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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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und seine Frau auch nicht.«
    Ein durchtrainiert wirkender junger Mann in gelbem T-Shirt und roter Hose räumte am Nebentisch Gläser ab.
    »Verzeihung, sprechen Sie Englisch?«, fragte Grace.
    »Worauf Sie sich verlassen können!«, grinste der junge Mann.
    »Sind Sie Australier?«
    »Und wie!«
    »Na wunderbar, vielleicht können Sie mir weiterhelfen. Waren Sie letzten Donnerstag auch hier?«
    »Ich bin jeden Tag hier, von zehn Uhr morgens bis Mitternacht.«
    Grace zog ein Foto von Sandy aus der Tasche und zeigte es ihm. »Haben Sie diese Frau schon einmal gesehen? Sie soll letzten Donnerstag um die Mittagszeit hier gewesen sein.«
    Der junge Mann schaute sich das Foto eingehend an. »Letzten Donnerstag?«
    »Genau.«
    »Nein, da klingelt gar nichts bei mir. Was aber nicht heißt, dass sie nicht hier gewesen ist. Hier kommen jeden Tag Hunderte von Leuten hin.« Er zögerte. »Mensch, ich sehe so viele Gesichter, dass sie alle ineinander verschwimmen. Ich kann aber gern meine Kollegen nach ihr fragen.«
    »Bitte, es ist mir sehr wichtig.«
    Wenige Minuten später kam er mit einer Gruppe junger Leute zurück, die alle wie er in Rot und Gelb gekleidet waren.
    »Tut mir leid, aber das ist ein Haufen von Volltrotteln. Ich habe mein Bestes getan und sie hergeschleppt!«
    »Ach komm, Ron, wir wissen ja, was mit dir los ist«, sagte ein stämmiger Typ, der ebenfalls Australier war, und wandte sich an Grace. »Entschuldigung, mein Kumpel ist ein bisschen zurückgeblieben. Geburtsfehler. Wir geben uns alle Mühe mit ihm.«
    Grace zwang sich zu einem Lächeln und reichte ihm das Foto. »Ich suche nach dieser Frau. Ich glaube, dass sie am vergangenen Donnerstag um die Mittagszeit hier gewesen ist. Hat einer von Ihnen sie vielleicht gesehen?«
    Der stämmige Australier nahm das Foto, schaute es an und ließ es herumgehen, doch einer nach dem anderen schüttelte den Kopf.
    Marcel Kullen holte einige Visitenkarten aus der Tasche und verteilte sie. Plötzlich wurden alle ernst.
    »Morgen komme ich noch einmal vorbei«, sagte der Kripobeamte. »Ich lasse das Foto für Sie kopieren. Bitte rufen Sie mich umgehend an, wenn die Frau wieder auftauchen sollte – auf dem Handy oder im Landeskriminalamt. Es ist sehr wichtig.«
    »Keine Sorge, wir kümmern uns drum«, versicherte Ron.
    »Ich bin Ihnen sehr verbunden.«
    »Kein Problem.«
    Grace bedankte sich noch einmal. Nachdem die Kellner an die Arbeit zurückgekehrt waren, hob Kullen sein Glas und sah Grace feierlich an. »Falls Ihre Frau wirklich in München ist, werde ich sie finden. Koste es, was es wolle.«
    Grace stieß mit ihm an. »Ich bin Ihnen sehr dankbar.«
    »Ich habe mir noch einige Punkte notiert. Sie hat ihr ganzes Leben in England verbracht. Gibt es Dinge, die sie wirklich vermissen würde? Vielleicht bestimmte Lebensmittel?«
    Grace dachte nach. Die Frage war gar nicht so schlecht. »Marmite! Das ist eine Würzpaste, auf die sie ganz wild war. Die hat sie sich jeden Tag beim Frühstück auf ihren Toast gestrichen.«
    »Also gut, Marmite. Auf dem Viktualienmarkt gibt es einen Stand, der englische Lebensmittel verkauft. Da frage ich mal nach. Hatte sie irgendwelche gesundheitlichen Probleme, Allergien oder ähnliches?«
    Grace überlegte angestrengt. »Nein, Allergien hatte sie keine, aber sie konnte fettes Essen nicht vertragen. Das war irgendwie genetisch bedingt. Sie bekam furchtbare Verdauungsprobleme, wenn sie zu fett gegessen hatte, und musste auch etwas dagegen einnehmen.«
    »Wissen Sie noch, wie das Medikament hieß?«
    »Chlomotil oder so ähnlich. Ich kann es zu Hause nachschauen.«
    »Gut, dann erkundige ich mich bei den Ärzten hier in München, ob sich jemand, auf den Ihre Beschreibung passt, dieses Medikament hat verschreiben lassen.«
    »Gute Idee.«
    »Es gibt noch andere Möglichkeiten. Welche Musik hat sie gehört? Ging sie gern ins Theater? Hatte sie Lieblingsfilme oder -stars?«
    Grace spulte eine ganze Liste herunter.
    »Wie sieht es mit Sport aus? Hat sie Sport getrieben?«
    Auf einmal wurde ihm klar, wie geschickt der Deutsche vorging. Was vor wenigen Stunden noch schier unmöglich ausgesehen hatte, reduzierte sich allmählich auf eine lösbare Aufgabe. Und es zeigte ihm, wie sehr sein eigenes Denken blockiert war, dass er den Wald vor lauter Bäumen nicht sah. »Schwimmen!« Warum war er nicht schon früher darauf gekommen? Sandy war eine Fitnessfanatikerin. Jogging kam für sie nicht in Frage, weil sie Knieprobleme hatte, aber Schwimmen war ihre

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