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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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ihre Produkte, ihre chemischen Errungenschaften und ihre hoch entwickelten Waffen für umsonst geben. Oder? Tja, hiermit ist es genauso. Es geht darum, deine Hände in hoch entwickelte wissenschaftliche Waffen zu verwandeln, aber Waffen der Wunder und der Heilung.
    Ich gebe nicht nach und sage, dass ich versuche, Geld für ein Überraschungsgeschenk für Saidhbh zusammenzukratzen – einen Flug zu Weihnachten nach Hause. Die Frau im Reisebüro hat gesagt, dass es für uns beide insgesamt fünfhundert Pfund kosten wird, also zählt jeder Penny, wissenschaftliche Waffen hin oder her.
    Deano reicht es jetzt, und er wird etwas rot im Gesicht und sagt, dass ich überhaupt nicht verstehe, worum es geht. Was für eine Rolle spielt schon Geld, zischt er wütend, wenn es um die Gesundheit und das Wohlbefinden deiner Lieben geht? Wenn du es schon nicht deinetwegen tust, sagt er, dann wenigstens für Saidhbh!
    Damit habe ich nicht gerechnet. Und mir bleibt die Spucke weg. Verletzt keife ich alles Mögliche zurück, dass es Saidhbh fantastisch geht und sie nur noch ein paar Wochen braucht, um über ihr Baby hinwegzukommen, und dann ist bei ihr wieder alles paletti. Er guckt höhnisch, hebt die Hand und tut so, als würde er kotzen. Er sieht mich von oben herab mit einem Blick an, der sagen soll, dass er weiß und ich weiß und wir alle wissen, dass das vielleicht nicht ganz der Wahrheit entspricht. Schließlich lässt er die Hand sinken und kommt zu mir, während er weiterspricht. Er sagt mir, ich soll ehrlich sein. Und er sagt, dass sie einfach nicht mehr ganz normal ist. Also Saidhbh jetzt. Und, na ja … Der Eso-Peso-Arsch hat recht.
    Saidhbh schlittert auf dünnem Eis. Und es geht gar nicht mehr um so dramatische Sachen wie sich mit Glasscherben aufschlitzen oder so. Sondern einfach um ihre Art und wie sie einen nicht ansieht und zusammenzuckt und dauerblinzelt, wenn sie an der Treppe an einem vorbeigeht, als würde sie jede Sekunde mit einer Tracht Prügel von einem Bambusstock aus dem Himmelreich rechnen. Und ihre Klamotten sind total versifft, aber sie lässt Tante Grace nicht an sich ran. Schon gar nicht an die Latzhose. Und ihre Haare sind zerzaust, ganz verknotet und fettig, und sie stinken nach Rauch, weil sie jetzt raucht, Kette, direkt am Schlafzimmerfenster, fast wie ein Ka min in Glengall. Und zuerst waren Zigaretten das Einzige, wofür sie noch das Haus verlassen hat, runter zum Laden an der Ecke neben dem Waschsalon, für eine Zwanzigerschachtel Rothmans und eine Packung Hula Hoops. Aber dann lief sie irgendwann weiter, komplett raus aus Kilburn, die Lonsdale Road runter, über die Salisbury Road und bis nach Queen’s Park selbst, also da, wo wirklich Park ist.
    An dem Tag kam sie in Hochstimmung zurück und sah uns allen nach ewigen Zeiten mal wieder direkt in die Augen, von Mensch zu Mensch, und hypnotisierte uns fast mit ein paar umwerfenden Blicken, total lebendig und ohne Blinzeln und superglücklich, und sie sagte, dass das Einzige, dem sie sich jetzt gerade mehr als allem anderen widmen will, ihre Kunst ist. Sie wandte sich Tante Grace zu und brachte sie so weit, dass sie noch im selben Moment an diesem Abend raus auf die High Road ging und ihr einen riesigen Zeichenblock mit abreißbaren Seiten und eine Schachtel Pastellstifte kaufte, um Linien zu malen und Farben zu verwischen. Und als Tante Grace mit der Ausrüstung zurückkam, riss Saidhbh ihr das Zeug nur grob aus der Hand und schoss, ohne auch nur Danke zu sagen, zur Tür raus und machte sich auf direktem Weg zu rück in den parkigen Teil von Queen’s Park, um sich ihrer Kunst zu widmen.
    Jetzt malt sie die ganze Zeit Bäume, mehr nicht. Und manchmal tagelang denselben Baum. Und je nachdem, wie zufrieden sie an dem Tag mit ihrem Bild ist, ist sie entweder bester Stimmung oder stinksauer, wenn sie zur Tür reinkommt. Als hätte sie einen Job, der daraus besteht, sich im Morgengrauen ihre Kunstausrüstung und zwei Päckchen Rothmans und Tante Grace’ Campingklappstuhl zu schnappen und bis es dunkel wird nichts anderes zu tun, als Bäume zu malen. An ihrem ersten Frühaufstehertag hatte ich keine Ahnung davon und kriegte totale Panik, als ich in ihr Zimmer kam und schon die ersten Töne von »Guten Morgen! Guten Morgen!« angestimmt hatte, bevor ich überhaupt erst kapierte, dass sie noch nicht mal in diesem verdammten Bett lag. Ich läutete bei Grace’s Angels die Alarmglocken, und Deano wurde im Peugeot auf Patrouille geschickt, und er fand sie

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