Nicht von dieser Welt
auch noch das Wort „Produktion“ vorkommt. Wir werden sehen …
Mein erster Arbeitstag
Veröffentlicht am Donnerstag, 3. November 2011 – 9:18
Welche Filme würdet Ihr mit einem Außerirdischen gucken, um ihm unsere Welt zu erklären? Ich dachte ja erst, wir fangen mit „Gandhi“, „Schindlers Liste“ und „JFK“ an, damit er wirklich was über Geschichte und so lernt. Aber als ich Malo gestern – zu Beginn unserer ersten Videosession – die Auswahl erläutere, merkt er mir den inneren Seufzer an. Es ist einfach so, dass ich mit Ben und Schwangerschaft (=früh müde) so gut wie gar nicht mehr zum Filmgucken komme und das sehr vermisse. Und drei hochkomplexe und doch auch etwas deprimierende Dreistundenfilme … Na ja, es ist halt mein Job. Aber Malo sagt: „Lass uns erst mal Filme gucken, die du wirklich magst!“
Als Malo bei dem Schlüsselsatz von Patrick Swayze in „Dirty Dancing“ Gänsehaut bekommt – und mir das schmunzelnd zeigt, wusste ich: Gute Wahl. Bei „Harry und Sally“ dagegen hat Malo erstaunlich wenig gelacht. Er mochte den Film zwar, aber offensichtlich ist das Freunde-Sex-Dilemma auf seinem Planeten nicht so gängig. Na ja, und dann sind wir gerade mitten in „Lola rennt“ und Malo freut sich, dass er einige Berliner Orte wiedererkennt, da klingelt mein Handy: Der Kindergarten. Ich habe sieben Tage im Café unweit des Kindergartens gesessen für „den Fall“, aber der Fall ist nie eingetreten und ausgerechnet an meinem ersten Arbeitstag hat Ben Fieber. Morgens wirkte er noch ganz fit, aber Andrea – die Erzieherin – macht sich nun doch Sorgen, weil er so schlapp ist und findet es besser, wenn ich ihn abhole.
Nun habe ich ja den besten Arbeitgeber der Welt, der mir natürlich nicht nur frei gibt, sondern mich sofort in den Kindergarten fährt. Dort hat man Konstantin bis auf einmal beim Kitaanschauen vor vielen Monaten noch nie gesehen, so dass Malo unweigerlich für Bens Papa gehalten wird. Besonders weil der wirklich matt wirkende Kleine sofort auf Malos Arm will. Nicht auf meinen. Das bin ich aber mittlerweile gewohnt und in dem Fall hat es auch einen Vorteil: Als Ben sich plötzlich schwallartig übergibt, landet die Lasagne vom Vorabend nicht auf mir, sondern auf Malos Anzug (und auf Ben selbst).
Für Ben gibt es im Kindergarten Wechselsachen, für Malo natürlich nicht. Seine Hose ist nicht so stark in Mitleidenschaft gezogen worden, Hemd und Jackett dagegen … Sagen wir so: Ben liiiiiebt Lasagne und hatte sich wirklich satt gegessen. So kommt es also, dass ich von einem Außerirdischen mit freiem Oberkörper in seinem schicken Jeep nach Hause gefahren werde – mit einem sehr ruhigen Ben neben mir.
Der Berliner setzt sich ja gerne bei auch nur einem Hauch von Sonnenschein in die Straßencafés, aber selbst für diesen Maßstab ist Malo ein echter Hingucker, wie er uns dann nach Hause begleitet. Ich kann es den Damen nicht verdenken. Er kann das tragen. Als wir im Treppenhaus Frau Bieber begegnen, sperrt die sich vor Schreck aus ihrer Wohnung aus. (Nicht mein Problem.)
Nein, auch alleine zu Hause mit einem halbnackten Malo gibt es keine Probleme. Zu groß ist meine Sorge um Ben, der immer noch neununddreißig Fieber hat. Das wahre Problem ergibt sich erst später: Ich bestehe darauf, dass Malo nicht weiter bibbernd herumläuft, sondern ein paar Sachen von Konstantin anzieht. Macht er dann auch und natürlich muss ich das am Abend Konstantin erklären. Zusammen mit der Entwarnung: Ben ist schon wieder fit und nun gibt es halt ein paar Tage Schonkost.
Dafür ist Konstantin so angetan von Malos Hilfe, dass er vorschlägt, ihn zu Bens kleiner Geburtstagsfeier am Sonntag einzuladen. So sehr ich das im Grunde richtig fände: Die Vorstellung, dass Malo den Nachmittag nicht nur mit Konstantin, sondern auch ein paar Freunden (und deren Kindern) verbringt, behagt mir überhaupt nicht. Gott sei Dank habe ich mich ein wenig auf „meine Arbeit“ vorbereitet, soll heißen, ich habe einige weitere Lügen in petto, falls Konstantin mich nach der Arbeit fragt. Daher muss ich ihm nun leider erläutern, dass Malo, also Stefan Müller, mein Chef, am Wochenende nicht in Berlin sein wird, sondern auf dem Filmfestival in Biberach. Was Filmproduzenten halt so machen. Na ja. Vielleicht kann er ja ein anderes Mal vorbeikommen.
So, jetzt kommt er gleich, mein Chef. Ich sitze hier in unserem Büro an meinem neuen Computer und warte auf ihn. Wir gucken dann erst einmal „Lola
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