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Nicht Totzukriegen

Titel: Nicht Totzukriegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Vaske
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Flasche Wein später geht es uns exzellent, händchenhaltend überlegen wir, wohin wir denn nun auswandern könnten, wir wollen mehr als nur ein paar Tage Pisa. Entweder drehen wir Werbefilme in der Karibik, oder wir eröffnen eine Straußenfarm in Australien. Nicht ganz zu Unrecht merkt Björn an, dass Strauße ursprünglich in Afrika zu Hause sind, aber das ist mir egal: Dann werden die Viecher eben exportiert, man muss neue Wege gehen. Ich fürchte, ich kicher ziemlich albern, und als wir auf der Straße sind, umarmt Björn mich, und wir knutschen wild rum.
    Was für ein wunderbarer Abend. Ich möchte feiern. Taxi!
    Die Kellerbar, in der wir landen, sieht von außen gammelig aus, aber drinnen ist sie echt gemütlich. Ein bisschen verrucht, ein bisschen schummrig, im Disco-Style der siebziger Jahre, wir versinken in loungigen Sofas. Nachdem wir zu Frozen Margaritas gewechselt sind, überlege ich, ob ich bei Björn übernachte, für Tom wird mir schon irgendeine Ausrede einfallen, und als mein Lover mir den Cuba Libre bringt, gestehe ich ihm, dass er der süßeste Kerl ist, dem ich je begegnet bin, ich für seinen Knackarsch sterben würde und so weiter, Skål, auf uns zwei! Wir küssen uns, meine Hand wandert langsam seinen Oberschenkel hoch, und in dem Moment sehe ich Tom.
    Er muss gerade erst hereingekommen sein, mit Yvonne im Schlepptau, wahrscheinlich, um ihr Frozen Margaritas zu spendieren, ihr ins Ohr zu hauchen, dass sie das süßeste Mädel ist, dem er je begegnet ist, um sie zu küssen und seine Hand langsam ihren Oberschenkel hochwandern zu lassen. Und damit sind meine diversen Cocktails auch schon für die Katz, ich bin schlagartig wieder nüchtern. Was, wenn sie mich hier sehen? Mir krampft sich alles zusammen, ich lasse Björn los.
    Zwei Möglichkeiten: Entweder ein Rieseneklat mit Geschrei, Ohrfeigen, Scheidung, oder ich seh zu, dass ich hier irgendwie unbemerkt rauskomme.
    »Was ist?«, fragt Björn irritiert, aber da bin ich schon unter den Tisch abgetaucht, als hätte ich einen Ohrring verloren und würde danach suchen. Von diesem Versteck aus ist mein Blickfeld zwar arg eingeschränkt, aber ich kann sehen, dass Tom ihre Taille umarmt und sie sich zu ihm hinüberbeugt. Gleich werden sie knutschen. Schweine!
    »Hast du was verloren?«
    »Mein Mann!«, zische ich.
    »Wer?«
    »Da an der Theke. Mit der Brünetten.«
    »Der? Ich kann ihm eine reinhauen.«
    »Bist du wahnsinnig?«
    Das hat mir gerade noch gefehlt, dass Björn vor aller Augen den edlen Ritter spielen will. Erstens: Toms Wunden sind noch kaum verheilt. Zweitens: Tom ist stärker, er könnte aus Björn Brei machen. Drittens: Gibt es Peinlicheres, als Männer, die sich in der Öffentlichkeit um eine Frau prügeln – und diese Frau bin ich?
    »Wo sind sie jetzt?«
    »Trinken ihre Cocktails«, bekomme ich als Auskunft.
    Unter dem Tisch riecht es nach fauligem Bier und Kippen, dazu schießt mir auch noch der Alkohol in den Kopf, mir wird schwindlig und übel. Ich laufe Gefahr, erst meinem Lover auf die Füße zu kotzen und dann die Ehe mit meinem Mann zu schrotten. Ich muss hier weg, ganz dringend!
    »Hol mich hier raus! Schnell!«
    Björn schaut hoch, er checkt die Lage. »Jetzt!«, gibt er das Kommando, »sie sind beschäftigt!«
    Ich springe auf und renn raus. Björn folgt mir, und er bringt mir auch meine Jacke. Da stütz ich mich aber schon draußen auf dem Bürgersteig vornübergebeugt mit einer Hand an die Wand, in so einem Zustand kann Frischluft wie eine Keule wirken, mir dreht sich der Magen um, und ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Björn, der Arme – er tut mir leid. So hatte er sich den Ausgang des Abends bestimmt nicht vorgestellt. Aber er erweist sich als echter Gentleman, er hält mich, und als ich fertig bin, reicht er mir Tempos, damit ich mir den Mund abwischen kann. Dann leg ich los, mitten in der Nacht stehe ich mit Resten von Magensäure auf dem Schuh neben meiner eigenen, noch warmen Naturpizza und krakele besoffen herum. Es hallt mörderisch laut auf der menschenleeren Straße.
    »Dieser Scheißkerl! Was erlaubt er sich? Trifft sich mit ihr in aller Öffentlichkeit und hängt ihr die Zunge in den Hals. Der ist immer noch mein Ehemann. Ich bring ihn um!«
    »Äh. Und was haben wir gemacht?«, wagt Björn einzuwenden.
    »Klappe!«
    Mir ist nicht nach Diskutieren. Mein Kopf dröhnt, mein Hals brennt, und ich habe einen Geschmack im Mund, als hätte ich eine Biotonne ausgeleckt. Ich will nach

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