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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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fühlte sich an, als wäre er mit Eis gefüllt. Standesamt. Wenn Sandy nun eine neue Identität angenommen und wieder geheiratet hatte?
    Sie bogen von einer baumbestandenen, mit Hecken gesäumten Straße auf einen kleinen Platz mit Kopfsteinpflaster und weiteren efeubewachsen Häusern. Hier sieht es fast so aus wie in England, dachte Grace.
    Der Kriminalhauptkommissar fuhr in eine Parklücke und schaltete den Motor aus. »Wollen wir hier anfangen?«
    Grace nickte, obwohl er sich ein wenig hilflos vorkam. Er wusste nicht genau, wo sie waren, und als ihm der Deutsche hilfsbereit die Stelle auf dem Stadtplan zeigte, sah er, dass er am völlig falschen Ort gesucht hatte. Er holte die kleine Karte hervor, auf der Dick Pope mit einem Kreis die genaue Stelle markiert und ihm zugefaxt hatte. Er gab sie Marcel Kullen, der einen kurzen Blick darauf warf und die Wagentür öffnete.
    Als sie in der Hitze die Straße entlanggingen, zog sich der Himmel allmählich zu. Grace hängte sich die Jacke über die Schulter und schaute sich unauffällig nach einem Lokal um. Er war müde und durstig und hätte gut einen Kaffee und ein Wasser vertragen können. Andererseits war ihm klar, dass sie keine Zeit verlieren durften. Er musste so schnell wie möglich zu der Stelle, an der Dick und seine Frau Sandy gesehen hatten.
    Der einzige Hinweis in neun Jahren. Der erste und einzige Hinweis auf die Frau, die er so sehr geliebt hatte.
    Er beschleunigte seine Schritte. Sie näherten sich einem großen See, über den eine Brücke führte. Es gab eine bewaldete Insel und dichten Baumbestand zu ihrer Linken. Grace atmete den süßen Duft von Gras und Laub ein, genoss den wohltuenden Schatten und die leichte Brise, die vom Wasser herüberwehte.
    Zwei Radfahrer kamen an ihnen vorbei, dann ein junges Paar auf Rollerblades. Ein großer Pudel tollte über den Weg, gefolgt von einem aufgebrachten Mann, der wütend nach ihm rief. Eine entschlossen dreinblickende Nordic Walkerin Anfang sechzig in leuchtend rotem Lycra klickte mit ihren Stöcken auf den asphaltierten Weg. Hinter der nächsten Biegung breitete sich der große Park vor ihnen aus.
    Überall waren Menschen, und Grace bemerkte erst jetzt, wie groß der See in Wirklichkeit war. Dutzende von Booten drängten sich auf dem Wasser – hölzerne Ruderboote und Tretboote, eskortiert von zahllosen Enten.
    Auf den Wiesen lagen Sonnenanbeter mit Radios oder iPods, die Luft war von Kindergeschrei erfüllt.
    Und es wimmelte nur so von Blondinen. Seine Augen wanderten von einem Gesicht zum anderen, doch Sandy war nicht dabei. Kullen blieb stehen und deutete über den See auf einen großen Biergarten mit voll besetzten Tischen. Grace’s Adrenalinspiegel stieg. Dies war der Ort, an dem seine Freunde Sandy gesehen zu haben glaubten! Sie hatten sie von einem Ruderboot aus im Biergarten entdeckt.
    Grace übernahm die Führung und marschierte entschlossenen Schrittes den Weg entlang, der sich um den See schlängelte, registrierte dabei jede Sonnenanbeterin, jedes Gesicht auf den Bänken, jede Radfahrerin, Joggerin, Walkerin und Rollerbladerin, die an ihnen vorbeikam. Manchmal sah er lange blonde Haare, die ihn reflexartig anzogen, doch es war nie das richtige Gesicht.
    Womöglich trug sie die Haare kurz. Und gefärbt.
    Sie erreichten den Gasthof, zu dem der Biergarten gehörte und der an ein überdimensionales englisches Cottage erinnerte. Kullen blieb vor der Speisekarte stehen, über der ein Schild mit der Aufschrift SEEHAUS im englischen Garten hing.
    »Möchten Sie vielleicht etwas essen? Wir könnten uns nach drinnen setzen, da ist es sicher kühler. Oder wollen Sie lieber nach draußen?«
    Grace warf einen Blick auf die dicht besetzten Tische im Schatten der Bäume. »Lieber nach draußen, da kann ich mich umschauen.«
    »Natürlich. Was wollen wir trinken?« »Am besten wohl ein Bier«, sagte Grace grinsend.
    »Weißbier oder Helles? Oder einen Radler?«
    »Ich möchte einfach nur ein großes, kaltes Bier.«
    »Eine Maß?«
    »Was ist das?«
    Kullen deutete auf zwei Männer am Nachbartisch, die aus eimergroßen Krügen tranken.
    »Geht es vielleicht auch eine Nummer kleiner?«
    »Eine halbe Maß?«
    »Wunderbar. Und was nehmen Sie? Ich gebe einen aus.«
    »Nein, Sie sind mein Gast«, entgegnete Kullen entschieden.
    Das Restaurant war wirklich wunderschön, dachte Grace. Das Ufer wurde von eleganten Laternenpfählen gesäumt; die Nebengebäude, in denen sich die Theke und der Küchenbereich befanden, waren

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