Nichts für Anfänger - Roman

probiert, einen Schluck Bierrest hier, einen Mundvoll Weihnachtssherry da, aber das hier ist meine erste richtige Runde Im-Freien-Saufen. Dad sagt, dass Trinken unter sechzehn illegal ist und der Suff ein schrecklicher Fluch, aber andererseits haut er mir dann auf die Schulter und sagt, dass er den Tag gar nicht abwarten kann, an dem er mit mir runter ins Ballydown Inn gehen kann, um mir mein erstes Pint zu spendieren. Die Art, wie er »Pint« sagt, klingt so, als wäre es etwas ganz Besonderes. Ein gutes altes Pint! Ein schnelles Pint! Ein herrliches Pint!
    Obwohl Sarah und Siobhan neunzehn sind, findet er es nicht richtig, dass sie trinken und in Pubs gehen. Das sieht Mam ausnahmsweise mal genauso.
    In eurem Alter, in den Pub?!, sagt sie. Wenn mein Vater mich dort erwischt hätte oder gar Grace, mit neunzehn, in einem Pub, hätte er den Verstand verloren. Wir wären die Schande von Ballaghaderreen gewesen!
    Tante Grace ist Mams kleine Schwester, die wohl in jungen Jahren ziemlich wild gewesen sein muss, aber jetzt wohnt sie weit weg in London, direkt neben dem Buckingham Palace, und hat ein riesiges Haus, ein schickes Auto und ihr eigenes Unternehmen. Vielleicht wurde sie mit neunzehn im Pub erwischt, Mam jedenfalls garantiert nicht. Mam ist nämlich ein Pioneer, was bedeutet, dass sie überhaupt nie Alkohol trinkt, außer Messwein und heißen Whiskey, wenn sie Grippe hat. Pioneer zu sein bedeutet, dass du auf Partys immer nach O-Saftschorle fragst, so tust, als würdest du dich amüsieren, wenn alle anderen schwitzig und dumm werden, und jeden Abend zum Heiligsten Herzen Jesu betest und ihn darum bittest, nicht mehr auf so blöde Partys gehen zu müssen. Mam hat eine kleine eingeschweißte Karte, auf der das Gebet der Pioneers abgedruckt ist. Sie bewahrt es in ihrem Gebetsbuch auf. In dem Gebet heißt es so, Gib mir Stärke für dies und hilf mir, sie für das zu opfern, und mach, dass ich nicht versage, und so Kram. Aber das Beste daran ist dieses abgefahrene Bild vom Heiligsten Herzen Jesu direkt über dem Text. Da ist Jesus, total entspannt und rein, er macht seinen Mantel auf, und Bääm! Dort, direkt vor seiner Brust, schwebt ein rotes Herz aus seinem Körper raus und steht in der Luft! Das Herz selbst ist in Dornen eingewickelt, deshalb blutet es, und dann hat noch jemand von oben ein Kreuz reingerammt, und es brennt, und das ganze Ding glüht wie verrückt.
    Und jeden Abend, bevor sie ins Bett geht, betet Mam zu dem glühenden, blutenden, brennenden Herz und bittet es, ihr dabei zu helfen, nicht zu trinken.
    Mam sagt, dass sie mit dem Glauben gesegnet wurde. Sie ist gläubig. Glaubt an alles. Himmel, Hölle, Limbus, Gott, Engel, Geister, Kobolde, Todesfeen und Pipapo, wie Dad sagen würde. Er meint, dass Leute vom Land eigentlich wilde Heiden sind, die zwar zu Katholiken konvertiert sind und so tun, als wären sie zivilisiert, aber in Wirklichkeit sind sie immer noch Heiden. Er sagt, er ist ein Dub durch und durch, und das macht ihn etwas kultivierter und zivilisierter, und er neigt deswegen weniger dazu, an den ganzen Quatsch zu glauben.
    Welchen Quatsch?, fragt Mam leicht angesäuert.
    Na, all diese besonderen Arten von Geistern und Gespenstern, die dich zu besonderen Anlässen beobachten, antwortet er, schon nicht mehr ganz so selbstsicher. Statt an einen einzigen allmächtigen Gott, der vom Himmel aus runterguckt und für uns alle sorgt.
    Diesen letzten Teil sagt er mit einem kleinen Lächeln, als würde er auf sie Eindruck machen wollen und zeigen, dass er sich auskennt mit dem lieben Gott im Himmel. Doch die Art, wie er es sagt, verrät, dass er sich noch nicht einmal dessen sicher ist.
    Mam wollte, dass ich auch ein Pioneer werde, aber Dad hat gesagt, dass sie mich gefälligst ein ordentliches Pint trinken lassen soll, wenn das Gesetz sagt, es ist nun an der Zeit. Um sie glücklich zu machen, habe ich Den Eid geschworen, wodurch man quasi zu einem Minipioneer wird. Das ist wie eine Lizenz zum Nichttrinken, die ausläuft, wenn du sechzehn wirst, aber ich verstoße dauernd dagegen, wenn ich heimlich ein paar Schlückchen Alk aus halb leeren Partygläsern stibitze, die ins Spülbecken gewandert sind.
    Nach zwei Dosen HCL ist die Stimmung unten am Feuer super. Mozzo, ich und Saidhbh sind unsere eigene kleine Gang, und wir reden über alles Mögliche – über die Schule und unsere Mütter –, während die anderen Jungs mit einer Mutprobe beschäftigt sind, die darin besteht, herauszufinden, wer am