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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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das Geringste mit Meditation, Buddhismus oder Tibet am Hut. Tut mir Leid. Ich bin Teilchenphysiker und damit so esoterisch wie ein Stein!“
       Hoffe das ist jetzt allen klar!

Mo. 15. August 2016  20:21 Uhr
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    I rgendwie erinnert mich die Anwesenheit von Robert an gute, alte Zeiten. An Zeiten, in denen noch alles so war, wie es eigentlich sein sollte.
       Leere die kleine Whiskeypulle mit einem letzten Zug und werfe sie dann klirrend auf den Haufen vor mir. Fast zehn leere Miniaturfläschchen liegen nun schon auf dem breiten Bett. Bin beschwipst, okay. Na und? Robert hängt verloren im Sessel, macht die Beine lang und hält sich deprimiert ebenfalls an einem Drink fest.
       „Ich vertrage eigentlich nicht viel!“, stellt er kritisch fest.
       „Kann mich noch gut dran erinnern“, bestätige ich ihn. „Ich auch nicht! Hab’ die letzten Jahre so gut wie keinen Alk…ol getrunken… merkt man!“
       „Jo! Aber irgendwie ein gutes Gefühl…“
       „Sollte aufpassen“, fällt mir ein. „Muss nachher noch zuhause anrufen…“
       „Vielleicht kann ich ja…“
       „Vergiss’ es!“, weise ich ihn leicht lallend an. „Muss’ die Lage erst mal checken!“
     
    Robert und ich hatten uns für halb acht in meinem Zimmer verabredet. Er war zum Glück so geistesgegenwärtig, etwas Essen - drüben vom Restaurant - mitzubringen. Vielleicht als kleines Friedensangebot. Jedenfalls war ich zu erschöpft, um in Streitstimmung zu sein und so beschloss ich, sein Angebot anzunehmen. Könnte aber auch am Hunger gelegen haben.
       Ob ich mich noch an Rinaldi’s Pizzeria am North Broadway erinnern könnte, fragte er mich und streckte mir den dampfenden Karton entgegen. Klar doch. Wenn die Zwei uns mal am Wochenende besuchten, sind wir bei Rinaldi, dem besten Italiener Chicagos, häufig zum Essen ausgegangen. Die hier schmecke noch besser, sollte ich ihm glauben. Und er hatte Recht. Während wir uns also gemeinsam über 'die hier' hermachten, wunderte ich mich erneut – ohne zu einem Ergebnis zu gelangen – wie es diesen Typen möglich wäre, eine derartig abwechslungsreiche und gute Küche auf die Beine zu stellen – in Zeiten wie diesen.
       Nach dem ersten Schnaps sind wir uns dann allmählich wieder näher gekommen. Wie früher. Vater Sohn. Na ja, fast! Eine Sache stand noch immer zwischen uns. Und ich musste sie klären. So ließ ich ihn berichten und dort fortfahren, wo wir am Morgen unterbrochen wurden…
     
    „Ich hatte also kaum ausgepackt, bekam den Judas-Kodex noch nicht mal zu Gesicht, da sollte ich auch schon an einer weiteren Ausgrabung als Berater teilnehmen. Dieses Mal flogen wir in den Irak zur antiken Stadt Ur in der Nähe von Al Basra. Man erzählte mir, Ur sei der Geburtsort von Abraham und die Wiege der Zivilisation. Tonnen von Altertümern lägen hier begraben, weit über viereinhalbtausend Jahre alt, womöglich ebenso bedeutend, wie das ägyptische Gizeh. Dort wäre ein weiterer mysteriöser Kodex aufgetaucht.“
       Er macht eine Pause, starrt mit leerem Blick auf seine Flasche, führt sie an den Mund und leert sie in einem Zug. Nachdem er sie salopp auf den Haufen wirft, steht er schwerfällig auf, marschiert zielbewusst zur Minibar und holt sich Nachschub.
       „Das grauenhafte dabei war der Flug!“
       „Flugangst?“
       Müde lächelt er über meine Bemerkung.
       „Flugangst? Nein!“
       Dann macht er’s sich wieder bequem, schraubt den Deckel ab und fragt salopp.
       „Du hast nicht zufällig Zigaretten?“
       Schüttle den Kopf. Enttäuscht widmet er sich dem Wodka.
       „Unsere Flugroute führte Richtung Westen. Alaska, Sibirien und Japan, wo wir Zwischentanken mussten, China, Indien, Oman, Saudi Arabien… Wir flogen mit der alten Antonow AN-70 . Vielleicht hast du sie oben am Flughafen ja gesehen?“
       „Nicht das ich wüsste.“, wanke ich.
       „Ein verdammtes Höllenteil, sage ich dir. Wegen des Propellerantriebs ist sie in der Lage, sehr weit - außerdem sehr tief zu fliegen. Na ja, was soll ich sagen. Alaska war schon ein Albtraum. Warst du schon mal in Alaska?“, wirft er mir rüber.
       „Nein, leider noch nie.“
       „Früher konnte man dort in zwei Stunden mehr Wildtiere sehen, als in einem ganzen Leben in Illinois. Das, was wir allerdings zu Gesicht bekamen, war… Wir flogen streckenweise den Yukon entlang…,

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