Nichts für Anfänger - Roman

wollen, bis sie kommen, und ihnen dann ihre schwulen Ärsche grün und blau schlagen, vor allem Heno, weil sein kleiner Bruder, Basho, vor drei Wochen ohne Hose nach Hause gekommen ist und niemandem sagen wollte, wie er sie verloren hat, nur, dass er sie in The Sorrows verloren hat. Aber Heno weiß, dass es die schwulen Biker waren.
    Nach Saidhbhs Erklärung dreht sich Mozzo zu mir, immer noch todernst, und fragt: Bist du dabei? Ich sage ihm, dass ich die Schwuchteln liebend gerne mit ihnen zu Brei verarbeiten würde, aber jetzt schon zu spät dran bin und von Glück reden kann, wenn ich jemals wieder raus darf. Mozzo grunzt etwas und dreht sich um, um mit Saidhbh zu gehen. Doch bevor sie abhaut, legt sie ihre liebliche Hand auf mein Handgelenk und sagt, dass ihr Dad morgen Abend eine große Party schmeißt, um den letzten freien Tag zu feiern, bevor die Schule wieder losgeht. Sie sagt, ich soll kommen. Mozzo findet das auch. Beide sagen, dass es spitze wird, mit viel zu saufen, und dann können sie mir gleich erzählen, wie’s mit den Schwuchteln gelaufen ist.
    Nach zwanzig Minuten quälend unkoordiniertem Zickzackkurs mit zahlreichen Unterbrechungen und ständigem Abrutschen von den Pedalen schiebe ich mein gelbes, von meinen Schwestern geerbtes Fahrrad möglichst lässig in unsere Garage. Dad beugt sich gerade über Siobhans nagelneues Rennrad und versucht, ihre Shimano-Gangschaltung zu reparieren. Es ist schon spät, und er keucht und seufzt vor sich hin, müder denn je. Auf seiner Stirn stehen kleine Schweißperlen, und ich vermute, dass es ihn all seine Kraft kostet, nicht einfach über dem umgedrehten Fahrrad zu kollabieren und auf dem dreckigen Zementboden unter sich tief und fest einzuschlafen.
    Ich gehe an ihm vorbei und sage möglichst sanft: Gute Nacht! Augenblicklich zieht er schnüffelnd die Nase hoch und bellt: Bist du besoffen?!!
    Ich ignoriere ihn und laufe schnurstracks in die Küche, rüber zum Schrank, wo Mam die Kekse aufbewahrt. Dad läuft mir hinterher.
    Ich habe dich etwas gefragt, bist du besoffen wie ein dahergelaufener Penner?
    Noch immer schweigend bücke ich mich, ziehe die Keksdose hervor und stopfe mir eine Handvoll Jammy Dodgers in den Mund, um jegliche Saufgerüche mit dem dicken, mehligen Keksbreiaroma zu überdecken. Jetzt antworte ich ihm. Mit der besten Entschuldigung, die mir gerade einfällt, auch wenn sie total dämlich ist. Ich sage, dass ich unten bei Saidhbh Donohue war und den ganzen Abend Cidona Apfelschorle getrunken habe. Das sage ich deshalb, weil Dad immer, wenn wir Cidona trinken, sagt, es riecht wie Alkohol, und dann macht er Witze darüber, eine ganze Familie minderjähriger Alkoholiker aufzuziehen.
    Entweder glaubt er mir, oder er ist einfach zu müde, um weitere Maßnahmen zu ergreifen, aber Dad nickt, brummt etwas und schlurft unter neuerlichem Stöhnen und Seufzen zurück in die Garage, um Siobhans Fahrrad zu reparieren, wie ein Mann auf dem Weg zum Galgen.

6
    Das Letzte Abendmahl
    E s fängt an mit dem Dam, Dam, Dam von Hooked on Clas sics . Das ist Dads Lieblingsplatte, und darauf sind die besten Klassiker aller Zeiten zusammengemixt in einem einzigen langen Song, durch den sich der Dam-Dam-Dam-Beat zieht. Und jeden Sonntag, wenn Mam, Dad, ich, Claire und Susan aus der Kirche zurückkommen, legt Dad sie bei voller Lautstärke auf. Dann, normalerweise so nach zehn Minuten, hämmert entweder Sarah oder Siobhan auf den Boden, weil sie lange im Blinkers Nightclub in Leopardstown aus waren und ihr Schlafzimmer direkt über dem Wohnzimmer liegt, wo die Stereoanlage steht. Fiona war auch im Blinkers, aber sie hämmert nie auf den Boden, obwohl sie es auch hört. Wenn’s richtig schlimm wird, kommt Sarah manchmal in ihrem alten abgewetzten T -Shirt die Treppe runtergeschossen, mit Sudocrem auf ihrer Stirn und dem Kinn, damit sie keine Pickel bekommt. Und dann steht sie wie eine durchgedrehte Komantschin in Kriegsbemalung im Wohnzimmer und fordert Dad auf, sein Hooked on Classics runterzudrehen. Sie würde nie so weit gehen, selbst an die Anlage zu gehen, denn sie weiß, dass das gegen die Regeln ist, aber trotzdem steht sie in der Tür und motzt.
    Dad sitzt einfach nur da, halb zurückgelehnt auf dem Sofa hinter seinem Sunday Independent, und grummelt etwas in seinen Bart. Sagt, dass sie sich nicht bis vier Uhr morgens mit irgendwelchen Jungs herumtreiben sollen, wenn sie genug Schlaf kriegen wollen. Man könnte meinen, dass Hooked on Classics seine Art ist, sich