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Nicht Totzukriegen

Titel: Nicht Totzukriegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Vaske
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Bereich ansiedeln, da müssten doch wohl ganz andere in die Geschlossene.
    Aber das sagen sie alle. Irgendwelche Forscher haben mal drei Männer, die sich für Jesus hielten, miteinander in einen Raum gesetzt, und sie haben sich blendend unterhalten, so von Gottes Sohn zu Gottes Sohn, aber hinterher hat jeder von ihnen gesagt, dass die anderen beiden ja wohl ganz klar verrückt seien.
    Egal, ich bleib dabei: Ich bin klar im Kopf. Genaugenommen bin ich sogar in einer prima Situation: Immer wenn ich auf meinen Mann wütend bin, bringe ich ihn um. Kaltblütig, raffiniert, bestialisch, ganz wie ich mag. Das Schöne ist: Es bleibt komplett folgenlos, ein Genuss ohne Reue, wie Schokolade, die nicht dick macht. Ein Wunder! Andere Frauen würden mich um dieses Glück beneiden: Jedem Abgang wohnt ein Zauber inne. Nur auf Schusswaffen würde ich in Zukunft gern verzichten, von der Ballerei gestern habe ich einen grauenhaften Tinnitus im Ohr.
    Johannes ist heute Morgen etwas später in die Agentur gekommen, dafür hat er allen Schoko-Muffins mitgebracht und sie an die Kollegen verteilt. Eine nette Idee, sehr aufmerksam, auch deshalb mag ich es, hier zu arbeiten. Jetzt steht er am Kaffeeautomaten und plaudert mit Yvonne. Irre ich mich oder flirtet er tatsächlich mit ihr? Ich schnappe mir einen Papierstapel, der zufällig herumliegt, und gehe so unscheinbar wie möglich hinüber in den Konferenzraum, von dort aus kann ich die beiden besser beobachten. Doch, ich bin sicher, gerade hat er den Muffin, der für ihn übrig geblieben war, geteilt und ihr die Hälfte abgegeben. Weiß er das mit Yvonne und meinem Mann gar nicht, hat Tom ihm etwa verschwiegen, dass sie seine kleine Schlampe ist? Interessant. Reden Männer nicht über so was? Ihr ist die Situation wohl unangenehm, sie weicht ihm aus und flüchtet sich in ihr Büro. Johannes latscht ihr hinterher und glotzt ihr so was von offensichtlich auf den Hintern! Ja, scheint tatsächlich so, als würde er Yvonne wie eine ganz normale neue Mitarbeiterin behandeln: Er will ihr früher oder später an die Wäsche.
    Johannes ist wirklich supernett und weit davon entfernt, unangenehm aufdringlich zu werden oder gar Frauen zu belästigen, aber ich kenne ihn, er lässt gern seinen Charme spielen, dann lädt er die neue Kollegin zum Cocktail ein, und schneller, als sie gucken kann, wacht sie eines Morgens in seiner Miezenfalle auf, der Altbauwohnung mit Dachterrasse und verführerischem Blick über die Innenstadt.
    Immer wieder passiert es Johannes, dass er Beruf und Privatleben nicht auseinanderhalten kann. Für manche der Mädels scheint allerdings auch ein besonderer Reiz darin zu liegen, den Chef ins Bett zu kriegen, weshalb es während der Arbeit immer mal wieder zu Tränen und Türenknallen gekommen ist. Und das waren nur
seine
Reaktionen.
    Dieses Mal aber stehen Johannes’ Karten schlecht. Yvonne telefoniert im Aufenthaltsraum, dabei sieht sie verträumt und glücklich aus, Johannes dürfte sie nicht für fünf Cent interessieren. Muss Liebe schön sein mit meinem Mann. Miststück.
    Zehn Minuten später bekomme ich wie zur Bestätigung die SMS von Tom: »Wird spät heute. Warte nicht auf mich. Arbeit Arbeit Arbeit.«

33
    Sag es nicht, sag es nicht, sag es nicht, lass es. O verdammt, es ist zu schön … –
    »Ich liebe dich.«
    Ups. Es ist passiert. Nur ein Versehen, ehrlich, ein kleiner Ausrutscher zum Höhepunkt. Hinter mir herrscht Schweigen, Björn löst sich aus der finalen Starre, er küsst meinen Rücken und patscht mir mit der Hand auf den Hintern, dann verschwindet er Richtung Küche und geht an den Kühlschrank, Glasflaschen klimpern.
    Das war wohl der blödeste Satz, den ich in der Situation von mir geben konnte, allenfalls noch zu toppen von: »Hey, wie geht’s deiner Mutter?« Hoffentlich habe ich ihn nicht verschreckt, denn Liebesschwüre, Gefühle und so, der ganze romantische Ballast, das war bisher nicht Teil des Deals, unsere Komplimente füreinander endeten auf »scharf« und »geil«.
    Ich ziehe mir ein T-Shirt über und folge ihm.
    Er öffnet gerade die Bierflasche, die er aus dem Kühlschrank geholt hat, pfeffert den Kronkorken in die Mülltonne, lehnt sich rücklings an die Arbeitsplatte der Küchenzeile und schaut ausdruckslos in den Raum. Dann nimmt er einen tiefen Schluck aus der Pulle. Mich würdigt er keines Blickes. War’s das jetzt?
    Ich stell mich so neben ihn, dass unsere Arme sich leicht berühren. Kann ich ihm erklären, was ich eigentlich

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