Nichts Als Ärger
und umrundete ein weiteres Gebäude. Dabei wäre er beinahe mit Ashile zusammengeprallt. Eine schnelle Änderung seines emotionalen Fokus offenbarte die Panik und die Hoffnungslosigkeit, die in ihr tobten.
Sie war derart außer Atem, dass sie kaum stehen konnte, und taumelte gegen ihn, sodass er sie an den Schultern aufrechthielt. »Subar … Sie haben … Sie haben Subar!« Sie keuchte und weinte gleichzeitig. »Ich rannte und … Ich habe die Männer nicht gesehen, und Subar, er … Er rannte hinter mir her und auf sie zu und…« Sie holte tief Luft. »Du musst… Du musst ihn …« Ihr verzweifeltes Weinen erstickte die Worte. »Bitte …!«
»Ganz ruhig.« Flinx, der sie immer noch festhielt, blickte mit halb geschlossenen Augen in die Nacht hinaus, bis er gefunden hatte, was er suchte. »Er ist noch am Leben. Seine Gefühle sind … merkwürdig.« Er runzelte die Stirn.
Sie bekam langsam wieder Luft und starrte ihn an. »Was ist? Was?«
Er blinzelte und sah ihr in die Augen. »Soweit ich es anhand seiner Gefühle erkennen kann, ist er erleichtert.«
»Das ergibt doch keinen Sinn.«
Flinx war weder alt noch besonders weise, was er auch stets zugegeben hätte. Doch er war älter und etwas weiser als die junge Frau, die vor ihm stand und versuchte, sich zu sammeln.
»Vielleicht tut es das doch.«
Sie atmete immer noch schwer, aber es wurde langsam besser, daher konnte sie einen Schritt nach hinten machen und aus eigenen Kräften stehen. »Ich verste…« Sie unterbrach sich und sah ihn an, dann drehte sie sich um, um in die mondbeschienene Nacht hinauszublicken. »Oh«, murmelte sie leise.
Flinx stellte sich neben sie und sah ebenfalls in die Dunkelheit. Er hatte den Umweg nach Visaria gemacht, weil er sich verzweifelt gefühlt und geglaubt hatte, er würde sein Leben für eine Sache opfern, die es nicht wert war. In der kurzen Zeit, in der er einen Teil des Planeten erkunden konnte, hatte er kaum etwas gesehen, was seine Meinung hätte ändern können. Wenn einzelne Menschen und die Vertreter anderer intelligenter Spezies vor allem dazu neigten, ihre eigenen Interessen auf Kosten anderer zu verfolgen, warum sollte er seine Zukunft dann für sie aufgeben?
Der auf der Straße aufgewachsene Subar hatte ihm den Grund dafür gezeigt. Aus Liebe und zu Gunsten anderer war der ansonsten egoistische Junge bereit gewesen, eine durch und durch bemerkenswerte Tat zu begehen, die außerdem noch überaus selbstlos war. Flinx dachte über diese redliche wie unerwartete Aktion nach und wusste, dass er dasselbe getan hätte, wenn Clarity Held an Ashiles Stelle gewesen wäre.
Diese Erkenntnis sorgte zwar nicht dafür, dass er sich besser fühlte, aber seine Meinung über die Spezies, zu der er gehörte, änderte sich. Vielleicht sogar so sehr, dass er sie doch der Rettung für würdig erachtete.
Er suchte den verschwundenen Jungen nicht, weder mit den Augen noch mit seinem Talent. Sobald er Ashile wieder ins Haus gebracht hatte, würde ihm Piegal Shaeb die Mühe schon abnehmen. Durch einen daumengroßen Verstärker hallte die Stimme des Meisters des Unterhauses durch alle Gebäude. Flinx konnte das ruhig ausgesprochene Ultimatum verstehen, ohne sich groß anzustrengen. Ebenso erging es der zitternden Ashile, Tracken Behdulvlad, der hinter seiner Barrikade an der Vordertür hockte, und den anderen verängstigten, aber entschlossenen Jugendlichen, die im Haus Schutz gesucht hatten.
»Hören Sie mir zu, Philip Lynx.«
Flinx war derart erstaunt und schockiert darüber, seinen wahren Namen zu hören, dass Tracken, der in diesem Moment neben ihm stand, schon dachte, er würde das Bewusstsein verlieren. Der emotionale Schreck, der ihrem Meister durch die Glieder fuhr, sorgte dafür, dass Pip alarmiert in seine Arme flatterte.
Shaeb ließ ihm nicht die Zeit zu überlegen, woher der Meister des Unterhauses wusste, wer er war. »Ich weiß nicht, was Sie auf Visaria machen, wo Sie herkommen oder was Sie an diesen jämmerlichen Straßendieben interessiert, die mich beraubt und beleidigt haben, aber wenn Sie einen Moment innehalten und sich Ihre aktuelle Situation mal vor Augen führen, dann werden Sie feststellen, dass Ihr Mitleid fehlgeleitet ist.
Trotz Ihrer ungerechtfertigten, unerwünschten und zugegebenermaßen unerklärlichen Intervention hege ich keinen Groll gegen Sie. Ich bin bereit, Ihnen sicheres Geleit von dieser Farm zu gewähren. Alles, was Sie dafür tun müssen, ist, aufzugeben und zu verschwinden. Niemand wird
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