Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
gebieterisch donnerte seine Stimme durch das Kirchenschiff.
»Devil’s Chimney, Devil’s Courthouse, Devil’s Stomping Ground.« Er hielt kurz inne und die Namen hallten noch eine Weile in Havens Kopf nach. »Haben Sie sich jemals gefragt, warum so viele Orte in unserer Umgebung nach dem Teufel benannt sind? Vielleicht dachten Sie ja, das wäre bloß Zufall. Oder Sie dachten, Ihre Vorfahren hätten sich einen kleinen Spaß erlaubt. Nun, da irren Sie sich. Ihre Vorfahren waren sich einfach über eine Tatsache im Klaren, die viele von uns sich heute nur schwer vorstellen können. Sie wussten, dass Satan nicht bloß ein Mythos ist. Er ist keine Metapher. Satan ist so real wie der Mensch, der jetzt, in diesem Moment neben Ihnen sitzt. Mehr noch, Satan könnte der Mensch sein , der in diesem Moment neben Ihnen sitzt.«
Jedes einzelne Augenpaar in der Kirche war auf Haven gerichtet. Mae Moore rutschte unbehaglich auf der Bank hin und her, und Haven wusste, dass sie in die Falle getappt war.
»Aber die meisten unter Ihnen würden den Teufel nicht einmal erkennen, wenn er leibhaftig vor ihnen stünde. Sie würden schließlich nach Hufen Ausschau halten und Hörnern und einem gespaltenen Schwanz. In der Bibel aber wird der Teufel nie so beschrieben. In der Bibel tritt er in Gestalt eines Betrügers auf, eines Verführers, des Vaters aller Lügen. Doch im Buch Hiob wird eine Sache mehr als deutlich: Satan ist ein Wesen aus Fleisch und Blut – ein Wesen aus Fleisch und Blut, das mitten unter uns auf Gottes Erde wandelt.«
Dr. Tidmore schlug die Bibel an einer markierten Stelle auf und begann zu lesen.
»Es begab sich aber auf einen Tag, da die Kinder Gottes kamen und vor den Herrn traten, kam der Satan auch unter ihnen. Der Herr aber sprach zu dem Satan: Wo kommst du her? Satan antwortete dem Herrn und sprach: Ich habe das Land umher durchzogen. Buch Hiob. Kapitel 1, Vers 6 und 7.«
Als Dr. Tidmore wieder zur Gemeinde aufsah, spiegelte sich das Licht in seiner Brille, und für einen Moment funkelten die Gläser wie zwei winzige Sonnen. Wie konnte er nur?, fragte sich Haven. Wie konnte der Mann, der einmal so gut zu ihr gewesen war, sich dermaßen gegen sie wenden?
»Ihre Vorfahren haben den Orten, von denen sie glaubten, dass der Teufel sie aufgesucht habe, Namen gegeben«, fuhr Dr. Tidmore fort. »Und geben Sie sich nicht dem falschen Glauben hin, dass er uns nicht immer noch aufsucht. Wir können ihn nur nicht mehr so deutlich sehen, wie sie es konnten. Aber er ist da. Er ist da und arbeitet Tag und Nacht daran, uns unsere Aussicht auf Erlösung zu verbauen. Er führt uns mit irdischen Vergnügungen in Versuchung und lockt uns mit fleischlichen Gelüsten, bis wir so tief im Dung dieser niederträchtigen Welt stecken, dass uns der Aufstieg in den Himmel verwehrt bleibt.
Aber sorgen Sie sich nicht, denn wir haben die Bibel, die uns leitet, und Gottes Wort lehrt uns genau, wie wir uns den Teufel vom Leib halten können. Epheserbrief, Kapitel 6, Vers 11 bis 13:
»Ziehet an den Harnisch Gottes, dass ihr bestehen könnet gegen die listigen Anläufe des Teufels. Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. Um deswillen ergreifet den Harnisch Gottes, auf dass ihr an dem bösen Tage Widerstand tun und alles wohl ausrichten und das Feld behalten möget.«
Dr. Tidmore schlug seine Bibel zu und trank einen Schluck aus dem Wasserglas, das er in seiner Kanzel stehen hatte. Diese Geste setzte er oft ein, um bei seinen Zuhörern die Spannung zu steigern.
»Einige unter Ihnen mögen sich nun fragen, warum ich gerade dieses Thema für meine heutige Predigt gewählt habe. Warum ich mich veranlasst fühlte, eine Warnung auszusprechen. Nun, der Grund dafür ist folgender: Ich bin mir sicher, dass der Teufel hier in Snope City ist. Mitten unter uns. Er hat Sie getäuscht, und er hat auch mich getäuscht, er hat uns alle getäuscht. Die Wahrheit ist, dass er schon seit Jahren unter uns weilt, sich in unsere Herzen schmeichelt und uns zum Leichtsinn verleiten will. Uns in Versuchung führt, unsere Wertvorstellungen zu lockern. Er will uns einreden, dass wir nicht auf Jesu Hilfe angewiesen sind, um Erlösung zu erlangen. Und dass wir nicht nach den Geboten der Bibel leben müssen.
Und wir haben ihm nichts entgegengesetzt! Wir haben Dinge akzeptiert, von denen
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