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Nichts kann ich mir am besten merken (German Edition)

Nichts kann ich mir am besten merken (German Edition)

Titel: Nichts kann ich mir am besten merken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Frühling
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rasseln schon mal ein paar Einheiten zusätzlich auf ihre Telefonrechnung. Sollte sich ihre Gemeinde mit dem Gedanken tragen, eine Verschwisterung mit dem walisischen Rekordhalter im Bereich Ortsnamenlänge, nämlich Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch, anzustreben, ist aus Selbstschutz zu einer zeitnahen Intervention zu raten.
    Zu Beginn der Verschwisterungen europäischer Städte war der Weg oft noch etwas steinig. Als 1961 eine Delegation aus dem rheinischen Euskirchen zum ersten offiziellen Besuch ins französische Charleville-Mézières reiste, tat sie das auf Wunsch des deutschen Bürgermeisters in festlicher schwarzer Robe. Außerdem führte man einen Kranz mit sich, der auf dem Ehrenfriedhof der Ardennenstadt abgelegt werden sollte. Seltsamerweise dauerten die Kontrollen an der Grenze zum Transitland Belgien deutlich länger als üblich. Es stellte sich später heraus, dass die belgischen Grenzer in dem Bus mit dem Kranz und den schwarz gewandeten Delegationsmitgliedern eine geschmuggelte Leiche vermuteten.
    Die Stadt mit den meisten Partnerschaften in Deutschland ist übrigens Köln mit 21 Verschwisterungen; die größte Stadt ganz ohne internationale Partner ist Ulm. Entgegen der weit verbreiteten Meinung, die Idee sei erst zur Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg geboren worden, gab es auch schon in den Jahren davor vereinzelt solche Städteverbünde. Die erste offizielle Partnerschaft einer deutschen Stadt dürfte 1925 die zwischen Kiel und Sonderburg gewesen sein, allerdings gehörte die mittlerweile dänische Stadt bis fünf Jahre zuvor ohnehin noch zum Deutschen Reich. Deswegen wird die 1930 zwischen Wiesbaden und Klagenfurt geschlossene Vereinbarung oft als die erste wirkliche internationale Städtepartnerschaft gefeiert.
    Weil ich vorhin mal Görlitz erwähnt hatte, fällt mir gerade noch ein hervorragendes Spiel ein, mit dem man eine trübe Autobahnfahrt oder eine sich anbahnende Gesprächspause überbrücken kann. Das Spiel heißt »Interpreten und Städte« und geht so: Jeder muss reihum eine Stadt und einen Sänger oder eine Band finden, die sich kombinieren lassen. Möglichst viele Buchstaben des Interpreten hintereinander müssen sich mit denen der Stadt decken, die Wörter müssen quasi zusammendiffundieren. Ein ganz guter Treffer wäre zum Beispiel »Peter AlexAndernach«. Oder »Gunter GabRielasingen-Worblingen« (das ist im Kreis Konstanz). Etwas schwächer: »Dschingis KHannover«, wäre aber gültig. Da das Spiel verbal und nicht schriftlich gespielt wird, kommt es bei Interpreten aus dem englischen Sprachraum mehr auf die Aussprache an als auf korrekte Orthographie. Einer meiner Favoriten ist hier »Lenny KraWitzenhausen«. Oder eben – und deswegen kam ich drauf: »Spice Görlitz.«
    Wenn Ihnen die Interpreten ausgehen sollten, können Sie das Spiel auch umfunktionieren in »Berge und Städte«, allerdings klaue ich Ihnen hier schon die beste Idee aller Zeiten: »BackNanga Parbat«.
    So. Ein anderer feiner Zeitvertreib für Geo-Nerds ist das Bilden von Oxymora. Ein Oxymoron ist eine rhetorische Spielart, in der sich zwei einander widersprechende Begriffe gegenüberstehen. Lautes Schweigen zum Beispiel oder herrenloses Damenfahrrad. Das kann man auch herrlich in die Welt der deutschen Städte transferieren. Hier kommt meine Oxy-Top 10:
10.
liberales Fulda
9.
historisches Düren
8.
anheimelndes Suhl
7.
sonnenverwöhntes Siegen
6.
gepflegtes Köln
6.
pulsierendes Cottbus
4.
mondänes Salzgitter
3.
prosperierendes Gelsenkirchen
2.
zentrales Greifswald
1.
bodenständiges Westerland
    Für die wahren Cracks des Genres bietet sich außerdem die Anagramm-Herausforderung an. Also die Buchstaben eines Städtenamens so lange durcheinander zu würfeln, bis ein neues, möglichst sinnvolles Wort entsteht. Die Anagramm-Kaiserin unter den deutschen Städten ist das unscheinbare Bad Arolsen in Nordhessen, dem ich – für ein besseres Gelingen des Spiels – leider mal kurz den Kurort-Status aberkennen muss. Denn aus den Lettern Arolsens lassen sich zwei weitere, sogar weitaus bedeutendere Städte formen. Zum einen die italienische Provinzhauptstadt Salerno, zum anderen die französische Bischofsstadt Orleans. Färbt damit nicht sofort ein klein bisschen weltstädtischer Glamour auf den Nordteil des Kreises Waldeck-Frankenberg ab?
    Wahre Helden bewerkstelligen es, aus den Namen der Städte Anagramme zu bilden, die sogar noch zu den jeweiligen Orten passen. Wer zum

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