Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
sich das Laub von den Kleidern schüttelte. Im Westen leuchteten die letzten orangefarbenen Sonnenstrahlen wie ein loderndes Feuer, und in den Villen um den Park brannten Kronleuchter. Nur die verriegelten Fenster der Ouroboros-Gesellschaft waren dunkel.
»Wir sind gerade hier am Park vorbeigekommen und haben gesehen, wie Sie in Ohnmacht gefallen sind. Sind Sie krank? Sollen wir Sie nach Hause begleiten?«
»Wohnen Sie hier?«, fragte Haven.
Der Mann in der beigefarbenen Hose warf seinem Begleiter einen flüchtigen Blick zu. »Nein«, antwortete er.
»Danke für Ihre Hilfe, aber mir geht es schon wieder gut. Ich muss jetzt wirklich weg«, sagte Haven. Ihre Beine waren noch ein wenig steif, aber sie humpelte, so schnell es ging, zum Ausgang. Irgendetwas stimmte da nicht. Wie waren die Männer in den verschlossenen Park gelangt, für den nur Anwohner einen Schlüssel bekamen?
»Warten Sie!« Einer der Männer holte sie ein. »Wo wohnen Sie?«
»Brooklyn«, log Haven, während sie das Tor des Parks aufzog und auf ein Taxi zueilte, das ein Stück weiter am Straßenrand stand. Als das Taxi losfuhr, spähte Haven durch die Heckscheibe. Die beiden Männer standen auf dem Gehweg und sahen ihr nach, wie sie die Zwanzigste Straße hinunter verschwand.
Als sie die Washington Mews erreichten, überprüfte Haven die Straße flüchtig auf Paparazzi, bevor sie auf das kleine weiße Häuschen zusprintete und an die rote Tür hämmerte. Schwere Schritte näherten sich durch das Wohnzimmer.
So wie er von der Türschwelle auf sie herabstarrte, wirkte Iain plötzlich viel größer und kräftiger, als sie ihn in Erinnerung gehabt hatte. Seine Augen waren blutunterlaufen und leuchteten in einem fast unwirklichen Grün. Er war unglaublich schön und Furcht einflößend zugleich – genau wie Ethan Evans auf den Bildern in dem Album.
»Wo warst du?«, schimpfte Iain. »Ich hab alles nach dir absuchen lassen.«
»Du zuerst«, entgegnete Haven schnippisch. Als sie sich an ihm vorbei ins Haus drängte, stellte sie verwundert fest, dass sie sich ihm am liebsten in die Arme geworfen hätte. Er wirkte so besorgt. Es fiel ihr schwer, zu glauben, dass das alles nur gespielt sein sollte. »Wo warst du denn heute?«
»Ich bin hier nicht derjenige, der krank ist.«
»Zu deiner Information«, sagte Haven. »Ich war spazieren.«
Er folgte ihr ins Wohnzimmer. »Ich dachte, ich hätte dir gesagt, dass du heute Nachmittag hierbleiben sollst.«
»Und mich von deinem Gorilla babysitten lassen? Ich hatte zu tun.« Sie wagte nicht, ihn anzusehen. Sie durfte nicht zulassen, dass ihre Wut verrauchte.
»Bist du bei der Ouroboros-Gesellschaft gewesen?«
Haven sagte nichts. »Ja«, gab sie schließlich zu. »Aber nicht lange. Die Person, mit der ich dort reden wollte, war nicht da.«
»Und, willst du noch mal hin?«
Haven zuckte mit den Schultern. »Eher nicht. Ich fand’s irgendwie gruselig da. Es war überhaupt nicht so, wie ich es in Erinnerung hatte.«
»Hab ich dir doch gesagt.«
»Ja, aber manches muss man eben einfach selbst rausfinden. Und ich bin bestimmt nicht nach New York gekommen, um mich wie eine Fünfjährige behandeln zu lassen. Ich will mich nicht die ganze Zeit beobachtet fühlen müssen. Ich kann genauso gut wieder gehen, das ist dir doch wohl klar, oder?«
Die Drohung wirkte, und Iains Wut schien regelrecht aus seinem Körper zu strömen. Er griff nach Havens Hand. »Ich mache mir doch bloß Sorgen. In Rom bist du schließlich ohnmächtig geworden und du warst immer noch nicht beim Arzt.«
»Mir passiert nichts«, sagte Haven und entriss ihm ihre Hand.
»Aber es gibt hier so viele schlechte Menschen«, entgegnete Iain leise. »Du musst vorsichtig sein. Manchmal ist es schwer, sie von den anderen zu …«
»Schlechte Menschen gibt es überall, Iain. Und so langsam lerne ich auch, wie man sie erkennt.«
Haven fühlte das Handy in ihrer Tasche vibrieren. Sie nahm es heraus und klappte es auf. Es war eine SMS von Beau.
Und, meinst du immer noch, er ist gefährlich?
»Was ist los?«, erkundigte sich Iain.
»Ach, nichts«, erwiderte Haven und löschte schnell die Nachricht.
KAPITEL 40
D as ganze Haus war von Blumenduft erfüllt. Auf jeder freien Fläche standen Vasen mit den herrlichsten Blüten darin. Außerhalb eines Gartencenters oder Friedhofs hatte Haven noch nie so viele Blumen auf einmal gesehen. Sie hatte Iain gebeten, unten auf der Couch zu schlafen, aber er hatte sich anscheinend nicht gänzlich von ihr
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