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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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aufklappt, passen alle acht dran, mit ein bisschen Quetschen. Sarah und Siobhan sitzen ganz am Ende, nahe der Tür – das ist gut für Sarah, weil so kann sie Dad einen senilen alten Trottel nennen und hoch in ihr Zimmer flüchten, bevor er auch nur die Chance hat, sich aus seinem Stuhl zu zwängen. Dad und Susan sitzen mit dem Rücken zur Heizung. Das ist gut für Susan, weil sie sich dann wie Dads kleiner Liebling fühlen kann. Mam sitzt gegenüber von Dad und Susan, mit dem Rücken zu den Küchenschränken und Claire rechts neben sich. Und ich und Fiona sitzen gegenüber von Sarah und Siobhan, mit dem Rücken zu dem Küchenfenster, das Gary mit dem Hockeyball eingeschmissen hat.
    Das Essen beginnt damit, dass Mam ins Zimmer marschiert und Hooked on Classics ausmacht. Dad beschwert sich nicht darüber. Er stützt einfach weiterhin den Kopf auf seine Hände und starrt tief runtergebeugt auf den leeren Teller vor sich. Er ist schon wieder müde. Supermüde. So, als hätte ihn all das Hochleistungszeitunglesen völlig ausgelaugt. Er würde sich wegen der Musik ohnehin nicht mit Mam anlegen, weil ihr Gesicht rot und schwitzig davon ist, für acht Leute zu kochen, und deshalb hat sie für den Rest des Tages einen Freischein, zu tun, was sie will.
    Mam gießt Dad ein großes Glas Rotwein ein, bietet Sarah und Siobhan auch eins an, die dankend ablehnen, und dann fordert sie uns alle auf, ein Tischgebet zu sprechen. Und zwar, indem sie sagt: Sagt das Tischgebet.
    Und obwohl es ein ganz alter Hut ist, sagt ausnahmslos jeden Tag irgendeiner von uns laut als Witz »Das Tischgebet«. Niemand lacht darüber, es soll auch gar nicht megalustig sein, man macht es einfach.
    Heute tue ich es. Ich sage, »Das Tischgebet!«, und Dad funkelt mich zwischen seinen Fingern hindurch an. Mam spricht das Gebet, ein nettes kleines Gebet, in dem man alle segnet, die am Tisch sitzen, und das Essen, das wir gleich bekommen, und vor allem die Hände, die es gemacht haben. Wenn sie sagt, »Die Hände, die es gemacht haben«, deutet für gewöhnlich jemand auf ihre Hände, oder wenn zum Beispiel ein Großteil der Zubereitung Claire zu verdanken ist, wenn sie zum Beispiel die Kartoffeln geschält hat, dann zeigt sie auch auf ihre eigenen Hände. Dann kommen die Melonenbällchen auf den Tisch, und wir legen los!
    Mam macht den Anfang.
    Sie sagt, Und, wie war’s im Blinkers?
    Sarah und Siobhan können sich nicht entscheiden, ob sie sie gerade lieben oder hassen, also spielen sie bloß mit losen Haarsträhnen rum und murmeln Dinge wie, Okay, das Übliche.
    Fiona stößt mich an und sagt, dass Dave Gallagher ziemlich sicher nicht unbedingt sagen würde, nur das Übliche bekommen zu haben.
    Was?!, keift Sarah und wirft Fiona einen giftigen Blick zu.
    Wer ist Dave Gallagher?, fragt Mam.
    Hello!, singt Fiona und stimmt eine Verarsche von Lionel Richies Hit an. Sie kommt bis zu der Zeile »Are you somewhere feeling Davy or is Davy feeling you?«, als Sarah ihr mit einem lauten, sarkastischen Hahaha das Wort abschneidet, aber alle kichern, außer Dad, der seinen Kopf immer noch auf die linke Hand stützt, während er mit der anderen Melonenbällchen in seinen Mund schaufelt.
    Es fällt allen auf, aber niemand sagt etwas. Stattdessen sagt Claire zu Sarah, dass sie das Zimmer von Brenda Joyce hätte sehen müssen, dass es riesig ist und sie einen ganzen Make- up-Tisch nur für ihre Frisierpuppe hat. Susan fummelt an ihren Haarspangen rum und ist den Tränen nahe, und Mam sagt Claire, sie soll aufhören, ihr das auch noch auf die Nase zu binden. Claire sagt Mam, sie soll sie »gefälligst in Ruhe lassen«, und sieht dann rüber zu Sarah, um ihre Reaktion mitzubekommen. Claire versucht immer, Sarah zu beeindrucken. Als wolle sie mal wie Sarah werden, wenn sie erwachsen ist, und sich von sämtlichen Typen im Blinkers befummeln lassen. Wenn ich genauer darüber nachdenke, dann will Claire wie Sarah sein und Siobhan auch. Susan will wie Claire sein. Aber niemand will sein wie ich oder wie Fiona.
    Offensichtlich habt ihr dem jungen Vater O’Culigeen bei seiner Predigt nicht richtig zugehört, fügt Mam hinzu und sieht Claire an.
    Keine Antwort.
    Oder?
    Ging es um Liebe?, rät Claire.
    Nein, es ging darum, Vater und Mutter zu ehren!
    Heiliger Herr im Himmel, sagt Sarah höhnisch. Die alte Leier.
    Na, dass du das Gesicht verziehst, wundert mich nicht, gibt Mam zurück, zumal ich mich nicht erinnern kann, wann dein Schatten zum letzten Mal über die Kirchenschwelle

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