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Nicht Totzukriegen

Titel: Nicht Totzukriegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Vaske
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fährt hoch, und sie schlägt sich mit der flachen Hand auf den Mund, sie stößt ein erschrockenes »Oh!« aus, gefolgt von einem dümmlichen Kichern. »Zwo zwo drei«, flötet sie, dabei entschwebt sie bereits augenrollend Richtung Schwesternzimmer. Mit Sicherheit wird sie ihren Kolleginnen dort brühwarm die Geschichte auftischen, wie sie gerade, ohne es zu wollen, einen betrügerischen Ehemann entlarvt hat. Sehr originell, ha ha. In zwozwodrei ist Tom aber nicht, sein Bett ist verwaist. Ich habe genug und fahre nach Hause.
    Ausgerechnet die Schlampe, mit der Tom also im Zimmer rumgedingst hat, stürzt sich nach meiner Rückkehr in die Agentur als Erste auf mich, sie fasst meine Hand und beteuert, wie schlimm und schrecklich das doch alles sei. Ich glaube ihr, dass sie es auch genau so meint, was die Sache aber nicht besser macht.
    Johannes umarmt mich: »Wir waren alle in Gedanken bei dir.« Ja, und dieses gewissenlose Luder war mit ihrem Body bei
ihm
. Gibt es einen Weg, beide aus dem Weg zu räumen; eine Panzerfaust vielleicht, deren Granate sich zum richtigen Zeitpunkt in Yvonnes Apartment bohrt, ohne die Nachbarn zu gefährden?
    Auf meinem Schreibtisch stapelt sich die Arbeit der vergangenen Tage, ich freue mich aufs Hineinstürzen! Fehlt nur noch der Espresso. Doch ich muss am Kaffeeautomaten warten, denn Johannes ist gerade dabei, mit der Heißluftdüse Milch für einen Cappuccino aufzuschäumen, irgendwas macht er dabei falsch; entweder ist der Becher zu klein oder der Druck zu hoch, die Milch spritzt in alle Richtungen.
    »Alles wieder in Ordnung?«, fragt er.
    »Weitgehend. Danke, ja.«
    »Tom war froh, dass du dich um ihn gekümmert hast. Und du bist neulich mal wieder nach Stinsbach gefahren, zum Schuppen?«
    »Ja.«
    »Hat er erzählt. Fand er schön.«
    Damit zieht Johannes von dannen, er lässt mich allein zurück mit einer verschmierten Espressomaschine und einem großen Fragezeichen: Was ist das bei Männern? Wieso erfährt man immer erst auf Umwegen, wenn ihnen etwas gefallen hat? Warum erzählt Tom mir nicht selbst, dass er sich über meinen Besuch in Stinsbach gefreut hat? Weshalb trifft er sich dann noch mit Yvonne?
    Ist es das, was er sich unter einer glücklichen Ehe vorstellt: Ich bringe ihm die Puddingteilchen, und ihr geht er an die Quarktaschen?
    Wütend fuhrwerke ich mit der Heißluftdüse noch mal gründlich im Milchschaum herum, so dass die Milch wild hochspritzt und der Kaffeeautomat endgültig komplett eingesaut ist. Miss Quarktasche kann ihn gerne putzen, ich habe Besseres zu tun!

36
    Björn und ich gehen heute Abend aus. Gemeinsam, öffentlich und, wenn man von unserem Kennenlern-Date absieht, zum ersten Mal! Wir nennen es »Operation Public Viewing«, und so ein Unternehmen will generalstabsmäßig vorbereitet sein. Das Restaurant, das ich ausgewählt habe, liegt am anderen Ende der Stadt, außerhalb meines üblichen Aktionsradius. Falls wir trotzdem auf Bekannte treffen und uns jemand ansprechen sollte, ist er ein Grafiker, den ich für unser nächstes Projekt engagieren möchte. Händchenhalten ist erst erlaubt, wenn wir vor Ort gecheckt haben, ob die Luft auch rein ist; der Austausch weiterer Zärtlichkeiten hat vorerst zu unterbleiben. Anders gesagt: Ich habe eine Höllenangst, erwischt zu werden!
    Björn muss ganz schön schlucken, als er die Speisekarte liest.
    »Das ist teuer!«
    »Du bist eingeladen.«
    »Echt?«
    Herrje, mir war vorher klar, dass die Preise sein Budget sprengen würden, aber ich möchte diesen Abend mit ihm genießen und nicht über Geld nachdenken, und damit er erst gar nicht auf die Idee kommt, sich aus falscher Bescheidenheit zurückhalten zu müssen, ermuntere ich ihn: »Was nimmst du als Vorspeise?
    »Darf ich?«, fragt er schüchtern.
    »Nein, wir knabbern hier nur ein paar Salatblättchen und gehen dann zur nächsten Pommesbude. Wie wäre es mit den Ziegenkäsekörbchen auf karamellisierten Apfelspalten?«
    Björn reibt sich nachdenklich am Kinn, wahrscheinlich rechnet er gerade um, wie oft er für das Geld in der Mensa essen könnte. Ich kann nur hoffen, dass er sich auf dem Preisniveau hier schnell akklimatisiert, sonst wird das ein frustrierender Abend.
    Er wählt dann die Riesengarnelen an Quittenmousse, als Hauptspeise die Rindermedaillons mit Süßkartoffelschnee, und Dessert – überlegen wir noch. Holla! Da hat er sich aber in Windeseile in schwindelerregende Preisregionen hochgeschraubt. Höhenangst ist nicht sein Problem.
    Eine

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