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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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aufbrechen?«
    »Und wenn sie da drinnen gerade schwer zu Gange ist?«
    Curtis antwortete mit einem Achselzucken.
    Norris klopfte noch einmal. »Hallo, Ms. Harrington? Hier ist die Polizei!«
    Immer noch nichts.
    Norris nahm Anlauf und warf sich mit seinem massigen Körper gegen die Tür. Sie wackelte, gab aber nicht nach. Beim zweiten Versuch brach das Schloss splitternd aus dem Rahmen. Er taumelte in einen schmalen Flur und stützte sich an der Wand ab.
    »Polizei!«, rief Norris und drehte sich zu seinem jungen Kollegen um. »Bleib direkt hinter mir. Nichts berühren. Es könnten Beweisstücke sein.«
    Curtis schlich auf Zehenspitzen und mit angehaltenem Atem durch den Flur. Der Sergeant stieß eine Tür auf und blieb abrupt stehen.
    »Verdammte Scheiße! Was für eine verdammte Scheiße!«
    Als Curtis neben ihn trat, überkamen ihn Ekel und Entsetzen. Ihm wurde ganz kalt im Magen. Er wollte verzweifelt wegsehen, doch eine morbide Faszination, die weit über seine beruflichen Pflichten hinausging, zwang ihn, auf das Bett zu starren.
    58
     
    ROY GRACE STARRTE AUF CLEOS NACHRICHT:
     
    Sieh zu, dass du mit dir ins Reine kommst.
    Ruf an, wenn du zurück bist.

      Keine Unterschrift. Kein Kuss. Nur diese knappen Worte.
    Immerhin hatte sie sich gemeldet.
    Im Geiste legte er sich eine ebenso knappe Antwort zurecht, verwarf sie aber sofort wieder, überlegte sich eine neue, die er ebenfalls verwarf. Er hatte auf ein Sonntagsessen mit ihr verzichtet, um in München nach seiner Frau zu suchen. Wie musste sich Cleo dabei wohl vorkommen?
    Andererseits könnte sie ruhig ein bisschen Mitgefühl zeigen. Er hatte nie ein Geheimnis aus Sandys Verschwinden gemacht. Was blieb ihm denn anderes übrig? Hätte nicht jeder andere in seiner Lage genauso gehandelt?
    Plötzlich überkam ihn eine Welle des Zorns auf Cleo, die sicher durch seine Müdigkeit, den Stress und die Hitze hervorgerufen wurde. Verdammt noch mal, ist das denn so schwer zu begreifen, Frau?
    Er spürte Marcel Kullens Blick und zuckte die Achseln. »Frauen.«
    »Stimmt was nicht?«
    Grace legte das Telefon weg und umfasste das schwere Glas mit beiden Händen. »Das Bier ist gut. Sogar mehr als gut.« Er nahm einen tiefen Schluck. »Alles andere ist leider nicht so gut.«
    Der Kriminalhauptkommissar lächelte verlegen, als wisse er nicht, was er dazu sagen sollte.
    Ein Mann am Nebentisch rauchte eine Bruyere-Pfeife, und als der Rauch zu ihnen herüber wehte, fühlte sich Grace plötzlich an seinen Vater erinnert, der ebenfalls Pfeife geraucht hatte. Ihm fielen die Rituale wieder ein. Wie sein Vater den Stiel mit den langen, weißen Pfeifenreinigern gesäubert hatte, die sich sofort braun färbten. Wie er den Kopf mit einem kleinen Messinginstrument ausgekratzt hatte. Wie er den Tabak gemischt, die Pfeife gestopft und mit einem Feuerzeug von Swan Vesta angezündet, daran gezogen, sie gelöscht und wieder angezündet hatte. Schon bald hatte sich das Wohnzimmer mit dem verführerischen Aroma des Tabaks gefüllt. Wenn sie von einem kleinen Boot aus angelten oder am Ende des Palace Pier oder an der Mole des Hafens von Shoreham saßen, hatte Roy immer aufgepasst, aus welcher Richtung der Wind wehte, und dann den zarten Tabakrauch aufgesogen.
    Was hätte wohl sein Vater in seiner Lage getan? Jack Grace hatte Sandy geliebt. Bevor er mit fünfundfünfzig viel zu jung im Hospiz an Darmkrebs starb, verbrachte sie viele Stunden an seinem Bett, unterhielt sich mit ihm, spielte Scrabble oder las ihm aus Sportzeitschriften vor, damit er die Wetten auswählen konnte, die sie für ihn platzierte. Sie hatten sich vom ersten Tag an wunderbar verstanden.
    Jack Grace war immer mit dem zufrieden gewesen, was er hatte. Bis zum Tag seiner Pensionierung hatte er als Sergeant im Innendienst gearbeitet und in seiner Freizeit an Autos herumgeschraubt oder auf Pferde gewettet, ohne je an die große Karriere zu denken. Aber er war gründlich gewesen, detailversessen und darauf bedacht, alles zu Ende zu führen. Er hätte es gutgeheißen, dass Roy nach München gefahren war. Daran bestand kein Zweifel.
    Verdammt noch mal, dachte Roy, diese Stadt weckt die Geister der Vergangenheit.
    »Sagen Sie mal, Roy, wie gut hat Inspector Pope Ihre Frau gekannt?«, erkundigte sich Kullen.
    Die Frage holte ihn in die Wirklichkeit zurück. »Er und seine Frau waren unsere besten Freunde. Wir sind jedes Jahr mit ihnen in Urlaub gefahren.«
    »Also würde er sie nicht so schnell mit jemandem verwechseln?«
    »Nein,

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