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Nicht Totzukriegen

Titel: Nicht Totzukriegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Vaske
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vielleicht doch besser. Ich räume wieder um. Vielleicht wäre es klüger gewesen, mit Tom erst die Möbel umzustellen und ihn danach umzubringen. Hat er eben was gesagt, oder beginne ich zu halluzinieren? Red Bull und Schlafmangel sind eine verheerende Kombination, ich komme mir vor wie ein Zombie auf Speed. Wie gern würde ich mich, nachdem ich es nun zweimal kreuz und quer durch den Raum gewuchtet habe, ein Stündchen aufs Sofa legen, aber ich weiß: Dann schlafe ich sofort ein. Außerdem könnte ich eine Dusche vertragen, ich müffel schon.
    Tom, was machen wir hier eigentlich? Er antwortet nicht, aber, na ja, dass er nicht sehr kommunikativ ist, daran musste ich mich wohl oder übel im letzten halben Jahr gewöhnen. Wenigstens widerspricht er mir nicht, so betrachtet, ist ein toter Ehemann ein echter Gewinn. Jetzt weiß ich auch, woher die Fliegen kommen. Sie umschwirren seinen Leichnam. Und nicht ich bin es, die hier streng riecht, nein: Die Verwesung setzt ein. Puh, widerlich! Ich muss mich setzen. Nur einen Moment zurücklegen, durchatmen, die Augen schließen …
    Schnaufend tuckert die wunderbare, alte Dampflokomotive von Matjiesfontein nach Kapstadt, vorm Fenster zieht draußen das Buschland vorbei, und in der Ferne zeichnet sich majestätisch die Silhouette des Tafelberges ab, ich sitze in meinem Brautkleid neben Tom, unser Abteil ist mit hölzernen Bänken spartanisch eingerichtet, und soeben erfreuen wir uns am Anblick einer Herde Antilopen, die sich ein Wettrennen mit dem Zug liefert; ein schöner Traum, als Tom mich mit einem sanften Kuss auf die Stirn weckt und zurückholt in die Normalität – oder wie auch immer man das nennen mag, was hier um mich herum abgeht. Wo bin ich? Aha, auf dem Sofa.
    Wieder schiefgegangen. Aaaah! Ich hab’s verpatzt, ich bin zu früh eingeschlafen. War ja fast zu erwarten. Warum probiere ich’s überhaupt, wozu tu ich mir den Stress an? Ich schaff’s doch sowieso nicht.
    Tom ist dabei, die Bohrmaschine wieder in den Koffer zu packen.
    »Die kann ich wohl wegwerfen. Eine Schande, 120 Euro, aber kein Überspannschutz«, schimpft er, »so was darf nicht passieren. Wie kann so ein teures Teil kaputtgehen?«
    »Welchen Tag haben wir?«, frage ich.
    »Sonntag.«
    Gilt in meiner Welt wenigstens noch das Raum-Zeit-Kontinuum? Dann habe ich volle 14 Stunden geschlafen, mindestens! Ich fühle mich gut, abgesehen davon, dass ich wieder nicht Witwe bin. Aber was ist mit Tom? Hat er eine Erinnerung an den vergangenen Tag?
    »Und, wie war’s bei dir gestern?«, frage ich so vage wie möglich.
    Selbst zu unseren glücklicheren Zeiten habe ich es nicht gemocht, wenn er mich, wie jetzt, in die Wange kneift. »Noch nicht ganz wach? Tut alles wieder.« Stolz zeigt er auf die Wohnzimmerwand, an der perfekt ausgerichtet das dreiteilige Strandpanorama hängt, dann bringt er die defekte Bohrmaschine weg. Ich warte, bis er in der Garage ist, bevor ich hinter die Bilder schaue, ich will wissen, was dieses Mal für ein Wunder geschehen ist.
    In der Wand ist ein kleines Reparaturloch mit Gips ausgebessert worden. Während er tot war, hat Tom also die Wand aufgestemmt, die Leitung repariert und alle Bilder fünf Zentimeter höher gehängt. Eine tadellose Arbeit. So sehr ich ihn hasse: Andere Ehemänner schaffen das im Leben nicht.

39
    Mein Göttergatte nervt mich, weil er wieder die Socken nicht glattgezogen oder die Zahnpastatube falsch ausgedrückt hat? Hey, dann jage ich ihm eben eine Kugel durch den Kopf. Und am nächsten Tag wieder. Klingt amüsant, aber ich merke, dass Mord für mich auf Dauer zu nervenaufreibend ist, ich will den Sommer genießen, mich um die Begonien in unserem Garten kümmern und abends eine Flasche Wein köpfen; nicht den Mann, mit dem ich sie trinke. Und wenn ich ehrlich bin, kann ich niemanden leiden sehen, normalerweise kann ich nicht mal daneben sitzen und zuschauen, wenn Toms Mannschaft im Fußball verliert. Ich wäre zwar gern cooler, aber ich krieg die Bilder, wie er jedes Mal aufs Neue mit dem Tode kämpft, nicht mehr aus meinem Kopf. Es macht mich fertig. Zum wievielten Mal ist Tom jetzt wiederauferstanden? Ich will eine Lösung! Und wenn ich keine Chance habe, ihn zu töten, dann muss es eben ein anderer machen. Ich brauche eine versierte Fachkraft, die das lautlos für mich erledigt, einen professionellen Dienstleister. Aber wo suche ich in dieser Stadt nach einem Killer? Ich hab schon genug Probleme, einen vernünftigen Friseur zu finden, und mit

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