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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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beschäftigt.

6
    Der Abend
    A m besagten Abend bekomme ich natürlich kalte Füße. Ich versuche mit absolut jeder nur möglichen Ausrede drum rumzukommen, ohne Erfolg. Und dass Fiona mich den ganzen Tag nur rumkommandiert und mich vor den Mädchen bei Grace’s Angels einen Hippie genannt hat, hilft auch nicht wirklich. Sie findet es überhaupt zum Totlachen, dass ich mit Deano zu einer Sitzung der Astralwissenschaftler gehe. Und noch lustiger, auf merkwürdige und leicht besorgniserregende Weise, findet sie, dass ich mir tatsächlich davon verspreche, dass Saidhbh davon wieder ganz richtig im Kopf wird. Sie sagt, dass ich danach im besten Falle in der Lage sein werde, Saidhbh eine lange, etwas langweilige Massage zu geben. Natürlich nur, fügt sie hinzu, wenn es mir gelingt, sie vorher aus ihrer stinkigen Latzhose zu pellen.
    Mir platzt natürlich mega der Kragen dabei, und ich nenne Fiona eine blöde Kuh und sage ihr, sie soll ihr scheiß Maul halten, direkt vor drei von Grace’s Angels, die an den Schreibmaschinen sitzen. Dann renne ich den Notausgang raus und fange an zu heulen. Fiona rennt mir binnen Sekunden hinterher und schlingt ihre Arme fest um mich und nennt mich Jimbo und sagt, dass mit Saidhbh alles wieder in Ordnung kommt und dass ich bei diesen ganzen Schwierigkeiten, die ich habe, ein ziemlich guter Junge bin und dass Mam und Dad total stolz auf mich wären, wenn sie sehen könnten, wie ich meine Probleme angehe, wie ein richtiger Mann. Und außerdem hat sie doch nur einen Witz gemacht, sagt sie, weil Deano erzählt ihr manchmal richtig krasse Geschichten über Heilungen bei den Astralwissenschaftlern und wie doll sie Blinden geholfen haben und Leuten, die nicht mehr laufen konnten. Richtige Wunder, sagt sie, bevor sie mir in die Backe kneift, als wäre ich ein Baby, und sagt: Du machst das bestimmt super.
    Trotzdem bin ich aufregungsmäßig fix und fertig, als Deano mich auf den Beifahrersitz von seinem Peugeot schubst und ich das Gefühl habe, dass ich gleich kotzen muss. Ich sage Deano, dass sich Gemeinschaft genauso anhört wie Camp Generation unten in Connemara, wo die ganzen obergläubigen Klapsmühlenfälle rumlaufen, und ich deshalb meine Mei nung geändert habe und nicht mitkommen will. Aber er sagt einfach nur: Quatsch, und braust rein in den Verkehr, als wäre das der aufregendste Abend unseres ganzen Lebens, obwohl mir irgendwas tief in der Magengrube sagt, dass ich mich besser wie T. J. Hooker an einem guten Tag aus dem fahrenden Auto werfen sollte, als das hier durchzuziehen.
    Ich frage ihn, ob wir nicht lieber ins Kino gehen und uns den neuen Eddie-Murphy-Streifen reinziehen können, Beverly Hills Cop, aber er lacht nur laut hi-hi-ha-ha-mäßig wie Eddie Murphy und sagt dann eiskalt Nein. Ich sage ihm, dass wir für das Geld Beverly Hills Cop zehnmal hintereinander gucken könnten, aber er zwinkert mir bloß zu und sagt mir, dass der heutige Abend auf ihn geht.
    Die Gemeindehalle ist total betonmäßig und eiskalt, selbst jetzt in den Hundstagen im August. Es gibt noch ein paar alte, fleckige Glasfenster und weiße Kirchensäulen an den Seiten. Aber es gibt keine Sitzreihen mehr, also die alten Holzbänke aus den Tagen, wo hier noch Gottesdienste gefeiert wurden, stattdessen ist alles schön für heute Abend vorbereitet worden: fünf Reihen Massagetische, die alle auf den Obermassagetisch ganz vorne ausgerichtet sind, der auf einer steinernen Empore steht, wo früher der Altar war. Die Schüler der Astralwissenschaften kommen schubweise reingekleckert und versammeln sich mit Kräutertees um den Tisch neben der hin teren Flügeltür. Sie sehen aus wie Deano in jung, alle, sogar ein paar Frauen. Und sie scheinen alle auf Pferdeschwänze und lächelnde Jesusaugen zu stehen und ganz weite Klamotten, egal aus welchem Stoff. Weite Hosen, weite T -Shirts, weite Pull over und weite Jogginghosen. Außerdem stinken sie, also so richtig Körpergeruch meine ich. So wie ich früher nach der Schule gerochen habe, bevor mir die ersten Körperhaare gewachsen sind und Mam mir ein Stück Lifebuoy-Seife und eine Dose Imperial-Leather-Deo auf mein Bett gelegt hat, und einen Zettel, auf dem einfach nur stand: »Benutzen!«, womit sie wohl sagen wollte, dass meine Hormone jetzt überhandnahmen und ich das Haus richtiggehend verpestete und anfangen musste, mich zu waschen, und zwar schnell.
    Später erzählt mir Deano, dass Seife dein natürliches elek trochemisches Gleichgewicht stört. Und dass die

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