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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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oberhalb der Fahrgasse laufen mächtige Metallkanäle an der Decke. Offenbar Be- und Entlüftungsleitungen. Seit Minuten fahren wir tiefer und tiefer in dieses Bauwerk. Und immer, nach rund dreihundert Metern, dasselbe Spiel – bereits zum sechsten Mal eine scharfe Rechtskurve, quietschende Reifen, die auf der glatten Betonpiste angestrengt nach Halt suchen - und tiefer. Nun biegen wir, entgegen meiner festen Erwartung, plötzlich nach links ab.
       Im Lichtkegel der Scheinwerfer eröffnet sich mir eine bizarre Szenerie. Ich kann nicht alles erkennen, aber das, was ich erkennen kann, entzieht sich allem, was man sich so vorstellt.
       „Wir sind da!“, erklärt Barkley und öffnet die Tür.
       Bin mir nicht sicher, ob ich es ihm gleichtun möchte.
       Nachdem er ausgestiegen ist, beugt er sich runter und schaut zu mir in die Fahrgastzelle.
       „Kommen Sie Brian! Sie suchen doch nach Antworten, oder nicht?“
       Unsicher zucke ich mit der Schulter, greife mutig den Türgriff und ziehe dran. Dann stoße ich die Tür auf und werfe einen prüfenden Blick ins Dunkel.
       Mein Magen meldet sich - ein schlechtes Zeichen.
      
    „Wieso brennt hier kein Licht?“, kritisiere ich die Lage.
       Immer, wenn ein Mensch den Luxus seines Sehvermögens einbüßt - auch wenn nur für kurze Zeit - so wie in einer mondlosen Nacht, wird er ängstlich. Besonders in ungewohnter Umgebung. Im Wagen hatte ich damit noch nicht allzu viele Probleme, doch nun sieht die Sache schon völlig anders aus.
       „Wir brauchen kein Licht!“, meint Barkley, „Hier! Vielleicht fühlen Sie sich dann besser.“ und hält mir eine Taschenlampe entgegen.
       Instinktiv laufe ich vorne um den Wagen herum – an den hellen Scheinwerfern vorbei – um mir , insgeheim dankbar, sein Geschenk abzuholen. Eine schwere Maglight , wie sie von der Polizei oder Feuerwehr benutzt wird. Sofort schiebe ich den Schalter nach oben und mache Licht!
       „Wer sagt das?“, antworte ich Spitz und halte ihm das Ding zur Strafe blendend ins Gesicht.
       Barkley klopft zweimal mit flacher Hand auf das Wagendach und grinst mich dabei an. Langsam setzt sich das Fahrzeug wieder in Bewegung, dreht auf einer großen Wendeplatte um und fährt denselben Weg zurück, den wir gekommen sind. Ich schaue den roten Rücklichtern etwas wehmütig hinterher – als ob mich soeben ein guter Freund für immer verlassen würde. Er biegt mit schrillem Pfeifen, nach rechts ab und übergibt uns damit erneut der totalen Dunkelheit.
       Meine Knöchel werden weiß, so fest halte ich den geriffelten, kalten Griff der Mag! Ich hebe die Lampe etwas höher und schwenke sie langsam nach rechts. Wir befinden uns in einer riesigen Halle, soviel kann ich erkennen. Gut und gerne zehn Meter hoch. In einem Raster von rund zwanzig Metern stehen überall diese enorm mächtigen Betonpfeiler, soweit das Auge – oder das Licht meiner Taschenlampe – reicht. Die Temperatur, vor allem aber die Luft ist überraschend angenehm. Nicht im Entferntesten wie man es von einer Tiefgarage erwarten würde, müsste. Eher…, wie im Freien. Ich könnte schwören, frisches Gras und Blüten zu riechen. Zwischen den Pfeilern erkenne ich…, nein! Das ist niemals möglich.
       Häuser?!
       Kleine, schmucke Bungalows. Verdammt! Ich verfüge nur über ein sehr begrenztes Sichtfeld, trotzdem versuche ich eines dieser Gebäude einzufangen, indem ich die Mag nun gezielt von links nach rechts bewege. Plötzlich berührt mich etwas an der Schulter. Ich zucke instinktiv zusammen und reiße verängstigt die Lampe herum.
       „Kommen Sie! Wir sind spät dran.“
       Puh, nur dieser verdammte Affen-Barkley!
       Ist ja gut Brian. Beruhige dich. Er läuft entschlossen los und ich werde bestimmt nicht versäumen, ihm so schnell es geht zu folgen. Auch wenn ich den Mann nicht mag – im Moment ist er mein ein und alles. Ich richte das Licht auf seinen Rücken und trabe hinterher. Immer wenn ich mir der Richtung die er vorlegt, einigermaßen sicher bin, wage ich für ein paar Sekunden, die Lampe neugierig in die Dunkelheit zu richten. Wird mir sowieso niemand glauben, soviel steht fest. Wie auch. Kann es selbst ja nicht in Worte fassen, was ich da schemenhaft erkenne. So jedenfalls muss es aussehen, wenn in einer kleinen, schmucken Vorstadt - mitten in bewölkter, rabenschwarzer Nacht - der Strom ausfällt und kein noch so schwaches Lichtlein mehr funzelt. Bis auf die Betonpfeiler trifft es die Sache

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