Nichts für Anfänger - Roman
Fiona hat schon verstanden.
Ich habe vier Hosen, wenn man die alten nicht mitrechnet, die mir nicht mehr passen. Zwei Paar Bluejeans, eine Anzughose für die Kirche und zur Schule und eine graue Jeans mit schwarzem Fischgrätmuster, die ich am Ostersonntag und zu Fionas Barbecue zum siebzehnten Geburtstag getragen habe. Ich hatte auch eine weiße Jeans, aber Mam hat mich gezwungen, mir bei Penny’s das Geld zurückerstatten zu lassen, weil sie zu eng war. Ich hab ihr gesagt, dass das eine Röhrenhose ist und sie so eng sein muss, aber als ich sie anhatte und runter in die Küche gekommen bin, ist Dad ausgerastet und hätte mich beinahe umgebracht. Er sprang aus seinem Stuhl und sagte mir, ich soll sie auf der Stelle ausziehen. Ich sagte Nein und Drauf geschissen und stürmte halb am Weinen aus dem Zimmer. Er jagte mich mit dem Bambusstock in der Hand nach oben, verpasste mir drei Schläge auf den Arsch, packte mich am Bund und riss mir die Hose förmlich runter, wobei er sagte, dass niemand seinen Sohn wie einen Idioten mit angesprühter Hose durch The Rise spazieren sehen wird.
Danach heulte ich mir stundenlang die Augen aus und wollte nicht runterkommen. Als ich Fiona davon erzählte, sagte sie mir, dass Dad eifersüchtig ist und einfach nur will, dass ich wie ein Langweiler rumlaufe, weil er früher auch einer gewesen ist.
Olivia Newton-John singt: »Let’s get physical, physical, I wanna get physical«, und ich und Fiona sind uns darin einig, dass ich die mit dem Fischgrätmuster tragen sollte. Die hat Stil. Ich habe schon entschieden, dass ich meine schwarzen Stoffschuhe mit den grauen Socken anziehen werde, die zur Hose passen, sodass nur noch das Hemd geklärt werden muss. Ich durchwühle meine Hemden – sieben Stück, drei mit Blümchen, ein ganz gelbes, eins rosa, eins blau und ein weißes für die Schule –, als Fiona sagt, sie hätte genau das Richtige für mich. Sie greift in ihren Kleiderschrank und zieht ihr graues Opahemd heraus. Sie sagt, dass es Zeit wird, dass ich es trage und sie es sowieso nicht mehr sehen kann. Damit bricht sie die gängigen Gesetze der Vererbungslehre innerhalb der Familie. Denn traditionellerweise sollte Fiona es zuerst Claire anbieten, dann Susan und erst dann, falls beide abgelehnt haben, kann sie es mir anbieten.
Fiona sagt, dass Claire und Susan schon genug eigene Klamotten haben und nicht auch noch dieses Hemd brauchen. Und außerdem, sagt sie, haben die beiden heute Abend kein heißes Date.
Fiona dreht sich um, und ich lasse das Handtuch fallen und ziehe mich an. Ich stehe vor dem Spiegel und bin ein Traum in Grau.
Umwerfend, sagt Fiona und umarmt mich. Da ist er, der Herzensbrecher!
Sie lässt mich ihr Haarspray benutzen, um meine braunen, widerborstigen Haare zu plätten, und als ich mich nochmals ansehe, bin ich zufrieden. Meine Beine sind zu dünn, die Hose ist etwas zu kurz, und Fionas Hemd ist viel zu groß und schlackert mir um den Bauch, obwohl ich es schon meterweise in die Hose gestopft habe, sodass es ein bisschen so aussieht, als würde ich eine Windel tragen. Trotzdem ist der Gesamteindruck gar nicht übel, und die platt gesprühten Haare sind das Sahnehäubchen.
Saidhbh, Saidhbh, Saidhbh.
7
Was man vor einer Party wissen muss
E s gibt zwei verschiedene Arten von Liedern: Sauflieder und Widerstandslieder. Auf den meisten Partys, wenn Musik aufgelegt wird und der Alkohol sein Übriges tut, fangen alle an, Sauflieder zu singen. Sie handeln davon, in eine Kneipe einzukehren und einen Drink aufs Haus zu bekommen und wie üblich Spaß zu haben und sich zu besaufen. Es sind schnelle Lieder, und man kann mitklatschen und ordentlich auf den Boden stampfen. Bei Mams und Dads Partys werden ausschließlich Sauflieder gesungen. Das gilt auch für Maura Connell, Maisie O’Mally und die meisten anderen Erwachsenen in unserer Straße. Aber dann und wann hört man von Partys, wo Widerstandslieder gesungen wurden. In denen geht es darum, Ire zu sein und gegen die Engländer zu kämpfen und niemals aufzugeben. Mam und Dad waren mal auf einer Party, wo alle angefangen haben, Widerstandslieder zu singen. Mam schickte Dad nach ihren Mänteln, und dann gingen sie angewidert nach Hause.
Nicht, weil Mam und Dad nicht gerne Iren sind, sondern weil Mam sagt, dass man singen kann und dass man töten kann und dass das immer noch zwei völlig verschiedene Angelegenheiten sind. Ihr Vater war in der IRA , bevor es darin Leute gab, die Burger-Läden in die Luft jagten, also
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