Nicht Totzukriegen
immer ein prima Alibi. Jetzt sag, wie war es?«
»Okay …«
»Okay ›okay‹ oder so lala ›okay‹?«
»Er weiß alles über Filme. Erinnerst du dich an ›Chucky, die Mörderpuppe‹?«
»Mörder – was? Dein Bruder im Geiste? Du wirst doch mit diesem Björn nicht nur über Filme reden. Los jetzt: Wie war er im Bett?«
Ich schau sie offen an, und dabei muss ich grinsen, ich kann nicht anders, sie lässt mir keine andere Wahl: »Bett …!?«
Sie grinst zurück: »Schlampe!«
Wenn sie es sagt. Damit kann ich leben.
29
Kurz nachdem Maryam und ich gezahlt und das
Dante
verlassen haben, ruft Björn mich an. Dass er mich gern wiedersehen würde. Dass er mich jetzt schon vermisst. Dass er den Geruch meiner Haare nicht vergessen kann. Auch am Telefon ist er witzig, liebevoll, entspannt. Und ich habe Maryams Bemerkung im Ohr: »Du musst es ihm sagen.«
»Das kann ich nicht. Du weißt doch, wie empfindlich Männer reagieren, wenn man zu früh das Thema Ehe anschneidet.«
»Man bekommt von ihnen einen Porsche?«
Es stimmt. Ist ihr schon passiert. Meine Männerexpertin Maryam hat es im Laufe ihres Beziehungslebens auf drei Heiratsanträge, eine Verlobung, jenen auf ihren Namen überschriebenen Porsche und zwei Selbstmorddrohungen per Telefon gebracht; einer ihrer abgelegten Verehrer, gleichzeitig der Ex-Porschefahrer und Heiratsantrag Nr. 2, betreibt heute eine Cocktailbar irgendwo an einer einsam gelegenen Straße, ich weiß nicht mal mehr, welche.
»Maryam, wie hieß noch mal die Straße, an der dein Porsche-Typ seine Bar aufgemacht hat?«
»Straße von Sumatra.«
»Oh.« Deshalb sind wir da nie hingefahren.
Und das sind nur die Sachen, die sie mir erzählt hat, die Branche der Psychiater und Psychotherapeuten hat ihr viel zu verdanken, so viele Patienten, wie Maryam denen geliefert hat, aber eines zeichnet sie auch in Bezug auf Männer aus: Sie ist absolut ehrlich.
Wie finde ich eine Gelegenheit, es Björn so schonend wie möglich beizubringen? Wir könnten uns zum Spaziergang treffen, um zu reden, dann stelle ich die Sache klar, so früh wie möglich, jawohl, damit’s da kein Missverständnis gibt. Aber Björn überrumpelt mich einfach: »Wie wäre es, wenn ich für uns was koche?« Das ist doch total liebenswert, so eine Einladung kann ich doch nicht ablehnen, ich würde ihn enttäuschen. Und es passt gut, weil Tom an diesem Abend beruflich unterwegs ist, er hält einen kurzen Vortrag auf einem Empfang; eine dieser gruseligen Veranstaltungen, auf denen sich Männer in langweiligen Anzügen im Grunde nur treffen, weil es frei Essen und Trinken gibt. Vor Mitternacht kommt er da nie heim, und auch selten nüchtern.
Ich klingle an einem etwas verwitterten Altbau. Björns Wohnung liegt im dritten Stock; ein kleines Zweizimmerapartment, es riecht nach Oregano und Turnschuhen, im Wohnzimmer steht ein dunkles Ledersofa, schräg gegenüber die Stereo-Anlage, ein großer LCD -Fernseher und ein Regal mit so vielen DVD s, dass ein Mensch allein sie gar nicht alle gesehen haben kann, und zur Begrünung gibt’s eine einsame Yucca-Palme.
Das Schlafzimmer aber hat er liebevoll hergerichtet mit einer Antik-Kommode, mit offenen Regalen für T-Shirts und Sportsachen, und auf dem Bett liegen sogar ein paar kuschelige Kissen; falls wir im Laufe des Abends hier landen sollten, werde ich Björn allerdings nicht für mich allein haben, ich werde ihn mit seinem Fahrrad teilen müssen, das vor der Heizung steht.
Alles ist ein bisschen eng, die Einrichtung wirkt improvisiert, aber sympathisch. So eine Bude ist typisch für Single-Männer, bis vor kurzem hat Johannes, mein Chef, ganz ähnlich gewohnt.
Beim Essen werde ich Björn sagen, dass ich verheiratet bin, das ist mein Plan. Als Koch ist er allerdings nicht sehr geschickt. Damit das Lachsfilet, das im Ofen schmort, nicht völlig zerfällt, gehe ich ihm ein wenig zur Hand. Dann haben wir uns so viel zu erzählen; ich möchte ihm auch die Stimmung nicht verderben, wo er sich doch so viel Mühe gegeben hat, und bestimmt werden wir nach dem Essen auf die Couch umziehen, mit einem Gläschen Wein, da ist die Situation vielleicht entspannter.
Bevor wir anfangen rumzuknutschen, sollte er aber endgültig wissen, woran er ist. Doch es geht alles schneller als gedacht, außerdem habe ich schon einen Schwips, er legt liebevoll seine Hand in meinen Nacken, da kann ich gar nicht anders, als ihn zu küssen, und er ist so wunderbar sanft und zärtlich, auch als ich auf seinem
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