Nichts
Atmosphäre?“
In diesem Moment fällt mir mit kaltem Schrecken Julie ein und das, was sie über diese seltsamen Wolken erzählt hatte.
„Ich versichere Ihnen, Mister Barron. Wenn ihre Leute im Dunkel nicht verrückt werden würden…, sie würden sämtlich schon morgen hierher ziehen.“
Mag ich bezweifeln. Wobei…, in einer Sache gebe ich ihm Recht. So wie sich die Weltlage derzeit darstellt, könnte es tatsächlich gesünder sein, sich in einer Festung zu verstecken. Abgeriegelt und beschützt von einer Privatarmee. Haben die leeren Augen etwa davon gewusst…, lange vor allen anderen? Langsam werde ich neugierig.
„Also wussten Sie, was mit der Welt geschehen wird! Sie haben sich genau auf diesen Moment vorbereitet. Die ganze EINAI-Anlage. Ist es das?“
„Mister Barron. Jeder wusste davon! Jeder Einzelne. Haben Sie selbst nicht vor einem Jahr ihre Sachen gepackt und sich in der Wüste verkrochen? Mitsamt Ihrer Familie? Alle sahen das Ende kommen – aber die Mehrheit hat es ignoriert. Verdrängt. Die Menschen haben wie der Hase vor der Schlange gekauert und gehofft, jemand würde die Sache für sie in Ordnung bringen.“
Wie Recht er doch hat. Ähnlich hatte ich seinerzeit argumentiert, als ich Julie und Leann davon überzeugen wollte, für eine Weile auf unsere Ranch zu ziehen und aus der Entfernung zu beobachten, was mit der Welt noch so alles geschehen wird.
„Vielleicht haben wir es etwas früher gewusst, das mag sein.“, räumt er vorsichtig ein und schaut dabei für einen Moment abwesend, in die Flammen.
„Erinnern Sie sich an unser erstes Gespräch, Brian?“, löst Barkley Nathan ab. „Sie fragten mich, was EINAI wäre, oder welche Leute so eine gigantische Anlage betreiben könnten. Und ich erklärte Ihnen, dass es sich dabei um Visionäre handelt, richtig? Menschen, die dieses Desaster schon seit Generationen kommen sahen, doch niemand wollte ihnen zuhören. Erinnern Sie sich?“
Ich schaue nun ebenfalls nachdenklich in den Kamin. Nur zu einfach gelingt es flammendem Feuer, mich abzulenken und auf eine Reise ins sorglose Nirgendwo mitzunehmen. Allmählich beginne ich, meine Furcht und Bestürzung aufzugeben. Mein Blick wandert daher etwas ungezwungener umher. Erst jetzt fallen mir so richtig die Gemälde und Kunstwerke auf. Sie werden durch das flackernde Licht förmlich angesteckt und entflammen so eine seltsame Magie. Dann wache ich wieder auf und mein Blick fällt erneut auf dieses seltsame Wesen mit dem wohlklingenden Namen Nathan de Noirbouclier, der nach wie vor irgendwie absent scheint.
„Ich werde Ihnen zuhören!“, unterbreche ich die Stille.
„Nun bin ich schon mal hier, also erzählen Sie. Sie gehören demnach einem aussterbenden Geschlecht an?“
Beide Männer schauen mich gleichzeitig völlig konsterniert an. Der Alte fängt sich am ehesten.
„Wie kommen Sie darauf?“
„Na ja. Sie erwähnten etwas von 'nur noch sechshundertsoundsoviel'.“
„Oh…, ja. Aber das bedeutet nicht, dass wir, so wie Sie vermuten, vom Aussterben bedroht wären, da haben Sie mich falsch verstanden. Ich meinte nur, dass unsere Augen das am meisten auffällige an uns wären. Das was uns augenscheinlich - wenn ich das Wortspiel in diesem Zusammenhang mal benutzen darf - von anderen Geschlechtern unterscheidet.“
„Und welcher Kontrast wäre dann weniger… augenscheinlich?“
„Es gab von uns noch niemals zuvor so viele wie im Moment! Und…, das könnte Sie vor diesem Hintergrund durchaus interessieren, Mister Barron - sie sind alle hier! Hier in Novus Seclorum. Alle 666.“
Nun verstehe ich die schiere Größe der dunklen Tiefgarage…, oder Stadt, wie es diese Leute wohl lieber hören würden. Neue Welt! Ich bin im Moment demnach im Welthauptquartier der rätselhaften Schwarzaugen?!
„Der neuen Welt?“, stammle ich.
„Ja!“
„Welche Unterschiede?“, fasse ich ungeduldig nach.
„Unsere Lebenserwartung!“, meint Barkley knapp.
Auffällig erscheint mir, dass der doch eigentlich sehr souveräne und dominante Mann, sich in Anwesenheit dieses de Noirbouclier sehr zurückhält. Sollte ich ihn tatsächlich schon beim ersten Treffen richtig eingeschätzt haben? Seine Stärke ist, sich an die grundverschiedensten Situationen perfekt anpassen zu können. Er wartet behutsam auf die richtige Gelegenheit und schlägt zurück, wenn sein Gegner dies längst nicht
Weitere Kostenlose Bücher