie Bishop an erster Stelle, genau wie in den vergangenen vierundzwanzig Stunden. Mit jedem Bericht wurde die Geschichte ein wenig mehr aufgepeppt, um sie noch glamouröser zu machen. Allmählich hörte es sich an wie eine Seifenoper.
High Society von Brighton.
Reicher Geschäftsmann.
Straße der Millionäre.
Der Sprecher Dick Dixon versuchte verzweifelt, seinen Bericht interessant zu gestalten, obwohl es keine echten Fortschritte bei den Ermittlungen gab. Er wollte den Eindruck erwecken, dass ein
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