Nichts für Anfänger - Roman
langsamsten über das Feuer gehen kann, ohne sich die Eier zu verbrennen. Wenn ich meinen Kopf zur Seite neige, scheint das Feld genau in die andere Richtung zu kippen, und wenn ich ihn ein wenig schüttle, verwischt die Welt. Mozzo erzählt von seinem Dad, wie er das Nachbarfenster mit dem Sack Fischinnereien eingeschmissen hat. Nur diesmal schmückt er die Geschichte noch mit Details aus, dass er und seine Mam im Schlafanzug und barfuß draußen auf der Straße standen und dass sie beide weinten und sich in Todesangst aneinander festklammerten und seinen Dad anflehten, aufzuhören und ins Haus zu kommen, damit sie zusammen am Feuer Tee trinken und von ihrem Tag erzählen und ausnahmsweise einmal eine richtige Familie sein könnten. Für einen Moment sind wir still, alle drei, und dann sagt Saidhbh, dass es in ihrer Schule massig Leute gibt, die sie von Herzen gerne mit Fischinnereien übergießen würde. Wir fangen an zu kichern, und schließlich lachen wir laut. Ich und Mozzo sehen rüber zu Saidhbh, als wäre sie all unsere Mütter und mehr, verpackt in einem einzigen wunderbaren Mädchen.
Ich sage zu Mozzo: Ach, das ist doch gar nichts, und dann erzähle ich ihm, wie Dad einmal betrunken mit Mam aus dem Downs kam und die Haustür nicht aufkriegte. Das war an einem Winterabend, die Mädchen waren alle ausgegangen, und Mam und Dad waren nur kurz auf ein schnelles Helles mit den Connells rüber in den Pub, sodass ich aufs Haus aufpassen musste, völlig alleine. Mam hatte mich ermahnt, dass ich alle Türen abschließen sollte, weil ein Irrer aus der Anstalt Kilcuman Central Mental ausgebrochen war. Im Central Mental musste es jede Menge Ausbrüche geben, weil sie das oft sagte, immer wenn sie uns zu Hause allein ließen, selbst wenn Siobhan oder Sarah die Verantwortung hatten, es war immer ein Irrer unterwegs. Aber ich wollte es nicht drauf ankommen lassen, weil ich war der Einzige in unserer Familie, der Dad am Telefon mal hatte erzählen hören, wie er bei einem Geschäftstermin im Krankenhaus einem Irren aus Kilcuman begegnet ist. Bei diesem speziellen Kandidaten handelte es sich um einen schüchternen Jungen vom Land, der andauernd von Geistern und Vampiren und dem Teufel und so gelesen und sich was dazuverdient hat, indem er für eine sehr nette, angesehene Familie etwas weiter die Straße runter babysittete. Und eines Abends, während er babysittet, flippt er einfach aus und hält eine schwarze Messe, was das Gegenteil von einer katholischen Messe ist, und opfert das Baby der Familie, indem er es auf einem zum Altar umfunktionierten alten Subbuteo-Tisch abschlachtet.
Saidhbh sagt, O Gott, ist das eklig!, und schmiegt sich mit dem Kopf noch mehr an Mozzos Brust. Er tätschelt ihr väterlich den Kopf, lächelt und sagt, ich soll weitererzählen.
Na ja, jedenfalls habe ich die Tür ordnungsgemäß verriegelt, The Greatest American Hero ist vorbei, und eigentlich werde ich gerade ziemlich müde. Das Ding ist ja, wenn man so lange aufbleiben kann, wie man will, dann klingt das viel spaßiger, als es tatsächlich ist. Ich war total im Sack. Ich gehe also ins Bett und bin gerade zehn Minuten eingeschlafen, als ich …
Los Jungs, wir gehen die scheiß Schwuchteln klatschen!
Heno springt auf und ab wie ein Verrückter, hinter ihm machen Macko, Hylo und Stapo ihre Bomberjacken zu, fangen an mit Schattenboxen und -treten, und sehen so aus, als wären sie ready to rumble. Heno spuckt aus und ist ganz außer sich und sagt Mozzo, dass heute die Nacht der Nächte ist, dass er die scheiß Schnauze voll hat und sie es jetzt verfickt noch mal durchziehen. Genau jetzt! Er tritt in die Luft, um seine Aussage zu unterstreichen. Mozzo steht auf und sagt todernst, dass er Saidhbh nach Hause bringt und dann zu ihnen stößt. Ich breche meine Geschichte ab und rapple mich schwankend auf. Ich frage Mozzo, was los ist. Er antwortet mir nicht, aber Saidhbh nimm mich zur Seite, um es mir zu erklären.
Sie sagt, dass vor dem Schulhof von der Sorrows immer zwei Typen mit ihren Motorrädern abhängen, ganz hinten bei dem hohen Gras und dem Kanal. Laut Heno sind sie beide Schwuchteln, die jeden Abend in ihrem Leder-Motorradoutfit im Gebüsch sitzen und darauf warten, dass ein junger Bursche vorbeikommt. Dann springen sie raus, in voller Montur, mit Helm auf, zerren den Burschen ins Gras, reißen ihm die Hose runter, spielen mit seinem Pimmel, und dann brausen sie wieder mit ihren Motorrädern davon. Saidhbh sagt, dass die Jungs warten
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