Nichts
einen raschen Blick auf die Uhr. Gerade mal zehn Minuten vergangen.
„Was ist los, Junge?“, gähnt er mich aus einiger Entfernung an. „Was machen Sie die Esel scheu?“
„Pferde“, korrigiere ich sein Englisch.
Er braucht einige Sekunden um zu begreifen. Als er dann vor mir steht, deute ich mit dem Kopf auf die CT’s.
„Ich will da rein!“
Er dreht sich um, schaut auf die Geräte und kratzt sich am Kinn: „Was wollen Sie da drin? Ihren Schlaf nachholen?“
„Wieso? Ich denke, damit sehen die Mönche Dinge, die wir nicht sehen…“
„Sie wollen sehen, was Bintoché und die anderen sehen?“, beginnt er zu verstehen. „Na… dann kommen Sie mal mit.“
Er schlurft los und verschwindet zu meiner Überraschung hinter diesen Geräten.
„Kommen Sie schon!“, nuschelt er. „Erst die Mulis aufschrecken und jetzt trödeln…“
Er setzt sich gequält vor einen großen Bildschirmtisch, der auf mich im ersten Moment wie das Mischpult eines Soundstudios wirkt und betätigt ein paar Knöpfe und Schalter. Mit einem spitzen Zing blitzt der überdimensionale Monitor auf. Seltsame Diagramme, Tabellen und Farbpaletten erscheinen.
„Also, wenn Sie unbedingt in’s CT wollen, können wir das natürlich arrangieren“, unterrichtet er mich geduldig, „…aber für gewöhnlich benutzen wir die Dinger nur, um festzuhalten, welche Bereiche des Gehirns in der meditativen Phase aktiv sind und welche nicht. Das hat recht wenig mit dem zu tun, was Sie wollen…, wenn ich mich nicht irre.“
Er schaut mich naseweis an und grinst.
„Was sagten Sie, sei Ihr Fachgebiet?“
Alter Schwede, muss ich nun selbst grinsen.
„Barkley sagte, Laien seien nicht dazu in der Lage, die Informationen wissenschaftlich auszuwerten. Ich bin Teilchenphysiker…, also lassen Sie es mich versuchen!“
„Ah… Teilchenphysiker. Von mir aus“, stöhnt er gelangweilt. „Damit wären Sie… ich glaube der Zehnte, der sich plötzlich für einen tibetischen Mönch hält. Kommen Sie! Setzen Sie sich dort drüben an den Tisch.“
Nun stößt Barkley dazu, im Schlepptau zwei der angesprochenen Mönche. Ein kurzer Blick von Bintoché, ich erkenne ihn an seiner auffälligen Brille, sagt mir, dass auch meditationserfahrene Buddhisten ab und zu schlafen möchten. Wie weggeblasen ihre typische Gelassenheit. Kurz darauf folgen noch weitere Mitarbeiter - aus Johansson’s Wissenschaftsteam, wie ich vermute. So langsam wird’s also ernst.
Die Männer folgen automatisierten Abläufen. Jeder hier weiß scheinbar genau, was er zu tun hat und keiner von ihnen schenkt mir nähere Aufmerksamkeit. Bis auf die zwei Mönche. Sie stehen ruhig und konzentriert in ihren roten Kutten neben mir, die Hände vor’m Bauch gefaltet und… starren mich an? Keine Ahnung. Brav auf meinem Platz thronend, winke ich Barkley herbei. Er kommt rüber, beugt sich ein wenig nach unten…
„Das EINAI von der Arbeit dieser Buddhisten profitiert, ist mir klar…“, flüstere ich ihm zu. „Aber, was haben die von der Arbeit mit uns?“
Barkley richtet sich auf und versucht, die richtigen Worte zu finden, offenbar hat er darüber noch nie so richtig nachgedacht. Da tritt der zweite Mönch an unseren Tisch und begrüßt mich mit einer leichten Verbeugung. Als Kyobpa, was Verteidiger oder Beschützer bedeuten würde, stellt er sich vor.
„Für uns Buddhisten ist es sehr wichtig, mit anderen zu teilen. Wir versuchen niemals zu missionieren, sondern stattdessen unser Wissen weiterzugeben. Jeder der sich für den Buddhismus interessiert, ist uns willkommen. Als der Dalai Lama noch die Welt bereiste, waren seine Worte steht’s; ich bin nicht hier um ein oder zwei Menschen zu bekehren, sondern um meine Erfahrungen mit euch zu teilen.“
„Freut mich Sie kennen zu lernen!“, antworte ich und frage mich dabei, wie er mein Geflüster mit Barkley verstanden haben könnte.
Kyobpa legt mir, zu meiner Überraschung, sanft seine Hand auf den Kopf. Ich zwinge mich still zu halten. Vielleicht gehört das ja schon zur Prozedur.
„Du bist der, den sie als Messias erwarten.“
Mit großen Augen schaue ich ihn an. Was hat er da gerade gesagt?
„Nun Leute…“, zischt Johansson dazwischen und legt dabei vorsichtig zwei blutige Igel auf den Tisch.
„Jetzt macht euch mal fertig! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“
„Keine Sorge“,
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