Nichts kann ich mir am besten merken (German Edition)

Polen »niemiecki« und Ungarn »német«.
    Als wäre das alles noch nicht genug, kommen jetzt noch Finnen und Esten ins Spiel, die offenbar vorrangig an Sachsen denken, wenn sie Deutsche meinen, denn die nennen uns und unser Idiom »saksa«. Schockschwerenot, da durchfährt mich ein schlimmer Gedanke: Ob für Esten und Finnen Deutsch genauso schlimm klingt wie für Deutsche Sächsisch? Dann wäre bei meinem nächsten Finnland-Besuch mein Schweigen so eisern wie einst der Vorhang an der Grenze zu Russland.
    Zum Schluss dieser kleinen Sprachreise noch ein Kuriosum, das wie eine Cocktailkirsche auf der Sprachforschungstorte thront: Der englische Begriff »dutch« leitet sich zwar von »deutsch« ab – bezeichnet aber die Sprache der Niederländer. Ja, so eine Vielfalt aber auch! Machen Sie sich das bewusst, wenn Sie das nächste Mal an einem trüben Novembertag durch Deutschland gurken und Ihnen das hässliche Wort »eintönig« durch den Kopf schießen sollte. Oder ergötzen Sie sich an den Besonderheiten, die auf den Bundesautobahnen auf Sie warten.
    Wie? Sie finden alle Autobahnen langweilig und zum Verwechseln? Na, dann achten sie doch mal auf die kleinen Dinge, die selbst eine Fahrt auf ausgetretenen Pfaden besonders machen können. Wie wäre es zum Beispiel mit einer völlig verrückten Ausfahrt? Normalerweise verlässt man jede deutsche Autobahn nach rechts. Auf der A81 bei Gärtringen dagegen befindet sich der Exit zu ihrer Linken, auch am Kreuz von A8 und A60 bei Pirmasens gibt es eine ähnlich konstruierte Ausfahrt. Sinnvoll ist das nicht, denn auf der linken Spur sind ja im Regelfall die flotteren Fahrer unterwegs, die es ungern sehen, wenn ihr Überholmanöver durch sich verlangsamende Abbieger torpediert wird.
    In beiden Fällen waren zum Zeitpunkt des Ausfahrtbaus Autobahndreiecke geplant – und zwar dergestalt, dass der meiste Verkehr dem leicht links abknickenden Straßenverlauf gefolgt wäre. Aus beiden Anschlussautobahnen ist aber nichts geworden, deswegen fungieren die Dreiecke jetzt als normale Ausfahrt – nur eben auf der falschen Seite.
    Wenn Ihnen das noch nicht durchgeknallt genug ist, dann empfehle ich eine Reise über die A1 bei Saarbrücken oder den Berliner Stadtring. An beiden Autobahnen befinden sich jenseits der Standspur Bushaltestellen. In Saarbrücken dienten die Autobahnhaltestellen allein der Anbindung einiger Stadtteile, die mittlerweile aber von der Saarbahn erschlossen sind. In Berlin hingegen sind sie ein Relikt des kalten Krieges: Die Stadtautobahn wurde in weiten Teilen parallel zur alten Ringbahn und der darauf verkehrenden S-Bahn gebaut. Nun war der Betreiber der S-Bahn dummerweise die DDR-Reichsbahn. Von Westseite wurde befürchtet, dass diese bei der kleinsten politischen Verstimmung ihren Betrieb einstellt – deswegen wurde nach einem autarken Beförderungsmittel gesucht. BVG-Busse übernahmen schließlich parallele Fahrten zur S-Bahn und sorgten immer für ein großes Hallo, wenn sie sich im Schneckentempo wieder in den fließenden Autobahnverkehr einfädeln wollten.
    Im Vergleich zum quirligen Berliner Stadtring ist die A11 von der Bundeshauptstadt in Richtung Stettin die reinste Ödnis. Aber auch hier wartet ein kleiner Höhepunkt am Wegesrand: Eine Notrufsäule zwischen Berlin und Werbellin war im Jahre 2010 mit fast 200 Einsätzen die meistgenutzte ihrer Art bundesweit. Es mag vielleicht am technischen Zustand der polnischen Kfz auf dieser Autobahn liegen, dass gerade diese Säule zu einem wahren Renner wurde, aber diesen klischeebehafteten Gedanken bitte ich Sie selbst zu vervollständigen.
    Ein weiterer Rekord im Straßenverkehrswesen gefällig? Dann nutzen Sie bei ihrer nächsten Fahrt über die A96 doch mal die Ausfahrt Landsberg am Lech-West und erleben Sie im Kreuzungsbereich mit der B17 Deutschlands größten Kreisverkehr mit einem sagenhaften Durchmesser von 330 Metern. Sollte es sich tatsächlich um einen wahrhaften geometrischen Kreis handeln, ist die Strecke einmal drumrum stolze 1036 Meter lang. Falls der Kreisverkehr mal nicht mehr benötigt wird, kann man ihn immer noch für Sportwettkämpfe recyceln.
    Manchmal genügt es auch schon, sich einfach am Namen der Autobahn zu ergötzen. Weiter vorne habe ich ja schon geklagt, dass sich eine offizielle Nomenklatur bei den deutschen Autobahnen nicht durchgesetzt hat. Ein paar inoffizielle Bezeichnungen haben sich allerdings gehalten. Am bekanntesten dürfte die »Sauerlandlinie« sein, die A45 zwischen