Nichts
geheimnisvolle Garage anzutreten oder die Flucht nach vorne. Entscheide mich für letzteres und stapfe beklommen hinterher. Die Lampe lasse ich besser mal an. Kontrolle, dass was der Hase so sehr braucht, besitze ich schon längst keine mehr, akzeptiere ich ernüchtert. Wir kommen durch einen breiten, leider wieder lichtlosen Gang, von dem aus einige offene Türen in ebenso dunkle Räume führen. Die Zwei laufen schnell, so dass ich immer nur kurz in die Zimmer hineinleuchten kann. Auf den ersten Blick ein völlig normales Haus; Küche, Esszimmer, ein kleines Badezimmer. Der Flur knickt dann links ab und wir erreichen offenbar unser Ziel. Drei Stufen führen hinab in einen großen Raum. Immerhin flackert hier wenigstens ein angenehmes, wenn auch gedämpftes Licht. Als ich den Raum als letzter betrete, erkenne ich die Quelle der Wohltat: einen offenen Kamin. Nun lege ich den Schalter meiner Mag um und schalte sie damit aus. Muss unbedingt Batterien sparen, wer weiß was noch kommt! Schaue mich sorgfältig um. Sollte mir den Rückweg merken.
Wir befinden uns in einer gelungenen Mischung aus Arbeitszimmer und Bibliothek. Die Wand rechts von mir besteht aus einem massiven Bücherregal, vollgestopft mit Wälzern, Fibeln und Publikationen. Über die gesamte Raumbreite und Höhe nichts als Bücher. Daneben, parallel zur Rückwand des Zimmers, ein breiter, antiker Schreibtisch mit schweren Füßen aus Gusseisen und einer polierten, schwarz glänzenden Marmorplatte, an deren Rand umlaufend irgendwelche Ornamente oder Zeichen eingraviert sind. Kann weder die Bücher noch die Symbole an der Tischkante identifizieren – dafür reicht das schwache Licht einfach nicht aus. Auf dem Tisch liegen unordentlich verteilt einige Papiere und Akten. Dahinter steht ein großer Lederstuhl. Der Boden ist auffällig rustikal. Breite Holzdielen, zwar ebenso wie die Tischplatte auf Hochglanz poliert aber ansonsten nichts zu der vorherrschenden Eleganz beitragend. Julie hätte sicher darauf bestanden, ihn durch Stabparkett zu ersetzen. Dominant ist der große, gemauerte Kamin, vor dem im rechten Winkel vier wuchtige Armsessel und ein kleiner, Kaffeetisch stehen.
Auf dem hinteren Sessel, so dicht wie möglich am Feuer, sitzt eine dunkle Gestalt. Ich kann sie nicht richtig erkennen, da das Kaminfeuer zuckende Gegenlichter erzeugt und den Mann immer nur schemenhaft freigibt um ihn dann sofort wieder buchstäblich in den Schatten zu stellen.
„ Haettet mih bee infomieen koennen “, nuschelt die Frau, während sie an die Sitzgruppe herantritt.
Sie spricht leise, so dass ich Schwierigkeiten hab, etwas zu verstehen. Allerdings würde hören wohl auch nichts nützen. Sie gibt fremdartige Laute von sich, einer mir bekannten Sprache weit entfernt. Einen Umlaut-Brei aus klicken und singen, was die Sache allerdings nicht annähernd korrekt zu beschreiben vermag. Da ich mit mathematischen Formeln halbwegs vertraut bin, glaube ich ansatzweise etwas Vergleichbares zu hören.
Zahlen oder Chiffren .
Möglicherweise aber auch ein arabischer Dialekt. Gut, dass kommt mir vermutlich nur aufgrund des Aussehens der Frau in den Sinn und trifft die Wirklichkeit genauso wenig – obwohl, eine gewisse Verwandtschaft wäre denkbar. Nervös suche ich den Schalter meiner Taschenlampe und lege den Daumen vorsichtshalber in Position.
„ mih bee infomieen “, antwortet der Mann, sich nun schwerfällig erhebend. Ohne weitere Laute wendet sich Dasy ab und läuft an uns vorbei die Stufen hinauf. Verschwindet - ganz offensichtlich ein wenig pikiert. Ich fühle mich fast schuldig, doch dann kommen mir ihre Augen wieder in den Sinn. Sofort mustere ich den Typ, der nun gebrechliche Schritte in unsere Richtung macht. Davonlaufen, so wie’s aussieht, kann ich ihm definitiv. Schwacher Trost. Die beiden Männer umarmen sich so, wie es gute, alte Freunde tun.
„Entschuldigen Sie die Aufregung, Mister Barron!“, wendet sich der Alte nun mir zu.
Spricht meine Sprache völlig Akzentfrei. Seine Stimme ist sehr angenehm, wie ich überrascht feststellen muss. Ruhig, souverän und tief.
„Kommen Sie bitte. Setzen Sie sich!“, zeigt er auf die Sitzgruppe neben dem Kamin. Dabei steht er in so einem Winkel zum Feuer, dass ich sein Gesicht jetzt deutlich erkennen kann. Automatisch starre ich als erstes auf die Augen und das, was ich dabei sehe, ist nicht beruhigend, wie ich Sekunden zuvor komischerweise noch gehofft hatte. Seine
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