Nichts Als Ärger
und wenn sie sich konzentrierte, dann konnte ihre Persönlichkeit übermächtig werden. Wie ließ sich dieser Widerspruch dann erklären?
Konnte es möglicherweise sein, überlegte er, dass das Objekt seiner Begierde nicht besonders klug war?
Chalonis Stimme riss ihn aus seinen Gedanken, und er nahm gleichzeitig den Arm von Subars Schulter. »Sal! Nimm diese dumme Perle aus deinem Ohr!« Er machte eine obszöne Geste, die auf das größte Mitglied der Gang abzielte. »Wie willst du denn so hören, was ich sage?«
Behdul wirkte amüsiert, nickte einmal und fügte sich, indem er den Induktionsplayer aus dem Ohr nahm. Subar gab sich Mühe, nicht zu grinsen. Die Intelligenz des viel größeren Jungen stand nicht zur Debatte. Behdul konnte Subar jedoch in zwei Teile brechen, ohne sich groß anzustrengen, daher bemühte dieser sich, den Riesen nie zu verärgern. Dummerweise betete Behdul den Ganganführer an.
Es war Dirran, der Chaloni direkt ansprach. »Was hast du vor, Chal?«
»Es hat hoffentlich nichts mit Käfern zu tun.« Missi legte den Arm um die Hüfte ihres Freundes und sah ihren Anführer trotzig an.
Da entschloss sich Chaloni, Licht ins Dunkel zu bringen. »Tcnaw, keine Käfer mehr, das verspreche ich. Wir sind doch bloß auf die Käfer losgegangen, weil wir die Kohle brauchten, oder?« Ohne ihnen Zeit für eine Erwiderung zu geben, sprach er weiter. »Aber das ist nicht so gelaufen, wie erhofft. Hinterher habe ich nachgedacht. Wenn wir an Kredits kommen wollen, warum sollen wir dann für kleine Summen ständig unseren Arsch riskieren? Ich meine, wenn wir das Risiko schon auf uns nehmen, dann sollten wir doch auch ordentlich was einsacken.«
In Subars Kopf gingen die Warnglocken an. Chaloni plante eine große Sache. Da musste man aber auch mit einem großen Risiko rechnen. Doch Subar konnte sich unmöglich aus dem Staub machen. Nicht nur, weil man ihn dann als Feigling bezeichnen würde, sondern auch, weil er bereits zu viel von sich in die Gruppe investiert hatte. Abzuhauen, wenn es gefährlich wurde, war keine Option. Also musste er dableiben und zuhören.
»Es gibt zwei Wege, um an Geld zu kommen.« Chaloni sprach weiter, während sie die Straße hinuntergingen. Sie mussten keinen Fußgängern aus dem Weg gehen, da die normalen Bürger ohnehin beiseitegingen, wenn sie die Gang auf sich zukommen sahen. »Man tunt Technik, was jedoch keiner von uns kann, oder man klaut etwas, das die Sache wert ist und für das man einen Käufer finden wird.«
Missi, die offensichtlich in ungewöhnlich trotziger Stimmung war, meinte daraufhin: »Wir haben genauso wenig Talent, um Dinge, die sich verkaufen lassen, aus einem richtigen Geschäft zu klauen, wie dafür, Technik aus der visarianischen Zelle zu rauben.«
»Ja«, stimmte ihr der ermutigte Dirran zu. »Angenommen, wir rauben einen Laden wie den Kilandria-Komplex oben in Hendren aus? Falls die Sicherheitsleute uns nicht erwischen, dann stehen wir gleich ganz oben auf der Liste der Stadtpolizei.« Er sah zur Seite. »Ich bleibe aber lieber ganz unten und falle nicht weiter auf.«
»Wir haben uns bereits von ganz unten entfernt, da wir auf die beiden Käfer geschossen haben.« Chaloni zögerte nicht, auf diese unangenehme Sache hinzuweisen. »Aber wir stehen nicht so weit oben, dass es gefährlich wird.« Er ging jetzt in der Mitte der kleinen Gruppe und senkte leicht die Stimme. »Mal angenommen, wir rauben einen Laden mit richtig wertvollen Waren aus. Zeug, das sich leicht und schnell auf dem ganzen Planeten verkaufen lässt. Beute, die niemand groß suchen wird und die die ursprünglichen Besitzer auf keinen Fall bei der Polizei als gestohlen melden würden.« Sein Tonfall war überschwänglich, wenngleich ihn manch anderer auch als verrückt bezeichnet hätte.
Er war zweifellos höchst zufrieden mit der Reaktion, die seine Worte bei seinen Komplizen ausgelöst hatten. Diese reichte von völligem Erstaunen bei Sallow Behdul bis hin zu einer misstrauischen Erwartungshaltung bei Dirran und Missi. Selbst Zezula hatte sich durch seine Herausforderung aus ihrer Apathie reißen lassen. Und Subar gab sich die größte Mühe, pflichtbewusst dreinzuschauen. In seinem Inneren brodelte es. In was für einen Schlamassel brachte sie Chaloni jetzt wieder?
»Ich kapier es nicht«, sagte Missi letztendlich. »Jeder Händler, der beklaut wird, rennt doch als Erstes zur Polizei.«
Chaloni nickte langsam; er schien mit ihrer Beobachtung übereinzustimmen, wenngleich nicht
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