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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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aufeinander zu. Ja, wir fordern so einen Horrorcrash buchstäblich raus! Könnte man einen Teilchenstrahl mit dem bloßen Auge sehen, würde er tatsächlich einem Zug ähneln, nur viel kleiner natürlich. Einige Zentimeter lang und vielleicht ein Millimeter Durchmesser. In Wirklichkeit sehen sie natürlich nichts. Tatsächlich besteht ein einziges Paket aber aus vielen hundertmilliarden Teilchen. Und sechstausend dieser Pakete werden hier gleichzeitig im Kreis gejagt.
       Fünfzigtausend Mal pro Sekunde. Und um die nun wiederum auf ihrer Bahn zu halten, benötigen wir das größte und teuerste Kühlsystem das die Menschheit jemals gesehen hat. Es kühlt unsere Magnete, wie gesagt, auf exakt minus zweihunderteinundsiebzig Grad Celsius, damit sie in der Lage sind, den Zug exakt zu steuern. Dabei verbraucht die Maschine so viel Strom wie zweihunderttausend Haushalte. Den Strom produzieren wir nebenbei gesagt an Ort und Stelle selbst. Ebenso einmalig auf der Welt. Natürlich funktioniert in der Röhre alles ferngesteuert! Denn wenn die Anlage hochfährt, entsteht im Tunnel eine tödliche Strahlung. Ich würde Ihnen also nicht empfehlen, sich während einer Kollision da unten umzusehen, ha, ha! Dafür gibt’s den Kontrollraum. Von hier aus können wir alles beobachten und steuern. Damit die Strahlenpakete auch wirklich aufeinanderprallen, bedarf es tausender genauester Einstellungen. Alles Computergesteuert natürlich. Wenn wir zum Beispiel auf Injektion gehen, dann werden zwanzigtausend Magnete auf die richtigen Ströme gesetzt. Eine hochkomplizierte Angelegenheit. Sind die Strahlenpakete auf dem richtigen Weg, kreuzen sie sich an vier verschiedenen Punkten, das sind unsere Nachweisdetektoren. Und genau dort lassen wir es dann knallen. Jeder einzelne dieser Detektoren – ich sag immer Fotoapparat dazu - ist so groß wie ein mehrstöckiges Haus, vollgestopft mit neuester Elektronik. Fünfundfünfzig Meter lang, siebzig Meter breit und hundert Meter hoch. Kabel, Messgeräte, Platinen…, sieht aus wie eines dieser Raumschiffe in einem Science Fiktion Film, nur dass das hier nicht fliegen kann. Wobei… bin mir dabei nicht so ganz sicher! Wie auch immer, die Teilchenpakete treffen an diesen Stellen also aufeinander, wobei dann einige von ihnen zusammenstoßen und in tausend neue Teilchen zerstrahlen. Dabei wird es übrigens heißer als in der Sonne. Um genau zu sein, Zehnmillionen Billionen Grad. Kaum zu glauben, was? Na ja, das Ganze ist beinahe so wie bei unserem explodierenden Schnellzug. Die Kunst ist es, aus den verschiedenen Flugbahnen der Teilchen abzulesen, welche Teile das waren, nach dem Motto: Ups! War das da eben nicht der Arm von Passagier Miller? Entschuldigen Sie den kleinen Scherz. Aber im Prinzip trifft er die Sache recht gut. Makaber aber gut. Rund um den Kollisionspunkt liegen, fast wie bei einer Zwiebel, schichtweise immer größere Fotoapparate. Jede Schicht für eine andere Teilchensorte. Alles zusammen liefert dann dreidimensionale Fotos in HD Qualität. Uns entgeht nicht das kleinste Detail! Das, was 1954 von Georg Thompson, Niels Bohr und Werner Heisenberg erdacht wurde - mit einer Maschine der Natur die letzten Geheimnisse zu entlocken - wird uns hier mit unseren Superlativen gelingen… So meine Herren. Scheint so, als ob wir da wären!“
       Endlich!
       Besser hätte ich es Stephan auch nicht erklären können. Doch ich will jetzt nicht undankbar sein. Nur noch auf mein Zimmer. Kriege hoffentlich eins? Ja natürlich, was denn sonst könnte Carl mit Quartier gemeint haben.
       Gespannt öffne ich die Tür des Wagens und schwinge meine Knochen raus. Hole einen tiefen Atemzug und werfe dann einen Blick nach oben. Wir stehen vor dem pompösen Haupteingang eines zwei, fünf, zehn, zwanzig, rund dreißig stöckigen Gebäudes. Über der breiten Eingangstür prangert ein glänzendes, wuchtiges Symbol. Tippe mal, aus Edelstahl oder so was. Ein großes, poliertes Dreieck mit der Inschrift EINAI. Moment! Es ist natürlich kein Dreieck. Nein, klar. Wie kann ich es nur übersehen.
       Eine Pyramide!     
       „Was hat es mit dem ganzen Pyramidenkult auf sich, George?“, frage ich, während ich mich einmal um die eigene Achse drehe um mir das Areal in ganzer Pracht reinzuziehen.
       Forschungseinrichtungen, bezeichnete Carl diese Gebäude vorhin. Lieber Herr Gesangsverein! Prachtbauten würde ich sagen. Nun werden mir die Ausmaße erst wirklich deutlich. Verdammt noch mal. Mir ist immer

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