Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
geliefert. Den Rest ihrer Geschichte hatte Constance ihr noch nicht verraten. Und wenn Haven keinen anderen Weg fand, Licht in die Vergangenheit zu bringen, dann würde sie womöglich niemals die Wahrheit über Ethan erfahren.
Als Haven die Historical Society verließ, sah sie, wie sich das Tor zum Gramercy Park öffnete, und bevor es wieder ins Schloss fiel, huschte sie schnell hindurch. Die Frau mittleren Alters, die herausgekommen war, starrte Haven verärgert an, aber das hielt das Mädchen nicht davon ab, den Park zu erkunden. Nachdem sie eine Runde durch die verlassene Anlage geschlendert war, gelangte Haven zu einer Parkbank mit Blick auf die Ouroboros-Gesellschaft und setzte sich. Sie hatte gehofft, der Anblick der Villa würde vielleicht eine Vision heraufbeschwören, aber nichts passierte. Nach dem Besuch in der Historical Society fühlte sie sich lediglich leer und einsam. War Constance von dem Mann, den sie liebte, getötet worden? War es das, was Haven herausfinden sollte?
»Er ist nicht gut genug für dich.«
Die Stimme klang so nah, als wäre der Mann nur ein paar Schritte von ihr entfernt. Haven sprang von der Bank auf, in der Erwartung, jemanden zu entdecken, der sich von hinten an sie herangeschlichen hatte. Doch der Park lag verlassen da, und plötzlich wurde es dunkel.
»Deine Großmutter war wirklich verrückt, dir dieses Geld zu hinterlassen«, sagte ihre Mutter. Sie saßen auf einer Terrasse und tranken Tee, um sie herum nichts als Himmel. Weit unter ihnen glitzerte der See des Central Parks in der Herbstsonne. »Wahrscheinlich hat es jetzt jeder Taugenichts in der Stadt auf dich abgesehen.«
»Großmutter wollte, dass ich das Geld dazu verwende, um mein eigenes Leben zu führen. Um aus Liebe zu heiraten. Oder um gar nicht zu heiraten, wenn ich das so will.«
Ein Windstoß ließ das Tischtuch aufflattern. Elizabeth Whitman strich sich das Haar glatt, das kunstvoll zu einem goldblonden Knoten in ihrem Nacken frisiert war.
»Diese einfältige alte Schachtel. Jetzt musst du schon jemanden heiraten, der noch mehr Geld hat als du, damit du weißt, ob du die wahre Liebe gefunden hast.«
»In Liebesangelegenheiten habe ich vor, mich ganz allein auf meinen eigenen Instinkt zu verlassen, Mutter.«
»Ich hoffe sehr, dass du dabei nicht an diesen jungen Mann denkst, den du in Rom kennengelernt hast. Es tut mir leid, dass ich diejenige bin, die dir die schlechte Nachricht überbringt, meine Liebe, aber in der ganzen Stadt erzählt man sich, dass er nur hinter deinem Geld her ist. Und ich habe aus sehr verlässlicher Quelle erfahren, dass er einen Teil seiner Kindheit in einer Irrenanstalt verbracht hat.«
Constance zuckte mit den Schultern. »Sollen sie doch erzählen, was sie wollen.«
»Was August Strickland dir weiszumachen versucht, interessiert mich nicht, junge Dame. Durch dein Vermögen und deine gesellschaftliche Stellung hebst du dich nun mal von anderen Menschen ab, ob du willst oder nicht. Übrigens habe ich vor ein paar Tagen einen jungen Mann kennengelernt, der geradezu perfekt für dich wäre. Er heißt …«
»Spar dir die Mühe, Mutter, ich bin nicht interessiert.« An den aufeinandergepressten Lippen ihrer Mutter erkannte sie, dass das Gespräch kurz davor war, in ernstere Gefilde abzugleiten.
»Ich hatte gehofft, dass es nicht so weit kommen würde, Constance. Aber ich fürchte, dein Vater und ich können dir nicht mehr gestatten, dich mit Ethan Evans zu treffen, solange du unter unserem Dach lebst.«
»Nun, dann sollte ich dich wohl davon in Kenntnis setzen, dass ich nicht vorhabe, noch lange unter eurem Dach zu leben. Nächste Woche ziehe ich in mein eigenes Haus.«
Ihre Mutter lachte über die absurde Vorstellung. »So ein Unsinn! Das Haus deiner Großmutter ist doch viel zu groß für ein junges Mädchen wie dich!«
»Ich habe auch nicht vor, in ihrem Haus zu wohnen.«
»Wo denn dann?« Elizabeth Whitman rang nach Luft. »Oh, Constance, nein! Im Stall?«
Haven spürte Gras unter den Fingern. Irgendwo über ihr sagte ein Mann etwas.
»Was ist wohl los mit ihr?«
»Keine Ahnung«, antwortete eine andere Stimme.
»Sollen wir einen Krankenwagen rufen?«
»Keine Ahnung.«
Haven schlug die Augen auf. Neben ihr knieten zwei Männer. Der erste, in einem marineblauen Anzug, war derjenige, den sie in dem Geschäft auf der Elizabeth Street gesehen hatte. Der zweite war der Mann in der Khakihose aus dem Lesesaal.
»Wer sind Sie?«, fragte Haven, während sie aufstand und
Weitere Kostenlose Bücher