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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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So fern aller Sorgen und Problemen der Welt. Irgendwie irreal. Als ob nichts geschehen, und die Zivilisation noch in Takt. Träume ich? Bin ich in einem Märchenwald gelandet? Dem Nirwana der Physik?
       „Tja, alter Junge. Das ist dein neuer Arbeitsplatz!“
       Worte fallen mir dazu im Moment keine ein.
      
    „Die Gebäude, die Sie da hinten auf der rechten Seite sehen können, sind unsere Forschungseinrichtungen. Hier arbeiten und wohnen rund zweitausend Wissenschaftler aus der ganzen Welt. Natürlich nur die Besten! Unter ihnen… ich glaube…, etwa fünfzehn Nobelpreisträger. Ja, Fünfzehn… oder haben Sie auch einen?“, wobei er mich exkulpiert anschaut.
       Ich schüttle den Kopf.
       „Wir repräsentieren knapp 300 Universitäten aus gut 50 Ländern.“, fährt er beruhigt fort.
       Damit hatte George bereits geprotzt. Wie auch immer, kann meinen Blick kaum von der strahlenden Pyramide lösen. Sie zieht einen tatsächlich in den Bann. Unwirklich ist vielleicht das passendere Wort. Einer längst vergangenen Zeit scheint hier frisches Leben eingehaucht worden zu sein. Da hinten, auf der linken Seite, von hier oben aus der Ferne kaum zu erkennen, so etwas wie eine weitere Siedlung.
       „Und was ist dort drüben untergebracht?“, zeige ich neugierig auf betreffende Stelle.
       „Oh…“, reagiert Willow sichtlich verlegen.
       „Das ist Sperrgebiet. Bin selbst noch nicht dort gewesen. So was wie unsere Administration… Lassen Sie uns weiterfahren. Es wird Zeit, dass ich Sie in Ihr neues Quartier bringe“, beendet er, nun deutlich kürzer angebunden, unsere kleine Exkursion.
       Soll mir recht sein. Ich brauche schnellstens etwas Privatsphäre. Muss unbedingt dieses Sattelitentelefon testen und zuhause anrufen. Bin schon sechs Stunden unterwegs. Hoffentlich ist alles okay. Julie wird schon ungeduldig darauf warten dass ich mich endlich melde.
       Eine Pyramide!
       Was sind das nur für Verrückte?
       Nur noch ein viertel Stündchen, wie Carl versichert, als sich der Wagen – gleichzeitig mit Willow’s Mundwerk – erneut in Bewegung setzt. Ich weiß nicht, ob ihm jemand verraten hat, dass ich ein Physiker bin und in dieser Funktion seit Jahren an einem Teilchenbeschleuniger arbeite? Gearbeitet hab. Jedenfalls fühlt er sich ganz offensichtlich dazu berufen, mir wie einem Studenten im ersten Semester alles erklären zu müssen. In diesem Moment wird klar, dass seine Bestimmung so etwas wie einem Gästebetreuer oder Fremdenführer gleichen muss. Mit einem gewissen Grundwissen versorgt, das vielleicht einer Laienführung genügen mag, aber keinesfalls 'den besten Wissenschaftlern der Welt' neues verraten könnte. Es sei denn, ihr Fachgebiet wäre etwas anderes als Grundlagenphysik. Meine Gedanken versinken, tauchen ab in Erinnerungen an die gute alte Zeit. Höre unseren Guide nur noch durch einen löchrigen Schleier murmeln.
       „In der kreisförmigen Betonröhre befindet sich eine weitere Röhre aus Stahl und Magneten. Modernste Technik und Elektronik. Hier rasen schwere Teilchenpakete mit höchster Energie aufeinander zu. Nicht wie bei CERN oder Ihrem Institut, mit annähernder Lichtgeschwindigkeit, nein nein! Wir schaffen erstmalig Lichtgeschwindigkeit. Also das absolute Maximum! Der Zusammenprall erzeugt damit Zustände wie beim Urknall. In der Röhre ist es übrigens Kalt. Ich meine, wirklich sehr kalt. Um genau zu sein 1,9 Kelvin. Minus 271 Grad Celsius. Das ist um einiges kälter als da oben im Weltall. Die niedrige Temperatur ist wichtig, damit unsere Magneten funktionieren. Supraleitung. So bezeichnet man den Zustand, bei dem es keinen elektrischen Widerstand mehr gibt. Nur so erreichen unsere Magnete ihre maximale Leistung. Über zwanzigtausend dieser Magnete wurden hier als Bündel verbaut. Die Magnete selbst werden benötigt, um die Teilchenstrahlen zu bändigen und zu lenken. Würden sie nämlich nur minimal von ihrem geplanten Kurs abweichen, dann könnten sie die Stahlröhre, ohne auch nur das kleinste Problem, wie Luft durchdringen und zerstören. So ein Strahl, selbst wenn er derart unvorstellbar klein ist, dass man ihn selbst mit höchstentwickelten Messgeräten kaum noch wahrnehmen kann, hat beim Crash die Gewalt eines Schnellzuges. Stellen Sie sich vor, so ein Koloss auf Schienen rast mit sechshundert Stundenkilometer auf eine Betonwand! In unserer Röhre flitzen solche Teilchen entgegengesetzt - wie schon gesagt mit Lichtgeschwindigkeit -

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