Nichts für Anfänger - Roman
Plastik, mit denen man aussieht wie eine Schwuchtel und schwitzt wie ein Schwein. Die einzigen Abende, an denen wir nicht rausgehen, sind die, an denen wir Besuch haben oder Gary mit seinen Eltern Urlaub für lau macht. Mam sagt immer für lau, weil Garys Dad praktisch nichts bezahlen muss, weil er Pilot ist. Mam sagt, dass es keine wirklichen Urlaubsreisen sind, die die normalsterbliche, arbeitende Bevölkerung machen würde. Es sind einfach kleine Trips für lau. Und wenn sie das sagt, dann hört es sich so an, als wäre es irgendetwas, was man hinten auf der Cornflakespackung gewinnen kann, oder etwas, was man in seine Unterwäschenschublade tut und dann vergisst. Doch wenn Maura, Bill und Gary dann knackig braun gebrannt zurückkommen und megaglamourös aussehen, dann merkt man, dass sie selber nichts gegen ein paar Urlaube für lau hätte, statt einem grauen, verregneten langen Wochenende in einem riesigen Wohnmobil in West County Cork.
Ende August werden die Tage kürzer, und wir beide haben dynamobetriebene Lichter am Fahrrad angebracht, die Garys Dad aus Amerika mitgebracht hat. Die Dynamos reiben an den Reifen und erzeugen ein lustig leierndes Surren, wenn wir die Straße runterfegen, und es hört sich so an, als würden wir Motorroller fahren. Wir rauschen mit vollem Tempo die Hauptstraße runter, mindestens mit fünfzig Sachen, und unsere Dynamolampen brennen so hell, dass ich das Gefühl habe, meine explodiert gleich. Gary hat den Vorteil, dass er auch am Kopf leuchtet. Er trägt sein Ufo-Stirnband, das aussieht wie ein ganz normales Stirnband, wie John McEnroe es auch beim Tennis tragen würde, nur dass es mit tausend Lämpchen übersät ist, die aufleuchten und blinken wie ein Ufo. Wenn man die Augen unscharf stellt, sieht es so aus, als würde Garys Bike ganz von selbst fahren, nur dass über ihm ein kleines Ufo schwebt, das in exakt der gleichen Geschwindigkeit nach The Villas runterfährt.
Es ist Samstag und einer unserer letzten Abende auf den Rädern, bevor die Schule wieder anfängt. Wir sind gerade erst am Bolzplatz angekommen, als wir eine Gruppe von Leuten sehen, die hinter den Toren abhängt, manche sitzen, manche stehen, aber die meisten von ihnen liegen rum. In ihrer Mitte brennt ein kleines Feuer, und es ist schwer, ihre Gesichter zu erkennen, weil es schon ziemlich dunkel ist und das Feuer die meisten von ihnen in Schatten verwandelt. Wir beschließen, uns von dem Bolzplatz fernzuhalten, weil wir keinen Ärger wollen. Doch gerade als wir abdrehen und in Richtung Bally down Road die Flucht ergreifen wollen, hören wir eine Stimme.
»Finno! Hey Finno! Finno, was geht?«
5
Saidhbh. Aka Mozzos Rückkehr
I ch mache eine Vollbremsung, rutsche vorwärts vom Sattel und stehe breitbeinig am Rand des Fußweges, das Rad noch zwischen den Beinen. Gary macht das Gleiche, nur dass er einen leisen Fluch ausstößt, als er versucht, sich nicht an der Stange die Eier zu quetschen. Zwei Gestalten, noch immer nicht zu erkennen, laufen weg vom Feuer, quer über das Feld und in unsere Richtung. Sie schwanken ein wenig, bringen einander fast ins Stolpern. Sie flüstern sich Dinge zu, die wir nicht verstehen können. Es ist schwer zu sagen, aber es sieht so aus, als liefen sie Arm in Arm. Einer von ihnen ist definitiv Mozzo. Das wusste ich in dem Moment, als er meinen Namen gerufen hat. Das andere ist ein Mädchen.
Sie kommen näher. Mozzo hat die Haare zu einem festen Pferdeschwanz nach hinten gebunden und trägt eine Lederjacke voller Nieten und Reißverschlüsse, die bei jedem Schritt oder Stolperer klickern und klimpern wie ein Zigeunerwagen. Das Mädchen hat lange Haare, glatt und glänzend und braun. Sie laufen weiter auf uns zu. Noch näher, runter vom Fußballfeld, wenige Schritte von uns entfernt. Sie trägt Röhrenjeans und eine schwarze Bomberjacke, die mit kleinen Buttons übersät ist, auf denen für gewöhnlich Dinge stehen wie Madness, Ska Rules, Elvis lebt und so weiter. Sie kommen bis zu unseren Rädern. Sie hat braune Haut, sommergebräunt. Ihre Augen sind auch braun, wie die Knopfaugen von Teddybären. Und ihre Lippen glänzen von so einem weißlichen Lippenstift wie der von Madonna im »Borderline«-Video. Sie heißt Saidhbh Donohue, sie ist pure, fleischgewordene Schönheit, und in ihrem Arm hält sie Mozzo fest umschlungen.
Mal angenommen, Helen Macdowell war so schön wie die Sieben-Millionen-Dollar-Frau, dann ist Saidhbh Donohue so schön wie alle drei von Charlies Engeln
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