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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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weiß sie, wovon sie spricht.
    Wenn du auf einer Party bist, und jemand fängt an, Widerstandslieder zu singen, dann ist das so, als würde er anfangen, vor deinen Augen zu kiffen.
    Dann hast du die Wahl: hopp oder top.

8
    Party Time
    B ei den Donohues ist es schon rappelvoll, als ich ankomme. Saidhbhs Bruder Eaghdheanaghdh (sprich: Ey-Änna) öffnet in einem Billy-Idol-Shirt die Tür und grunzt mich an. Er sagt nichts zu meinem Outfit, weil von ihm aus könnte ich wahrscheinlich die ganze Woche lang in diesem Traum-in-Grau-Look rumlaufen. Stattdessen greift er sich die Limoflasche in meiner Hand und schickt mich direkt rein, mitten in den schönsten Trubel.
    Der Flur der Donohues ist winzig, und die Wohnzimmertür steht sperrangelweit offen, sodass man quasi schon mitten im Haus steht, wenn man nur zur Tür reinkommt.
    Das Wohnzimmer quillt förmlich über vor Männern und Frauen, die rumstehen, diskutieren, plaudern und Witze machen. Die Luft ist völlig verqualmt und schmeckt nach Alkohol. James Last und sein Orchester schmettern lautstark aus der Stereoanlage. Taighdhg Donohue hat sich den Bart gestutzt und trägt einen neuen braunen Pullover. Er hat den Chefplatz in der Mitte des Zimmers und ist ganz in eine Diskussion mit einem anderen bärtigen Kerl vertieft, der sich konzentriert über die Backe kratzt.
    Und ob, verdammt noch mal, ich gehe damit vors Dáil, sagt der Kerl. Das sind alles scheiß Wichtigtuer, jeder Einzelne von denen!
    Taighdhg nickt und kratzt sich auch den Bart, während er gleichzeitig mit einem Auge den Raum im Blick behält und Leuten auf die Schulter klopft und Hände schüttelt und schnell ein paar Worte mit verschiedensten Leuten wechselt, die sich auf dem Weg zum Alkohol in der Küche an ihm vorbeiquetschen.
    So isses, Taighdhg! Jawoll, Mick! Die Cats lagen heute in Führung, was? Will ich denen auch geraten haben, verdammt! Taighdhg, wie geht’s, wie steht’s? Alles senkrecht, Dick!
    Taighdhgs Frau Sinead steht in der Küchentür, verteilt Drinks und trägt ein sackartiges, rosa glitzerndes Kleid mit Riesenausschnitt, das ihre labbrigen, ledrigen Hängetitten betont.
    Na los, du, runter damit, das wärmt dich auf, das haut dir ’ne Luke in den Bart, ex und hopp, jawoll du Schlawiner, trainier noch mal schön den Ellenbogen am letzten Ferientag.
    Mam nennt Sinead Donohue eine alte Oma im Strampelanzug. Sie nennt sie so, seitdem sie einmal mit frisch gefärbten Haaren, dickem Make-up, Skihose und einer großen Tasche Alk, die ihr um die Knöchel klimperte, verspätet zur Mitternachtsandacht kam. Mam kennt Sinead vom Sehen und wechselt vielleicht mal auf der Straße ein Wort mit ihr, aber Freundinnen sind sie nicht. Im wahren Leben ist Sinead Fremdenführerin in Dublin, was bedeutet, dass sie tagein, tagaus mit einer Horde Ausländer am Trinity College rumlatscht, damit sie das Buch von Kells bewundern und sich anhören können, dass Irland das tollste Land der Welt ist und dass damals, als in Europa wegen der Pest alle total am Arsch waren und sich gegenseitig die Köpfe abgebissen haben, wir hier in Irland so meinten: Ach, entschuldige, Liebes, ich kann noch nicht ins Bett kommen, ich muss erst noch dieses wundervolle Evangelienmanuskript fertig illustrieren. Oder sie karrt sie zum Kilmainham-Gefängnis und zeigt ihnen den genauen Ort, an dem die Briten den armen alten Widerstandshelden James Connolly auf einem Stuhl festbinden mussten, um ihn zu erschießen, weil er wegen seiner Verwundungen aus den glorreichen Osterschlachten 1916 schon fast auseinanderfiel und weil die Briten unmenschliche scheiß Bastarde sind. Und wenn an dem Tag zufällig irgendwelche englischen Touristen in ihrer Gruppe sind, dann macht sie einen riesigen Scherz draus und sagt, Die hier Anwesenden mal ausgeschlossen!
    Dass sie Fremdenführerin ist, bedeutet, dass Sinead einen gewissen Berühmtheitsgrad hat und ziemlich eingebildet ist, worüber sich die anderen Mams ohne Ende aufregen.
    Sinead verteilt freimütig Dosenbier und knutscht jeden ab, der zur Tür reinkommt. Sie sieht so aus, als hätte sie selbst schon ein paar Dosen intus, denn ihr Blick ist leer, und andauernd lächelt sie grundlos vor sich hin. Direkt vor ihrer Nase, unter einem riesigen, besonders auffällig platzierten Gemälde mit Bergen und Schafen drauf, lehnt Vater O’Culigeen, noch immer in seinem schwarzen Priesteroutfit, nur ohne seine Simon-Templar-Handschuhe, die Haare akkurater denn je zurückgegelt. Mit seinem winzigen,

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