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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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in Dunkelgrün und Weiß gehalten und frisch gestrichen. Auf einem Marmorsockel stand die Bronzefigur eines nackten Mannes mit verschränkten Armen und winzigem Penis; überall gab es Mülleimer, Abstellflächen für leere Gläser und höflich formulierte Schilder in deutscher und englischer Sprache.
    Als Kullen zur Theke ging, trat Grace ein wenig beiseite, um den Biergarten zu überblicken. An den Tischen mussten mehrere Hundert Gäste sitzen, die meisten mit großen Biergläsern vor sich. In der Luft waberte ein verführerischer Duft von gegrilltem Fleisch.
    Wo mochte Sandy gesessen haben? Im Sommer trank sie gerne Bier, und er hatte sie oft mit ihrer deutschen Herkunft aufgezogen. Allmählich konnte er sie verstehen, fühlte sich aber auch ein wenig als Eindringling, der ihr ureigenes Terrain betrat, auf dem er womöglich nicht erwünscht war. Lag das an seiner Müdigkeit, dem Durst oder der Tatsache, dass er tatsächlich mitten in München stand?
    Kullen kam mit zwei Biergläsern zu ihm herüber. »Wo sollen wir uns hinsetzen?«
    Grace deutete auf die Büste eines bärtigen Mannes mit strenger Miene. Darunter stand der Name PAULANER. »War das ein deutscher Philosoph?«
    Kullen grinste. »Nicht direkt. Paulaner heißt die größte Brauerei in München.«
    »Verstehe.« Grace kam sich ziemlich dämlich vor.
    Kullen wies auf einen Tisch am Ufer, wo gerade eine Gruppe junger Rucksacktouristen aufgestanden war. »Sollen wir uns dorthin setzen?«
    »Perfekt.«
    Im Gehen schaute Grace sich alle Gesichter an, doch das eine, auf das er hoffte, war nicht dabei.
     
    *
     
    War Sandy wirklich vor wenigen Tagen hier gewesen? War sie vielleicht sogar Stammgast und saß oft hier, um ein Bier zu trinken und auf den See zu schauen?
    Mit wem?
    Einem neuen Mann? Neuen Freunden?
    Dachte sie jemals an die Vergangenheit, an ihn, an ihr gemeinsames Leben, an all die Träume und Versprechen und gemeinsamen Erlebnisse?
    Er holte wieder die Karte von Dick Pope hervor, um sich zu orientieren.
    Kullen, der eine Sonnenbrille im Pilotenstil aufgesetzt hatte, hob sein Glas, und Grace tat es ihm nach. »Skol!«
    Der Deutsche schüttelte lächelnd den Kopf. »Wir sagen Prost!«
    »Prost!« Sie stießen miteinander an.
    »Auf den Erfolg«, sagte Kullen. »Oder lieber doch nicht?«
    Grace lachte kurz und bitter; der Deutsche hatte einen wunden Punkt getroffen. Wie aufs Stichwort piepste sein Handy.
    Eine Nachricht von Cleo.
    57
     
    P OLIZEIANWÄRTER DAVID C URTIS und Sergeant Bill Norris stiegen kurz vor dem Haus, das man ihnen genannt hatte, aus dem Streifenwagen.
    Die Haustür Nr. 17 sah aus, als habe sie seit Jahrzehnten keine Farbe mehr gesehen, und die meisten Namen auf den Klingelschildern waren handgeschrieben und verblichen. S. Harrington hingegen sah noch ziemlich frisch aus.
    Bill Norris drückte auf die Klingel. »Weißt du, früher haben wir eine Observierung nur zu viert durchgeführt. Heute brauchen die manchmal zwanzig Leute dafür. Einmal wurde es richtig eng. Da gab es eine Nutte, die immer in den Delikatessenladen ging, den wir observierten. ›Toller Hintern, tolle Titten‹, habe ich in den Bericht geschrieben. Ist nicht so gut angekommen.« Er klingelte noch einmal.
    Sie warteten weiter. Dann drückte Norris alle Knöpfe hintereinander. »Vorbei mit der Sonntagsruhe.« Er tippte auf seine Armbanduhr. »Ob sie wohl in der Kirche ist?«
    »Ja, bitte?«, erklang eine zittrige Stimme.
    »Wohnung 4. Hab meinen Schlüssel verloren. Könnten Sie mich bitte rein lassen?«
    Ein lauter Summton, dann klickte das Schloss.
    Der Sergeant drückte die Tür auf und wandte sich an seinen jungen Kollegen. »Niemals sagen, wer man ist, sonst lassen die einen nicht rein.« Er tippte sich verschwörerisch an die Nase. »Das wirst du auch noch lernen.«
    Curtis schaute ihn an und fragte sich, wie oft er den Kerl wohl noch ertragen musste. Hoffentlich würde ihm selbst jemand das Licht ausknipsen, bevor er so ein armes Schwein wurde.
    Sie gingen durch einen muffigen Flur, vorbei an zwei Fahrrädern und einem Regal, auf dem sich Post türmte, hauptsächlich Werbesendungen. Aus Wohnung 2 im ersten Stock erklangen Schüsse, gefolgt von James Garners sonorer Stimme: »Hände hoch! Stehen bleiben!«
    Die letzte Treppe war schmaler und endete vor Wohnung 4.
    Norris klopfte laut. Nichts. Noch lauter. Er schaute seinen Kollegen an. »Also gut, Söhnchen. Irgendwann stehst du allein hier. Was würdest du an meiner Stelle tun?«
    »Die Tür

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