Nichts gegen Engländer
geheime Methode entwickelt, um aus dem
Gemüse ein festes Material herzustellen, das vielseitig verwendbar sein soll.
Sie nennen es Curran, und das erste Produkt daraus ist eine Angelrute fürs
Fliegenfischen.
Curran
sei umweltfreundlicher als andere Fasern, sagt Whale, denn wenn man es
verbrenne, sei der Kohlendioxidausstoß geringer als die Menge an Kohlendioxid,
die die Mohrrüben beim Wachsen verbraucht haben. Curran sei die bedeutendste
Erfindung seit der Entdeckung von Kohlefasern vor mehr als 30 Jahren, jubelte
Hepworth, und im Geiste sieht er seinen Kontostand ins Unermessliche steigen.
»Unternehmen wollen Qualität, die umweltfreundlich ist«, so seine Überzeugung.
Für
eine Angelrute sind zwei Kilo Karotten nötig. Bei einem Kilopreis von zehn
Pence sind die Materialkosten für die Angel ziemlich niedrig. Demnächst wollen
Whale und Hepworth auch
Steckrüben
und Pastinaken verwenden. Doch damit geben sich die beiden Wissenschaftler
nicht zufrieden. Ihr nächstes Projekt sind Snowboards, aber in der Zukunft
seien auch Maschinenbauteile, ja sogar Autos und Kriegsschiffe aus Mohrrüben
vorstellbar. Al-Qaida wird das mit Interesse vernehmen. Die Terrororganisation
soll in den Höhlen Afghanistans bereits mit der Karnickelzucht begonnen haben.
Warum soll man britische Kriegsschiffe auch bombardieren, wenn man statt dessen
eine Kompanie Kaninchen mit Fallschirmen auf sie abwerfen kann? Oder auch nur
ein einziges Were-Rabbitt?
Verstand
in Pfefferminzsauce
Der Engländer und seine Medien
Der
Engländer liebt seine Medien. Oder was er dafür hält. Die Sun zum
Beispiel. Sie hat die höchste Auflage von allen englischsprachigen Zeitungen in
der Welt. Mehr als drei Millionen Menschen kaufen sie täglich, achteinhalb
Millionen lesen sie - oder schauen zumindest die Bilder an, vor allem das
nackte Mädel auf Seite 3, dessen blanker Busen verschämt »T*ts« genannt wird.
Eigentlich
ist die Sun aber gar keine Zeitung, sondern eine Spezialpostille für ein Stammtischpublikum,
das den Verstand in Pfefferminzsauce eingelegt hat - Labour-Wähler eben, denn
das ist die Partei, die von der Sun an die Macht gebracht worden
ist, wie das Blatt nicht ganz zu Unrecht prahlt. Als Dank dafür gehört Verleger
Rupert Murdoch inoffiziell zum Kabinett.
Wenn
sich Tony Blair oder sein Nachfolger, Premierminister Gordon Brown, zu europafreundlich
geben, ruft Murdoch sie mit Hilfe seines Kampforgans zur Ordnung. Denn aus
Europa, vor allem aus Deutschland, kann nichts Gutes kommen, weiß der
kleinformatige Schmutzkübel. Zum Beispiel warnte er: »Deutschland heckt einen
Plan aus, um Großbritannien von der Landkarte zu tilgen.« Was denn, schon
wieder? »Die Deutschen wollen, dass die 25 EU-Mitgliedstaaten ihre nationalen
Grenzen abschaffen«, hieß es weiter. »Dann gibt es England, Schottland, Wales
und Nordirland nicht mehr. Wir würden aufgeteilt und mit anderen Ländern
verschmolzen, um transnationale EU-Regionen zu bilden.« Illustriert ist der Artikel
mit einer »bekloppten EU-Landkarte«.
Die
südenglischen Grafschaften Kent und East Sussex sollen demnach Nordfrankreich
zugeschlagen und in »TransManche« umgetauft werden. Der größte Teil von
England und Schottland käme in einen Topf mit Teilen Skandinaviens,
Deutschlands, Belgiens und der Niederlande - die »Nordsee-Region«. Der Norden
Schottlands würde mit Teilen Norwegens und Schwedens zur »Nördlichen
peripheren Region«. Cornwall, die Bretagne, Nordwestspanien und Portugal
fusionieren zur »Atlantik-Region«. Irland hingegen würde mit Nordirland
wiedervereinigt und bekäme Wales sowie einen Brocken Nordwestengland dazu. Das
wäre zwar ein gerechter Ausgleich für Jahrhunderte Kolonialherrschaft, aber
den Zipfel Nordwestengland mit der Plutoniumschleuder Sellafield können die
Engländer ruhig behalten.
Der
teuflische Plan soll schon bald umgesetzt werden, meint die Sun. Das
Blatt zitiert den deutschen Minister für Verkehr, Wolfgang Tiefensee, der
gesagt haben soll, die große Hoffnung für ein vereintes Europa sei die
Überwindung alter Grenzen. Natürlich hat David Wooding, der den Artikel
verzapft hat, einen Knall. Bei der Karte, die er irgendwo im Internet
ausgegraben hat, handelt es sich vermutlich um Fischereiregionen. Aber nichts
ist zu blöd, als dass man es den Sun-Lesern nicht als kontinentale
Gefahr verkaufen könnte. Schließlich hat das Blatt ja auch mal behauptet,
Brüssel wolle den Krümmungsgrad von Bananen festlegen. Recherche, so
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