Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
den Kessel auf den Herd stellte und das Gas andrehte.
»Das ist doch nur Tratsch, Haven. Wie wär’s, wenn wir uns erst mal an die Fakten halten?«
»Von mir aus.«
»Na ja, auf jeden Fall hab ich ein paar ziemlich interessante Sachen über Marta Vega rausgefunden. Zunächst mal ist sie Mitglied der Ouroboros-Gesellschaft.«
»Das hab ich mir schon gedacht«, sagte Haven. »Ich hab die Präsidentin der Gesellschaft über sie sprechen hören.«
»Und drogensüchtig.«
»Weiß ich auch schon. Hast du irgendwas über Marta und Iain rausgefunden?«
»Nichts Wasserdichtes. Aber sie scheinen ziemlich gut befreundet zu sein.«
»Ich frage mich …«, fing Haven an.
»Was?«
»Na ja, Ethan hat doch Constance mit einer gewissen Rebecca Underwood betrogen, weißt du noch?«
»Klar.«
»Ich frage mich, ob wohl irgendeine Verbindung zwischen Rebecca und Marta besteht. Iain hat mir erzählt, dass einige Menschen sich in ihren verschiedenen Leben immer wiederfinden.«
»Also bist du dir jetzt sicher, dass Ethan untreu war?«
Allein der Gedanke ließ Haven zusammenzucken. »Bei Ethan weiß ich es nicht hundertprozentig, aber Iain Morrow ist zumindest in diesem Leben ein verdammter Lügner und Betrüger.«
»Wirklich? Erzähl!«
Der Kessel begann zu pfeifen, und Haven riss ihn von der Flamme. »Könntest du dir vielleicht ein kleines bisschen Mühe geben, nicht ganz so begeistert zu klingen, Beau? Das hier ist immerhin mein Leben, nicht irgend so eine Promi-Klatschsendung.«
»Tschuldigung.«
»Angenommen.« Haven atmete tief durch und goss sich Kaffee auf. »Also, ich bin Iain gestern Abend gefolgt. Er hat mir erzählt, er würde mit seinem Anwalt essen gehen, aber stattdessen war er bei einer Kunstausstellung, und da hab ich ihn mit Marta gesehen. Hat sie von oben bis unten begrabbelt.«
»Nein! So eine Schlampe!«
»Sie ist keine Schlampe.« Überrascht stellte Haven fest, dass sie keinerlei Hass auf Marta verspürte. »Eigentlich ist sie sogar ziemlich cool.«
»Ich meinte ja auch Iain.«
»Oh. Okay. Tja, richtig verrückt wurde es dann jedenfalls, als ich Marta draußen hinter der Galerie direkt in die Arme gelaufen bin. Und jetzt kommt’s, Beau: Sie meinte, sie hätte die Ideen für ihre Bilder aus ihren Visionen. Ich konnte nicht viel nachfragen, aber ich glaube, sie könnte das Mädchen sein, von dem Leah Frizzell gesprochen hat – diejenige, die mir die Wahrheit zeigen soll.«
»Puh, das nenn ich mal abgefahren«, sagte Beau. »Und, willst du jetzt über deinen Schatten springen und mit ihr reden? Soll ich dir sagen, wo sie wohnt? Ich weiß die Adresse.«
Haven wünschte, sie hätte eine andere Wahl. »Ah ja, genau was ich mir für heute vorgestellt hatte – ein nettes Pläuschchen mit der Geliebten meines Freundes.«
»Du musst ja nicht hingehen, Haven«, erinnerte Beau sie. »Ich weiß, dass ich dir mit Frances Whitman und den Ouroboros-Leuten ziemlich auf die Nerven gegangen bin. Aber das hier ist was ganz anderes. Du musst das nicht machen. Komm nach Hause, wann immer du dazu bereit bist.«
»Klar – und die nächsten sechzig, siebzig Jahre kann ich dann nicht mehr in den Spiegel gucken, weil ich so ein Feigling gewesen bin, oder was?«, schnaubte Haven. »Danke, nein. Ich muss rausfinden, was hier gespielt wird, bevor ich zurückkomme. Und wenn das bedeutet, dass ich Marta Vega einen zivilisierten Besuch abstatten muss, dann soll es eben so sein.«
»Aber was, wenn sie nicht mit dir reden will?«, wandte Beau ein.
Haven dachte an das traurige, einsame Mädchen in der Gasse. »Marta wird mit mir reden«, versicherte sie ihm. »Ich habe das Gefühl, dass sie froh ist, überhaupt mit jemandem reden zu können.«
Das Gebäude an der Ecke White und West Broadway war eine hundert Jahre alte Werkzeugfabrik, die für die Art von Leuten renoviert worden war, die sich nie in ihrem Leben die Hände schmutzig machen mussten. Es war sechs Stockwerke hoch und fast so lang wie ein ganzer Block, trotzdem standen nur sechs Namen auf dem Klingelschild. Haven drückte auf VEGA und wartete. Eine Minute später klingelte sie noch mal, und schließlich erklang eine Stimme über die Gegensprechanlage.
»Haut ab!«, fauchte sie.
»Marta?«, sagte Haven hastig in den Lautsprecher. »Ich heiße Haven Moore.«
»Haut ab, hab ich gesagt«, wiederholte die Stimme. Sie klang erschöpft.
»Marta, bitte. Wir haben uns gestern Abend in der Galerie kennengelernt. Ich muss mit dir über deine Visionen reden. Es
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