Nichts Als Ärger
sich von ihnen zu trennen und zu seiner eigenen Einsamkeit und seinen Überlegungen zurückzukehren, und das sagte er ihnen auch.
Wissend, dass ihm langsam die Optionen ausgingen, um seinen bemerkenswerten neuen Freund bei sich zu behalten, fing Subar an zu betteln. »Ich fänd’s gut, wenn du noch ein wenig bleiben könntest, Flinx. Es gibt da noch einige Leute, die ich dir vorstellen will, und ich kann dir auch noch viel mehr von Malandere zeigen.«
»Tut mir leid. Ich muss noch einiges erledigen, was ich so nicht schaffe. Einige Leute verlassen sich auf mich.« Er blickte über das sich rasch erwärmende Dach. »Ich finde schon alleine zurück.«
»Tllor, das musst du nicht.« Immer noch widerstrebend bei dem Gedanken, den Außenweltler gehen zu lassen, beschloss Subar, dessen Gesellschaft bis zum letztmöglichen Augenblick in Anspruch zu nehmen, in der Hoffnung, wenn schon nicht seine wertvolle persönliche Habe, so doch jedes bisschen an nützlichen Informationen aus ihm herauszupressen. »Ich werde dir den Weg zeigen.«
»Das musst du nicht«, versicherte ihm Flinx, und ein Lächeln spielte um seinen Mund. »Ich habe einige Erfahrung darin, mich an fremden Orten zurechtzufinden.«
»Es geht einfacher und schneller, wenn ich dir helfe.« Nachdem die Angelegenheit für ihn geregelt war und bevor Flinx weitere Einwände erheben konnte, drehte Subar rasch den Kopf in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Außerdem können wir uns dann noch ein bisschen unterhalten.«
Ashile machte einen Schritt nach vorn. »Ich komme mit euch.«
Flinx musste sie nicht fragen, warum. Der Grund dafür war deutlich in ihren Emotionen lesbar.
Doch Subar besaß nicht die einzigartige Auffassungsgabe seines Besuchers. »Wieso?«, fragte er sie verblüfft. »Glaubst du, ich könnte eine Adresse in der Stadt nicht ohne deine Hilfe finden?«
»Nein.« Sie stellte sich neben Flinx und sah zu ihm auf. Ihr Blick war offen, direkt und unmissverständlich. »Vielleicht möchte ich deinem Freund ja auch noch ein oder zwei Fragen stellen.«
Ihre Entscheidung gefiel Subar ganz und gar nicht, aber er stellte sie auch nicht infrage. Daher verließen drei Menschen das Labyrinth von einem Gebäude, auch wenn es nur zwei betreten hatten.
Ashile war wie ein Schild, stellte Flinx fest. Oder eher wie ein dichter Schleier. Als sie und Subar ihn durch den Wirrwarr der öffentlichen Transportmittel lotsten, konnte ihre starke emotionale Natur die Flut an ekelerregenden öffentlichen Gefühlen, die um ihn herum anstieg und wieder abebbte, zwar nicht völlig überdecken, doch ihre Gutartigkeit und ehrliche Zuneigung zu Subar halfen dabei, den schlimmsten Auswüchsen von Wut und Neid ihrer Wirkung zu berauben.
Es war einerseits amüsant, aber andererseits auch traurig, dass sie es für nötig hielt, den Schein sarkastischer Härte aufrechtzuerhalten. Immer, wenn sie Subar zornig antwortete, wurden ihre wahren Gefühle in ihrem Inneren offenbart. Außer Flinx und Pip konnte diese jedoch niemand spüren. Dieselbe Auffassungsgabe ermöglichte es ihm, ihre herausfordernden Blicke und ihre zuweilen bissigen Kommentare zu ignorieren. Er spürte, dass sie ihn nicht besonders mochte, sie war aber auch nicht von kaltem Hass erfüllt. Als sie in einem der öffentlichen Transportwagen saßen, schwankten ihre Gefühle für Subars neugewonnenen Freund zwischen Neugier und Vorsicht - eine durchaus vernünftige Reaktion.
Sie fuhren durch drei verschiedene Bezirke, und Subar ignorierte Ashile die meiste Zeit, während er versuchte, Flinx davon zu überzeugen, länger in Malandere zu bleiben - was ihm jedoch nicht gelang. Beide Jugendlichen fühlten sich auf der Straße, die zu Flinx’ Hotel führte, sichtlich unwohl. Außerhalb ihres Heimatbezirks fühlten sie sich fehl am Platz - trotz Subars Prahlerei.
Da es für sie keinen Grund gab, mit hineinzugehen, und Flinx sie auch nicht einlud, sah sich Subar nun gezwungen, dem Außenweltler die Hand zu schütteln.
»Tmorn - vielen Dank noch mal.« Nachdem er alles versucht hatte, was ihm einfiel, hatte Subar jetzt wohl erkannt, dass er seinen möglicherweise mächtigen und eindrucksvollen neuen Freund vermutlich nicht wiedersehen würde. Es wäre ihm zwar lieber gewesen, Flinx eher später als früher zu verlassen, doch er beruhigte sich mit der Gewissheit, dass seine Abreise, realistisch betrachtet, nur eine Frage der Zeit gewesen war.
»Haltet euch aus Ärger raus.« Damit wandte sich Flinx dem Eingang zu.
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