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Nicht Totzukriegen

Titel: Nicht Totzukriegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Vaske
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»hier sind wir für uns.« Aber dann hat es sich auch mit den technischen Ausführungen.
    Schönen Gruß an die
Cosmopolitan
: Diese modernen Kinosessel sind einfach der Wahnsinn, viel zu schade, um darin nur Filme zu schauen.
    Björn ist sanft, kraftvoll, leidenschaftlich – er macht einfach alles richtig. Ich genieße, es ist wunderschön und tut nach langer, langer Zeit so gut.
    Als ich nach Hause komme, ist der Mann, der das irgendwann in grauer Vorzeit auch mal draufhatte, bereits da. »Wo warst’n?«, fragt Tom interessiert, gar nicht misstrauisch.
    Ja, das ist doof, ich muss jetzt lügen. Nicole, sag ich mir, bleib ruhig, konzentrier dich. Ich ziehe meine Jacke aus und gehe zurück zur Garderobe, dann muss ich ihm wenigstens nicht in die Augen schauen.
    »Im Kino.«
(Und? Stimmt doch.)
    »Allein?«
    »Ja.«
(Die Wahrheit: Nein.)
    »Was lief?«
    »Ein französischer Film. Paris um zehn.«
(Die Wahrheit: Alles, was du dir nur vorstellen kannst.)
    »Und?«
    »Gut. Richtig gut!«
(Mist. Das
ist
die Wahrheit. Wie aus der Nummer rauskommen? Ach egal, einfach weitermachen.)
    »Toller Film, er hat mich so tief berührt, es war überwältigend. Und das Ende ist so – leidenschaftlich.«
    »Vielleicht schau ich ihn mir mal an«, brummelt Tom, nicht sehr beeindruckt.
    Schnell flüchte ich mit MacLeod in den Garten: durchatmen, runterkommen, abkühlen. Hab ich den Slip vorhin im Dunkeln richtig herum angezogen? Aus dem Haus von Niemeyers nebenan schallt David Bowies »Heroes« herüber, der Song ist Ende der Siebziger, also für unsere Hippie-Altstars erstaunlich neumodischer Kram. »We could be heroes …«, ausgerechnet; freie Liebe, Sex and Drugs and Rock’n’Roll. Yeah. Ich hab dran geschnuppert.
    Später im Bett forscht meine Hand unter der Bettdecke nach, was da unten immer noch los ist, überall kribbelt es, und ich krieg wieder einen netten Wärmeflash; ich hab die Sonne höchstpersönlich im Bauch.
    Nebenan im Bad putzt mein mir gesetzlich angetrauter Ehemann sich die Zähne, und ich denke an Björn. Bin ich eine Schlampe?

28
    Fragen, die ich am besten mit Maryam kläre. Für das Telefonat habe ich die Tür meines Büros geschlossen, damit das Mädel, mit dem mein Mann mich betrügt, nicht hört, dass ich ihn betrüge.
    »Maryam, einmal ist keinmal, oder?«
    »Was?«
    »Einmal ist keinmal. Das sagt man doch so.«
    »Keine Ahnung … Ja … Was willst du?«
    »Wenn du meine Freundin bist, dann sag, dass einmal keinmal ist.«
    »Ist ja gut: Einmal ist keinmal.«
    »Danke. Du bist ein Schatz. Sehen wir uns gleich zum Essen?«
    Bis zur Mittagspause ist damit mein Gewissen beruhigt. Wir treffen uns im
Dante
, das wie immer um diese Zeit brodelt. Es ist laut, es ist voll, es ist ein guter Ort, um über den eigenen sittlichen Niedergang zu sprechen: Man versteht kaum sein eigenes Wort, also kann uns auch niemand zuhören.
    Mit Glück finden wir einen freien Tisch. Maryam hat ihren Mantel noch nicht ausgezogen, da kommt sie schon zur Sache: »Erzähl, was ist los?«
    Ich setze mich erst einmal, lasse sie ein bisschen zappeln, dann beichte ich ihr und, hach, ich bin dabei ganz aufgeregt. Verschwörerisch senke ich die Stimme.
    »Ich habe es getan.«
    »Nein!«
    »Doch!«
    »Du hast ihn umgebracht?«
    »Wen?«
    »Tom.«
    »Ach was. Ich rede von Björn!«
    »Friede seiner Asche. Wer ist Björn? Was hat er dir getan, dass du ihn umbringst?«
    »Ich hab ihn nicht umgebracht.
Wir
haben
es getan

    Maryam ist völlig verwirrt: »Du und Tom? Ihr … ihr habt Björn umgebracht?«
    Wie kann man nur so begriffsstutzig sein?
    »Herrgottnochmal, nein. Björn und ich, wir haben miteinander
geschlafen

    » DU HAST ES GETAN ???«, kreischt Maryam. Schlagartig verstummt die Musik, und um uns herum werden alle Menschen leise, der Mann am Nebentisch hüstelt verlegen. Wozu hab ich wohl geflüstert?
    »Schschsch!« Ich versuche sie zur Ruhe zu bringen. »Was sag ich denn die ganze Zeit?«
    »Aber – das ist doch wundervoll!«
    »Ich weiß nicht.«
    »Wo ist das Problem?«
    »Ob das richtig war? Ich mein, noch bin ich verheiratet. Ehering rauf, Ehering runter, das ist doch bescheuert. Ich kenn ihn kaum. Und er ist jünger als ich!«
    »Hey hey hey, was Knackiges!« Ob ich will oder nicht: Maryam ist schwer beeindruckt.
    »Deshalb hab ich mich im Fitness-Studio angemeldet.«
    »Sehr gut!«
    »Ja, meinst du auch, ich müsste was tun?«
    »Ach Quatsch, spinnst du? Du siehst beneidenswert aus. Aber damit hast du für Tom

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