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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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Rückkehr nach Hause überhaupt nur erwähnte oder auch nur eine Reise, die weiter führte als in ihren geliebten Park und zu ihren geliebten Bäu men, und dann weinte sie obendrein auch noch und drohte wortlos damit, sich ohne mit der Wimper zu zucken die Ladyshave-Klingen zu schnappen oder Domestos zu trinken.
    Eines muss man Deano lassen, er ist hartnäckig. Als er sieht, dass mich diese ganze Saidhbh-Geschichte in mürrischem Schweigen versinken lässt, sagt er, ich hätte ja keine Ahnung, wie sehr ein bisschen von der guten alten Serenity Powers Saidhbh mit ihren Problemen helfen könnte. Und ich soll mir mal vorstellen, wie gut ich mich fühlen würde, wenn ich sie ein bisschen von ihrem Schmerz befreien könnte. Ich, in Person. Ihren Körper, mit meinen Händen. Dann fügt er hinzu, um die Stimmung aufzulockern, dass es immerhin meine Hände auf ihrem Körper waren, die uns diese ganze Suppe eingebrockt haben. Und was ist mit den Donohues?, fragt er. Und der gesamten Familie Finnegan? Und Tante Grace? Und allen, die Saidhbh kennen? Stell dir mal vor, was du ihnen allen schuldig bist und wie dankbar sie dir wären, wenn du Saidhbhs Schmerz nur ein bisschen lindern könntest?
    Ich brüte noch immer über Deanos Angebot, als ich mich am selben Abend neben Saidhbh aufs Bett fallen lasse und sie mir ihre Bilder zeigt. Coole Bäume, sage ich, als ich mir Seite um Seite um Seite ansehe. Ich erzähle ein bisschen von Border Town und dass ich eine Steak-Chimichanga serviert habe, obwohl sie mir vorher runtergefallen ist, aber hauptsächlich liegen wir schweigend nebeneinander. Sie sieht älter aus, denke ich, wie eine richtige Frau. Auf jeden Fall trauriger oder wie jemand, der eine ordentliche Mütze Schlaf gebrauchen könnte. Ihr wirres knotiges Haar hat sie zu einer Banane hochgedreht, und um ihre Ohren herum kommen lauter fisselige Strähnen raus. Ihr Mund und ihre Nase sind genauso wie immer, aber ihre Augen, diese magischen Augen, sind jetzt ganz anders. Sie haben aschgraue Ränder und scheinen irgend wie gleichzeitig rauszuglupschen und in ihren Höhlen zu versinken. Außerdem sind sie irgendwie leer.
    Was guckst du?, fragt sie, nachdem sie mich eine Ewigkeit angestarrt hat.
    Ich guck dich an, sage ich vorsichtig, um sie nicht zu verärgern.
    Perversling, sagt sie und stößt mir ihren Ellenbogen fest in die Rippen.
    Ich frage sie, woran sie gerade denkt, und sie antwortet mit zwei kleinen Worten: An ihn.
    An wen? An Jim Finnegan?, sage ich, um die Stimmung aufzulockern.
    Nein, sagt sie geistesabwesend wie eh und je. An ihn.
    Ich versteh schon. Sie meint Ihn, unser totes Baby. Unser totes Baby ist jetzt ein Junge. Das ist neu. Ich weiß irgendwie nicht wirklich, was ich dazu sagen soll, also lasse ich das erst mal so stehen. Ich frage mich, was für einen Jungen wir gehabt hätten und wie es gewesen wäre, der Dad von einem Jungen zu sein. Ich stelle mir vor, wie ich mit ihm Fußball gespielt hätte und zu Rugbyspielen gegangen wäre und die ganzen harten Männersachen mit ihm gemacht hätte, die ich mit meinem eigenen Dad nie gemacht habe. Ich stelle mir vor, wie man das Boilergehäuse von der Zentralheizung abmontiert, und werde plötzlich traurig, weil alles so schnell geht und das Leben rast und ich noch nicht das Traum-Date mit meinem Vater hatte, wo wir beide an einem niedrigen Tisch im Pub sitzen und vor uns jeweils ein Pint steht und wir total männlich sind und unsere Schnurrbärte mit Bierschaum drin vergleichen und uns totlachen und einander vielleicht gegen die Schulter boxen, um damit zu sagen: Du bist der Beste. Nein, du. Nein, du. Nein, im Ernst jetzt, du.
    Schließlich bricht Saidhbh das Schweigen und sagt mir, dass Er sie auf Schritt und Tritt begleitet. Er verlässt sie nie. Ich sage: Wirklich? Und tue total normal und interessiert und sehe mich sogar im Zimmer um, als würde ich den winzig kleinen Schleimklumpen mit Armen und Beinen und einem noch winzigeren Minilätzchen um den Hals suchen. Noch eine monumentale Pause, bevor Saidhbh plötzlich – zack! – ihren Notizblock zuklappt und sagt: Er mag Bäume.
    Am nächsten Morgen sage ich Deano stante pede, dass ich Gemeinschaft eine Chance gebe. Er ist total oberbegeistert und sagt, dass ich mich bis morgen Abend gedulden muss, weil die Schule der Astralwissenschaften nur dreimal die Woche zusammenkommt. Die restliche Zeit ist Gemeinschaft mit Yoga, Tantra, Energielinienarbeit, Familienaufstellungen und jeder Menge anderem Eso-Peso-Mist

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