Nichts gegen Engländer
hat die Times gezählt, darunter Depressionen, Stress, Kopfschmerzen,
Müdigkeit und »unbekannte Krankheiten«. 60 Menschen können wegen ihrer kaputten
Fußnägel nie mehr arbeiten, meldete das Blatt höhnisch. Auffällig sei auch die
hohe Zahl von Leuten mit Schwindelgefühlen. Die Times vermutet, dass sie schwindeln.
Die
Regierung hat bisher ohne zu murren bezahlt, um die Arbeitslosenstatistik
aufzuhübschen, glaubt die Times. Solange das Erwerbsunfähigkeitsgeld höher sei
als die Arbeitslosenhilfe, könne man den Leuten nicht verübeln, dass sie das
System ausnutzen. Für die Sun, jenen bedruckten
Jauchetopf,
ist das alles dagegen ein »kranker Witz«. 50 Menschen sind dauerhaft
erwerbsunfähig, weil sie Akne haben. »Zum Arbeiten zu picklig«, macht das
Boulevardblatt daraus. Und die 380 Menschen, die wegen Hämorrhoiden nicht arbeiten
können, sollten den Arsch versohlt kriegen, verlangt die Sun. Diese »Krankmeldungskultur« sei jedenfalls eine Schande.
Aber
nun will Arbeitsminister Peter Hain eingreifen. »Zur Zeit sitzen viele Leute
zu Hause und glauben, sie seien unvermittelbar«, sagte Hain. »Deshalb verändern
wir das System.« Die Kürzung der Beihilfen ist der einzige Bereich, in dem die
Labour-Boulevardregierung noch systemverändernde Ambitionen hat. »Wir
konzentrieren uns darauf, was die Menschen können - und nicht darauf, was sie
nicht können«, meinte Hain. Dieses Kriterium sollte man auch für Politiker
einführen. Matthew Elliott, der Geschäftsführer beim Verband der Steuerzahler,
diagnostizierte, dass viele Antragsteller die Gutmütigkeit ihres Arztes ausnutzen.
Es sei aber ein großer Unterschied, ob jemand nicht in der Lage sei, oder ob er
keine Lust habe, zu arbeiten. Der Mann weiß Bescheid.
Bisher
wurde die Erwerbsunfähigkeitsrente gewährt, wenn der Antragsteller weder 400
Meter ohne fremde Hilfe laufen oder eine halbe Stunde lang stehen, noch eine
Stunde lang sitzen oder zwölf Stufen hinaufgehen konnte. Künftig soll lediglich
überprüft werden, ob er mit Tastatur und Computermaus umgehen kann. Hain
erwartet, dass die Hälfte aller Antragsteller diese Prüfung bestehen wird -
beziehungsweise durchfallen und die Beihilfe verlieren wird, frohlockt die Sun: »Nehmt
euch in acht, Drückeberger! Euer Leben auf Stütze geht zu Ende!« Das Leben der Sun dagegen
leider nicht.
Das
Moppelvolk züchtet sich seinen Nachwuchs entsprechend heran: Ein Drittel aller
Kinder unter 16 ist übergewichtig, jedes fünfte sogar fett. Die Zahl der
Dickerchen ist innerhalb eines Vierteljahrhunderts um 400 Prozent gestiegen.
Die Fettfolgekosten werden schon bald elf Milliarden Euro im Jahr betragen.
Neulich ist eine Dreijährige an Herzversagen gestorben, weil sie kugelrund war.
Die
britische Regierung hat die höchste Alarmstufe ausgerufen. Die
Medienaufsichtsbehörde überlegt, wie bereits erwähnt, ob sie Fernsehwerbung
für Schnellfraß verbieten kann. Statt dessen will man die Serie aus dem
Dschungelcamp wiederholen, wo abgehalfterte Halbprominente eine Woche lang
Insekten kauen mussten. Nach neun Uhr abends darf im britischen Fernsehen aber
weiter gefressen und gesoffen werden, weil die Teenager dann im Bett sind.
Dabei werden sie auch ohne Werbung sieben Kilo im Jahr schwerer, wenn sie
täglich eine Stunde fernsehen.
In
Schottland, das als »kranker Mann Europas« gilt, will man noch einen Schritt
weitergehen: Fünfjährige sollen sich bei der Einschulung einem Pummeltest
unterziehen. Wer durchfällt, muss zur Zwangsdiätberatung. Die Eltern werden auf
eine Kochschule geschickt, wo sie lernen, kalorienarm zu kochen. Außerdem
sollen die Schulen verbindliche Richtlinien für das Pausenbrot herausgeben:
Müsli statt Marsriegel, Kopfsalat statt Wurstsalat. Und in den Schulpausen
müssen die Kinder eingesperrt werden, damit sie nicht zum Eckladen schleichen
und sich mit McWürgern vollhauen können.
Das
Programm soll später auf Lehrer, Krankenhausangestellte und Beamte ausgeweitet
werden, damit sie ein gutes Beispiel geben. Wer dennoch dick bleibt, muss zur
Gewichtskontrollgruppe. Haben auch die Verschlankungsterroristen, die als
»Small Brother« Angst und Schrecken verbreiten sollen, keinen Erfolg, bekommt
der Mops einen mageren Lifestyle-Berater zugeteilt. Ab 2010 wollen die Schotten sonntags
öffentliches Pflichtwiegen einführen.
Der
an der Mayo-Klinik in Minnesota arbeitende britische Wissenschaftler James
Levine hat herausgefunden, dass Dünne jeden Tag im Durchschnitt 152
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