Nichts
auf die Schulter. „Ich muss jetzt Julie anrufen!“
Dabei schaut er mich traurig an.
„Hab’ über’n Jahr nicht mit Leann gesprochen…“
„Bitte, ich möchte Julie erst drauf vorbereiten“, enttäusche ich, entschlossen jetzt nichts zu überstürzen, als ein weiterer markerschütternder Donner uns unterbricht, und nun auch einige meiner Zimmernachbarn neugierig aus ihren Verstecken treibt.
„Wir sehen uns später. Geh auf dein Zimmer und ruh’ dich ein wenig aus. Ich melde mich…“
Mo. 15. August 2016 21:18 Uhr
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Minus 002 Tage : 18 Stunden : 42 Minuten : 33 Sekunden
R auschen! Knistern und knacken, aber verstehen kann ich nichts. Nur Bruchstücke, hier und da ein abgeschnittenes Wort, zerrissene Splitter der so geliebten Stimme.
„Julie?“, rufe ich laut in den Hörer, „Julie, kannst du mich hören?!“ und warte einige Sekunden lauschend ab, ob sich an der Verbindung etwas bessert.
Nein! Muss an diesem elenden Elektrosturm liegen.
„Falls du mich besser hörst als ich dich, Schatz… Bei mir ist alles in bester Ordnung. Ich hab’ sogar ’ne Überraschung! Hallo? Julie!“, lärme ich ins Telefon.
Verdammt und zugenäht!
Was ist, wenn die Verbindungsprobleme nicht am Wetter liegen? Vielleicht gibt’s zuhause ein neues Übel, weitere Schwierigkeiten? Darf gar nicht dran denken! Was kann ich nur machen…
„Julie?“
Sinnlos! Ich kann nichts verstehen. Geneigt, das blöde Ding mit aller Wucht in die Ecke zu knallen, beherrsche ich mich und nehme einen weiteren Anlauf. Den fünften! Ich warte, bis sich die Verbindung aufbaut, behüte und geleite die Funkwellen in Gedanken vorsichtig bis hinauf zum Satelliten und rüber zur Ranch. Es klingelt… aber das ist nichts Neues. Da ist es wieder! Dieses grausige, leere Rauschen...
In diesem Moment fällt mir Robert ein! Junge Leute können mit solchen Dingern bestimmt besser umgehen als ein alter Knacker wie ich. So springe ich auf, spurte zur Tür, ohne dabei den Hörer vom Ohr zu nehmen und bete inständig, dass er noch nicht allzu weit weg ist – ich ihn auf jeden Fall irgendwo in der Nähe noch finden kann. Reiß die Tür auf und…
Da steht er.
„Hi!“, druckst er rum.
„Was…?“, wundere ich mich. „Ach, egal! Kennst du dich mit diesen Dingern aus?“, will ich stattdessen eilig wissen und reibe ihm das Telefon unter die Nase.
Er wirft einen prüfenden Blick drauf.
„Nein. Leider nicht. Liegt außerhalb meines Budgets. Wieso?“
„Hier…“, drücke ich ihm das Teil in die Hand. „Hör selbst!“
Für einen Moment hebt er die Hörmuschel ans Ohr und konzentriert sich angestrengt.
„Das ist das Wetter!“, brummt er. „Hundert Prozent!“
„Meinst du wirklich?“, suche ich nach Ratifizierung.
Immerhin würde diese Antwort mich für einen Moment beruhigen. Für die Störung eine plausible, vor allem aber harmlose Erklärung liefern.
„Ziemlich sicher!“, bestätigt er. „Für eine Satellitenübertragung braucht zumindest einer Zugang zu ’ner Richtfunkanlage. Und die fallen bei schlechtem Wetter gerne mal aus…“
„Okay, wenn du meinst“, entspanne ich mich und drehe auf dem Absatz um.
Greife, durcheinander wie ich bin, nach der Klinke und will die Tür schon zu machen als mir einfällt: „Oh, sorry! Komm!“
Dann werfe ich das Telefon vorsichtig aufs Bett.
„Was machst du eigentlich noch da draußen?“, wundere ich mich.
„Weiß nicht…“, stottert er. „Hab seit langem wieder ein Stück meiner Familie zurück.“
Kann den Jungen verstehen. Gehe wortlos auf ihn zu, greife schroff nach seiner Schulter, um ihn mir zurecht zu legen und nehme ihn dann väterlich in die Arme. Von meiner plötzlichen Zuneigung überrascht, fehlen ihm offensichtlich die Worte. Mir nicht.
„Ich weiß genau was du meinst, Buddy!“
Dann lasse ich ihn, zugegeben etwas beschämt, wieder los. Bin nicht unbedingt ein begeisterter Männer-Hugger , nur wenn’s unbedingt nötig ist. Denke, dass hier ist so’n Moment.
„Okay!“, werde ich jetzt bestimmt.
„Ich hab’ Julie und den Kindern versprochen, am Dienstag nach Hause zu kommen! Setz dich wieder hin!“
Mit großen, feuchten Augen gehorcht er widerstandslos und beobachtet mich gespannt, wie ich auf und ablaufend meine Gedanken zu ordnen
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