Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicht warten - starten

Nicht warten - starten

Titel: Nicht warten - starten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael V. Pantalon
Vom Netzwerk:
deswegen auf die Nerven gehen zu müssen?«, rief er aus. »Ich will nicht eine einzige Frage dazu hören.«
    Sosehr ich seine Autonomie respektierte, ich war nicht bereit, ihn kampflos davonkommen zu lassen. »Bitte, nur eine einzige Frage«, bat ich, »und ich lasse dich in Ruhe. Du hast keine Lust, dich bedrängen zu lassen, und das verstehe ich. Lass mich nur eine Frage stellen, und ich verspreche dir, danach höre ich auf und werde heute auch nicht mehr davon anfangen.«
    Mein Vater seufzte vernehmlich. »Also gut«, sagte er im Tonfall eines leidgeplagten Mannes, »je eher du fragst, umso schneller haben wir es hinter uns.«
    Ich holte tief Luft. »Falls du dich je entscheiden solltest, mit dem Rauchen aufzuhören   – wie gesagt, das musst du nicht, es ist ganz allein deine Entscheidung. Aber wenn du jemals diese Entscheidung treffen
würdest,
was könnte der Grund dafür sein?« (Schritt 1: Warum könnten Sie sich ändern wollen?)
    Mein Vater blickte auf die Zigarettenschachtel, die wie immer vor ihm auf dem Tisch lag. »Hast du eigentlich eine Ahnung, wie schwer es ist, die Finger von diesen Dingern zu lassen?«
    Aha! Der erste Funke von Motivation. Die meisten Leute würden eine solche Antwort als Zeichen für Streitlust, für völlige Unwilligkeit werten. Aber nach Jahren der Arbeit mit Instant Influence konnte ich das winzige Fenster sehen, das mir mein Vater gerade aufgestoßen hatte.
    »Also«, sagte ich völlig ruhig, »wenn ich dich richtig verstehe, würdest du aufhören, wenn du es könntest. Es ist einfach verdammt schwer.«
    Mein Vater sah mich misstrauisch an; er hatte das Gefühl, ich wollte ihn hereinlegen, konnte aber nicht erkennen, wie. »Ja«, stimmte er schließlich widerwillig zu, »und ich habe dir schon x-mal versucht zu erklären, wie schwer das ist, aber du willst es ja einfach nicht verstehen.«
    »Ich verstehe sehr gut«, entgegnete ich. Ich musste ihm nun sowohl seine Motivation wie auch seinen Widerstand spiegeln, diesen wie ein Echo zurückwerfen. »Du sagst, dass es sehr schwer ist aufzuhören, so schwer, dass du das Gefühl hast, es nicht zu können, obwohl du es vielleicht gerne tun würdest. Aber danach habe ich nicht gefragt. Ich habe nach dem
Warum
gefragt, nicht danach, wie schwer es ist, sondern danach, was dich dazu bringen könnte, es zu tun. Was wären deine Gründe?«
    Mein Vater war schon wieder genervt. »Würdest du mich denn in Ruhe lassen, wenn ich endlich aufhören würde?«
    »Ach, Dad, du weißt, dass ich dich niemals in Ruhe lassen werde. Aber darum geht es gar nicht. Was wäre für dich ein Grund, mit dem Rauchen aufzuhören   – ein Grund, der nicht für mich wichtig ist, sondern für dich?«
    »Jeden Morgen beim Aufstehen huste ich mir erst einmal die Lunge aus dem Leib   – meinst du etwa, das gefällt mir?«, sagte mein Vater. »Glaub mir, ich wünschte, es wäre nicht so.«
    Trotz der anfänglichen Widerwilligkeit meines Vaters hatten wir eine wichtige Grenze überschritten. War er zuerst nicht bereit gewesen, auch nur darüber zu reden, räumte er inzwischen ein, zwar aufhören zu wollen, aber das Gefühl zu haben, es nicht zu schaffen.
    »Also«, sagte ich und fuhr fort, seine Motivation zu spiegeln, »ein Grund, warum du dir vorstellen könntest, nicht mehr zu rauchen, ist, dass du dich dann besser fühlen und nicht mehr so viel husten würdest?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Okay, Dad, einen Moment mal. Ich habe versprochen, dir nur eine Frage zu stellen und dann aufzuhören, wenn du das willst. Wäre es in Ordnung, wenn ich jetzt trotzdem weitermache?«
    Ein weiterer lauter Seufzer. »Ja, warum nicht«, sagte er. Seine Zustimmung war wichtig. Wie gesagt, wenn man es mit einer Person zu tun hat, die darauf beharrt, sich nicht ändern zu wollen, sind Autonomie und die Bitte um Erlaubnis von entscheidender Bedeutung. Ich musste Dad um seine Erlaubnis fragen; andernfalls konnte er mir zu Recht vorwerfen, ich würde ihn belästigen. Auch wenn er sich offenkundig langsam, aber sicher seinen
eigenen
Gründen dafür näherte, das Rauchen sein zu lassen: Würde ich ihm das Gespräch aufzwingen, würde er lediglich über mich und
meine
Wünsche und Forderungen gefrustet sein. Die Motivation, die er in sich spüren musste, um die Veränderung in die Tat umzusetzen, würde er so niemals finden.
    Ohne sein Okay hätte ich mein Versprechen gehalten und das Thema bei diesem Besuch nicht mehr angeschnitten. Ich hätte ihn dann um die Erlaubnis bitten

Weitere Kostenlose Bücher