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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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Big Bang noch eine einzige Kraft waren und sich erst nach einer möglichen Abkühlungsphase in diese drei bekannten Kräfte aufgespaltet haben. Allerdings ist dies bislang eine dürftige Annahme, da Zustände in denen man diese Kraft erzeugen könnte, tatsächlich nicht herstellbar sind. Uns fehlen schlicht und ergreifend entsprechend große, ja gigantische Teilchenbeschleuniger.
       Ich versinke mal wieder in Details.
       Aber eben genau auf diesen Punkt hatte sich die Forschung meines Teams konzentriert. Was mich dabei so ruhelos macht, ist die Tatsache, dass wir bei unseren Versuchen im Beschleuniger etwas entdeckt hatten, was sehr seltsam ist…
      
    „Pass auf!“, weckt mich Julie mit einem harten Stoß an meinen Schenkel.
       Als ich wieder klar bin, erkenne ich auch sofort die vor uns liegende Abzweigung und trete mit aller Wucht auf die Bremsen.
       „Ups!“, kontere ich erleichtert. „Nichts passiert!“
       „Wo bist du denn schon wieder?“, schimpft sie und schüttelt den Kopf.
       „Alles okay!“, beruhige ich und stoße vorsichtig ein paar Meter zurück. An dieser Abzweigung nämlich müssen wir auf den Vierziger abbiegen, wollen wir der Zivilisation heute noch näher kommen. Der I-40 verbindet die Ost- mit der Westküste und dient deshalb seit jeher vorrangig dem Transport- und Durchgangsverkehr, womit er in letzter Zeit nicht mehr stark frequentiert wird. Was mir im Moment durchaus gelegen kommt, da noch nicht sicher, ob ich schon ganz wach bin.
       „Sandverwehungen!“, bemerkt Julie und hält mich damit von einem weiteren geistigen Drift ab und in der Realität fest.
       „Stimmt… Dem Straßenbauamt scheinen die finanziellen Mittel ausgegangen zu sein. Wer hätte das gedacht!“ 
       „Schau mal Stephan. Ein Zug!“, stößt Julie überrascht aus und fuchtelt dabei wild rum. „Sieh mal wie lang der ist…“   
       „Wo, wo?“, sucht der Junge und wird von seiner Mutter auf die passende Richtung hingewiesen. Parallel zum Vierziger verläuft nämlich eine alte Bahnlinie. Die Hauptverbindung der Santa Fee Railroad zwischen Kalifornien und New Mexiko.
       Immerhin fahren noch Züge!
       Für mich ein positives Zeichen - nach dem bangen Gefühl des Funkausfalls. Der Junge versucht, die Wagons zu zählen und schafft dies mithilfe von Leann überraschend gut. Irgendwas um die Achtzig sind es wohl. Jedenfalls schnaufen fünf Lokomotiven angestrengt voraus, soviel kann ich erkennen.  
      
    Nach gut zwanzig Minuten trostloser Landschaft erreichen wir den Fünfundneunziger, auf den ich nun Richtung Süden abbiege. An der Kreuzung liegen drei große Tankstellen – Pilot, Chevron und Shell - die jetzt aber, so wie’s aussieht, brachliegen. Bei unserem letzten Stadtbesuch vor rund sieben Wochen sah das noch völlig anders aus.
       „Nicht gut!“, lasse ich Julie meine Gedanken wissen.
       Unsere Blicke treffen sich für einen flüchtigen Moment, wobei wir synchron die Stirn in Falten legen. Ich werfe einen diskreten Blick auf die Tankuhr.
       „Sieht ja finster aus!“, stellt Leann fest.
       „Wir haben die ganze Zeit noch nicht einen einzigen Lastwagen gesehen.“, versuche ich die Mädels zu beruhigen. „Ich denke, durch den Rückgang im Transportverkehr können Tankstellen kaum noch existieren.“
       Schweigend fahren wir weiter. Ich hoffe inständig, dass uns in der Stadt keine weiteren derart entmutigenden Überraschungen erwarten. Mittlerweile ist es kurz nach acht. Die Sonne knallt mit aller Gewalt durch mein Seitenfenster, so dass es schwer fällt, in der Spur zu bleiben. Doch das ist nicht weiter schlimm, da uns auch hier kein einziges Fahrzeug entgegenkommt. Der Highway jedenfalls schlängelt sich bergauf bergab für rund zwanzig Meilen durch eine staubige Wüste hindurch, um dann, auf dem letzten Hügel vor der Stadt, eine unerwartete Naturerscheinung freizugeben; den Colorado River. Wie aus dem Nichts erscheint dann immer eine tiefblaue, sich ausladend windende gigantische Schlange, die sich vom übrigen trostlos braunen Plateau erquicklich abhebt. Mitten in der Wüste sprudelndes Nass, wer würde so was erwarten?
       „Ach du Sch…!“, platzt es aus Julie heraus, welche die Bescherung als erste registriert.
       „Wo ist der Colorado geblieben?“
       Nun sehe ich es auch und nehme vor Erstaunen den Fuß vom Gas. Lasse den Wagen vorsichtig an den Straßenrand rollen und bleib stehen. Das hier ist beileibe einen genaueren

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