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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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fast augenblicklich im Park, wie auf ihrem Stuhl angeklebt, wie sie fröhlich vor sich hin zeichnete wie eine Besessene, direkt vor einer riesigen leuchtend grünen Ulme mit langen hängenden Ästen.
    Deano unterhielt sich kurz mit einem Kerl mit hellgelbem Hut und hellgelber Jacke, der der Parkaufseher ist und Saidhbh auf den ersten Blick erkennt und sagt, dass sie schon einen Spitznamen hat und alle sie hinter ihrem Rücken einfach nur die Baumfrau nennen, sogar ein paar von den Muttis mit Kinderwagen. Wenn sie nicht malt, sagt der Aufseher, nähert sich Saidhbh manchmal den Kinderwagenmuttis, vor allem, wenn sie nahe an ihrem Klappstuhl vorbeirollen, und fragt, ob sie sich das Kleine da drin mal angucken könnte. Der Aufseher dachte schon, das wäre ein wirkliches Problem, als er sie zum ersten Mal dabei gesehen hat, vielleicht ein Fall für die Bullen, und ist sogar schon mit seiner Trillerpfeife im Mund auf Saidhbh zugejoggt, um ihr zu sagen, sie soll sich mitsamt ihren irren Angewohnheiten verpissen. Aber die Muttis waren total nett zu ihr, und eine von ihnen hob sogar für Saidhbh ihr Baby aus dem Wagen, und sie durfte es halten und knuddeln. Und der Aufseher sagte, dass Saidhbh auch total nett zu dem Baby war, ganz sanft und streichelig und still, wie eine Mutter in einer Waschmittelwerbung, die ihr Baby in ein frisches gelbes Handtuch knuddelt, und das Baby strahlt vor Glück, weil sie da ist und in genau diesem Moment in seine heiligen Äuglein sieht. Danach fühlte sich der Aufseher wie ein ziemlicher Idiot, weil er so falschlag und vergessen hatte, dass Muttis unter sich wie ein eigener Klan sind und dass Frauen und Babys eine krasse Kombination abgeben. Er entfernte sich ganz langsam und ließ Saidhbh in Ruhe. Und wenn sie jetzt die Kinderwagenmuttis anquatscht, mischt er sich nicht ein.
    Und das alles scheint irgendwie gar nicht so übel zu sein. Weil wenn Saidhbh einen guten Tag hat und gute Phasen und mit ihrem Tagewerk im Park zufrieden ist, dann kommt manchmal blitzartig die alte Saidhbh zum Vorschein. Ohne Zittern und Zusammenzucken und mit richtigem Anschauen und manchmal sogar mit ein bisschen Kichern. Und in diesen Momenten, sagen wir mal, wenn wir uns zusammengequetscht an Tante Grace’ winzigem Küchentisch eine Pizza teilen, dann könnte man schwören, dass alles wieder ganz normal ist, und sie lacht sogar, wenn Fiona lustige Geschichten über das Leben zu Hause erzählt und was sie alles in Schwester Paulines Französischunterricht angestellt hat, oder es wirkt so, als würde sie gebannt lauschen, wenn ich Garys neuesten Brief vorlese, in dem er schreibt, wie langweilig der Sommer in Dublin wirklich war und wie furchtbar es im nächsten Schuljahr wird und wie gut es meinem Vater in letzter Zeit geht. Danach reibt sie mir sogar die Schulter und sagt, dass Garys Neuigkeiten über meinen Vater fantastisch sind und dass ich bestimmt megaerleichtert bin, oder? Ich sehe sie an und berühre ihre Finger und sage: Ja. Und während ich Ja sage, in dem Moment des Jas, habe ich das Gefühl, glücklich zu sein, auch darüber, wie die Dinge laufen.
    Aber man weiß nie, wie es hinter der Fassade aussieht. Weil einmal ist Tante Grace morgens runtergekommen, gerade mal um kurz nach sieben, und kriegte den Schock ihres Lebens, als sie Saidhbh angezogen und ausgehfertig in der Küche vorfand, mit Zeichenblock und Campingstuhl, aber vor einer unangetasteten Schüssel Frosties und einer riesigen Plastikflasche Domestos in ihrer Hand vor der Nase. Und sie las sich einfach das gesamte Etikett durch, als wäre sie hypnotisiert davon oder nur Sekunden davon entfernt, es sich über ihre Frosties zu kippen. Sie sagte kein Wort zu Tante Grace, als sie reinkam, was Tante Grace furchtbare Angst machte und zu einer abendlichen Diskussion mit Fiona und Deano darüber führte, ob man Saidhbh einweisen muss. Ich war zu dieser Diskussionsrunde nicht mit eingeladen, weil ich bei Border Town arbeitete und weil ich nicht wusste, was einweisen bedeutet, und Fiona musste mir alles erklären, als ich nach Hause kam, und hat gesagt, dass Saidhbh noch mal davongekommen ist, aber dass der Druck auf Tante Grace f ast schon unerträglich ist und es auch nicht gerade hilft, dass der Donohue-Klan sie täglich drangsaliert und das Telefon ständig klingelt, weil die ständig mit Fragen über Saidhbh und ihren derzeitigen Zustand nerven. Und das Schlimmste war natürlich, dass Saidhbh völlig durchdrehte und rumzuckte, wenn man eine

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