Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
ganze Weile hier, und er geht auch nicht.«
»Mist!«, flüsterte Haven.
Die Kellnerin nickte, als hätte sich soeben ihr schlimmster Verdacht bestätigt. »Der Typ ist ein Stalker, oder?«, fragte sie.
»Kann sein«, gab Haven zu.
»Okay, keine Panik«, sagte das Mädchen und wischte mit einem muffig riechenden Lappen über den Tisch, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. »Geh auf die Damentoilette. Da ist ein Fenster, das raus auf die Seitengasse führt. Dadurch hauen dauernd irgendwelche Leute ab, wenn sie die Zeche prellen wollen.«
»Was ist mit dem ganzen Kaffee, den ich getrunken hab? Wie soll ich den denn bezahlen, ohne dass er das merkt?«
»Der Kaffee geht auf mich«, sagte das Mädchen. »Ich weiß, wie das ist, wenn so ein Spinner dich auf einmal zu seiner Traumfrau erklärt. Glaub mir, mit solchen Haaren zieht man diese Typen magisch an.«
»Danke«, antwortete Haven. »Das ist wirklich nett von dir.« Als sie aufstand und in Richtung Toilette ging, warf sie einen Blick auf den Mann bei der Espressomaschine. Er trug die unauffällige Kluft der Grauen. Als er zu Haven aufblickte, durchzuckte sie Panik, und sie begann zu zittern. Sie war doch so vorsichtig gewesen, und trotzdem hatten sie sie gefunden.
»Viel Glück«, flüsterte die Kellnerin.
Als sie die Toilette erreichte, war Haven froh, dass sie in dem Café nichts zu essen bestellt hatte. Sogar das Schild, das die Mitarbeiter dazu aufforderte, sich die Hände zu waschen, war von einer schmierigen Schmutzschicht überzogen. Aber das Fenster in der Toilettenkabine ließ sich öffnen, genau wie die Kellnerin versprochen hatte. Haven ließ zwar ein Büschel Haare an einem rostigen Nagel, der aus dem Fensterrahmen ragte, aber sie landete sicher in der Seitengasse – und rannte los.
Als sie schließlich stehen blieb, um nach Luft zu schnappen, befand sie sich mitten in Greenwich Village, umgeben von kleinen Backsteingebäuden, die selbst auf Constance alt gewirkt hätten. Die schmalen, verwinkelten Straßen waren leer und die Gehwege verlassen. Es war, als wäre sie in eine Geisterstadt mitten in Manhattan hineinspaziert. Zum wohl zwanzigsten Mal in den letzten zwei Stunden wählte Haven Beaus Nummer.
Dieses Mal meldete er sich mit einem trägen »Hmm?«.
»Es ist fünfzehn Uhr! Wo warst du denn die ganze Zeit? Hast du meine ganzen Nachrichten nicht gekriegt?« Sie merkte selbst, wie hysterisch ihre Stimme klang.
»Entschuldige bitte vielmals, aber es gibt Leute, die arbeiten müssen. Mein Dad hat auf einmal beschlossen, dass wir unseren Garten in ein Maisfeld verwandeln müssen. So langsam frag ich mich echt, ob mein alter Herr den Verstand …«
»Ich versuche seit Stunden, dich zu erreichen!«, unterbrach Haven ihn.
»Mir war nicht klar, dass ich Bereitschaftsdienst hab«, entgegnete Beau schnippisch. »Was ist denn da bei dir los?«
»Du meinst, außer dass ich die ganze Zeit vor lauter komischen Typen auf der Flucht bin, die hinter mir her sind? Da versuche ich nur rauszufinden, warum die Paparazzi das Haus in den Washington Mews belagern«, sagte Haven. »Ich gehe also zurück, um meinen Koffer zu holen, und auf einmal lauern da fünfzig Reporter mit Kameras vor der Tür. Nach Hause kann ich nicht und ins Internet komme ich auch nicht. Ich hab keine Ahnung, was da los ist.«
»Bist du vielleicht mal auf die Idee gekommen, in eine Bibliothek zu gehen? Oder einen Computerladen? Oder ein Internetcafé? Wahrscheinlich gibt es im Umkreis von einem Block ungefähr vierzig Möglichkeiten, ins Internet zu gehen.«
Haven war nicht zum Lachen zumute. »Ich hab jetzt keine Zeit, nach einem Computer zu suchen. Ich musste gerade aus einem Toilettenfenster klettern und durch die halbe Stadt rennen, um irgendeinem gruseligem Typen zu entkommen, der mir nachspioniert. Also könntest du wohl freundlicherweise einen kurzen Blick ins Internet werfen und mir sagen, was hier abgeht?«
»Tja, da du so lieb fragst. Dann wollen wir mal sehen, was wir finden.« Haven hörte, wie der Computer hochgefahren wurde und dann, wie Beau sich am Kopf kratzte. »Hmmm.«
»Was?«
»Moment, lass mich doch erst mal lesen!« Die minutenlange Pause war kaum zu ertragen. »Marta Vega wird vermisst.«
»Das hatte ich befürchtet! Aber wie kann das sein? Ich hab heute Morgen noch mit ihr gesprochen.«
»Heute Morgen?«, wiederholte Beau.
»Ich hab dir doch erzählt, dass ich zu ihr wollte.«
»Tja, dann dürftest du wohl zu den Letzten gehören, die sie gesehen
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